Tet Arnold von Borsig
Vom engagierten Industriellen zum renommierten Fotografen
Arnold von Borsig (1899–1972) sollte der Erbe des zweitgrößten Lokomotivbau-Unternehmens der Welt werden. Erste praktische Erfahrungen sammelte er in der väterlichen Maschinenfabrik in Berlin. Während seines Studiums freundete er sich mit Theodor Haubach und Carlo Mierendorff an und war von den Ideen des Soziologen Eugen Rosenstock-Huessy begeistert. Er traf bedeutende Schriftsteller wie Carl Zuckmayer und Arnold Zweig. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in den USA brachte er Ideen zur Modernisierung der Firma mit, wurde jedoch durch die Weltwirtschaftskrise gebremst und stieg letztlich aus dem Unternehmen aus. Borsig erkannte früh die Gefahren des Nationalsozialismus. In seinem Berliner Salon trugen bis 1933 Wissenschaftler und Intellektuelle vor, die später emigrierten oder im Widerstand aktiv wurden, darunter Arvid Harnack und Wilhelm Röpke. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte er zunächst nach Italien, wo er seine Leidenschaft für die Fotografie entdeckte. 1939 zog er nach New York, wo er 1941 gezwungen war, mit seinen Fotos Geld zu verdienen, als deutsche Guthaben eingefroren wurden. Ab 1949, als amerikanischer Staatsbürger, konnte er wieder nach Deutschland und Europa reisen und dort veröffentlichen. Ernst-Friedrich Harmsen nutzt das Familienarchiv, um die Verflechtungen zwischen den Umbrüchen im Familienunternehmen und den politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts aufzuzeigen.

