Public discussions are a key element of modern societies and a basic requirement for democracies. The contributors of this volume analyse how public quarrels have influenced societies in the past.
In dieser detaillierten biographischen Studie zeichnet Hennig P. Jürgens die reformatorische Tätigkeit des polnischen Adeligen, Humanisten und Theologen Johannes a Lasco (Jan Laski) (1499-1560) in Ostfriesland (1542-1549) nach. Er schildert den Werdegang des europäischen Reformators zwischen Polen, Italien, der Schweiz und Nordwestdeutschland, zwischen Humanismus und Reformation. Zuerst stellt der Autor die faszinierende, wechselhafte Biographie a Lascos, seine Ausbildung, seine politische und kirchliche Tätigkeit in Ungarn und Polen, seine Teilhabe am Humanismus in Basel und Polen sowie seine Hinwendung zur Reformation vor. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Kontakten zu Erasmus von Rotterdam, dessen Bibliothek a Lasco erwarb, sowie auf der Beteiligung a Lascos am ungarischen Thronfolgekonflikt und auf der Begegnung mit Philipp Melanchthon und Albert Hardenberg. Anschließend schildert Henning P. Jürgens a Lascos Tätigkeit für die ostfriesische reformatorische Kirche und untersucht, wie a Lasco sich bemühte, diese gegenüber Täufern und Altgläubigen abzugrenzen und theologisch und organisatorisch zu einen. A Lascos Bemühungen einer theologischen Vermittlung zwischen den divergierenden Lagern der sich formierenden Konfessionen werden in ihrer theologischen und politischen Tragweite dargestellt und eingeordnet. Hier wird sein Briefwechsel zugrundegelegt, der im Anhang erstmals in einer Tabelle zusammengestellt wird und der a Lascos Korrespondenz mit den führenden Theologen seiner Zeit, darunter Melanchthon, Bullinger und Bucer, nachweist. Den Abschluß bildet die Entlassung a Lascos als Superintendent in Ostfriesland 1549 im Zuge des Interims.
Das frühneuzeitliche Europa erlebte eine erhebliche Zunahme von Mobilität, bedingt durch verbesserte Verkehrswege und technische Neuerungen seit dem Mittelalter. Religion hatte dabei sowohl hemmende als auch fördernde Auswirkungen auf Mobilitätsprozesse. Die konfessionelle Spaltung der lateinischen Christenheit und die darauffolgende Konfessionalisierung führten zu Migrationen in bislang ungekannter Größenordnung, einschließlich der Auswanderung ganzer Glaubensgemeinschaften nach Übersee. Zudem trugen wirtschaftliche Zwänge, Kriege, Hungersnöte, Handelsaktivitäten, akademische Ausbildung und adelige Standeserziehung dazu bei, dass Menschen unabhängig von ihrem religiösen Bekenntnis ihren Aufenthaltsort wechselten. Historische Forschung hat Religion und Mobilität oft getrennt betrachtet. Während die Konfessionalisierungsforschung Religion als Impulsgeber für Mobilität identifizierte, wurde der Zusammenhang mit anderen Mobilitätsformen häufig vernachlässigt. Die Beiträge des Bandes zielen darauf ab, religions- und migrationsgeschichtliche Ansätze zusammenzuführen und die Wechselwirkungen zwischen Mobilität und der Entstehung oder Auflösung religiös-konfessioneller Identitäten im frühneuzeitlichen Europa zu beleuchten.