Der von Irene Albers herausgegebene Band untersucht die Provenienz und die vielfältige Bedeutung des Kanaga-Zeichens, das seit 1977 als Signet des Verlags Matthes & Seitz dient. Er enthält Dokumente zur Geschichte der Dogon-Masken und deren Einfluss auf die afrikanische Identität, sowie Beiträge von Sylvie Kandé und Éric Jolly zur globalen Zirkulation des Zeichens.
Irene Albers-Richter Bücher






Der diskrete Charme der Anthropologie
Michel Leiris' ethnologische Poetik
Michel Leiris wird hier als Schlüsselfigur einer anderen literarischen Moderne neu interpretiert. Die Ethnologie dient als Spiegel für seine Schreib- und Lebensspiele im Kontext fremdkultureller Praktiken. Leiris (1901–1990), sowohl Surrealist als auch Ethnologe, agierte als Grenzgänger zwischen literarischer und wissenschaftlicher Welt. Er war ein früher Kritiker des Kolonialismus und stellte das europäische Literaturverständnis durch Sprachexperimente und radikale Selbstanalysen in Frage. Das Buch beleuchtet Leiris im Kontext des Surrealismus, der Vorlesungen von Marcel Mauss, des Musée d`ethnographie du Trocadéro, der Zeitschrift Documents und des Collège de Sociologie (1937–1939). Während der Mission Dakar-Djibouti (1931-1933) erlebte er, wie Andere sich entgrenzen, und stellte eine Reversibilität zwischen eigenen und fremden Erfahrungen her. Seine Konzepte von „Poesie“ und „Autobiographie“ entwickelt er im Dialog mit der Geheimsprache der Dogon und dem äthiopischen zar-Kult. Irene Albers verfolgt diese ethnologische Poetik bis zu den Weltliteraturprojekten der Nachkriegszeit und den bis heute relevanten Karibik-Diskursen, an denen Leiris früh beteiligt war. Ihre Studie trägt zu aktuellen Diskussionen über literarischen Primitivismus, Weltliteratur, Heteronomieästhetik und symmetrisierende Revisionen der Moderne bei.
Mit seinem vielseitigen Werk, das von Kunst- und Literaturtheorie über Philosophie, Soziologie und Religionswissenschaft bis hin zur Biologie und Mineralogie reicht, hat Roger Caillois (1913?1978) die Grenzen etablierter Disziplinen radikal in Frage gestellt. Davon zeugen nicht nur seine frühen, im Kontext des Surrealismus entstandenen Schriften zur Mimese, zum Mythos und zum Heiligen, seine im argentinischen Exil verfassten literarischen Essays und Reiseberichte, sein berühmtes Spiele-Buch und seine Meditationen zur Welt der Steine, sondern auch seine langjährige Herausgebertätigkeit und die theoretischen Arbeiten, mit denen er seinen transdisziplinären Ansatz unter dem Schlagwort der 'diagonalen Wissenschaften' als Theorie künstlerisch-wissenschaftlicher Forschung avant la lettre profilierte. Ausgehend von der Formel 'Logik des Imaginären', in der Caillois das zentrale Interesse seiner Forschungen zusammenfasst, eröffnen die beiden vorliegenden Bände eine bislang weitgehend ausstehende Diskussion über Caillois? facettenreiches Œuvre, vor dessen Hintergrund die Frage nach den möglichen Perspektiven und Grenzen künstlerischer Forschung näher in den Blick zu nehmen ist.00
Nach Szondi
Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin 1965–2015
Am Peter Szondi-Institut der Freien Universität Berlin wird seit fünf Jahrzehnten Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft gelehrt. Das 1965 für Peter Szondi eingerichtete Institut strebt eine Überschreitung der Nationalphilologien an. Szondi orientierte sich an der internationalen Komparatistik und der Frankfurter Schule und legte von Anfang an den Fokus auf Theorie. Diese Theorie war eng verknüpft mit der Aufarbeitung der Geschichte, die für den Holocaust-Überlebenden Szondi eine persönliche Bedeutung hatte. Durch die Verbindung von Theorie und philologischer Erkenntnis, Geschichtsphilosophie und Gattungspoetik schuf Szondi einen einzigartigen Raum für eine textnahe, theoretische und kritische Literaturwissenschaft. Die deutschsprachige Rezeption von Derrida und Lacan fand hier ihren Ursprung. Der Titel »Nach Szondi« thematisiert die Transformation von Szondis Konzept der Literaturwissenschaft nach seinem Tod und dessen historische Einordnung. Der vorliegende Band entstand aus einem kollektiven Experiment von Studierenden, die sich mit Archivalien und Ehemaligen des Instituts auseinandersetzten. Der erste Teil enthält unveröffentlichte Texte aus verschiedenen Epochen des Instituts, während der zweite Teil Rückblicke bietet, die das Institut als einen kontroversen Erinnerungsort darstellen. Eine ausführliche Chronik rundet den Band ab.
'Animismus' bezeichnet Praktiken und Ontologien, die die Natur und Objekte nicht objektiv, sondern subjektiv wahrnehmen und behandeln. Edward B. Tylor, der den Begriff prägte, sah Animisten als unfähig an, zwischen belebter und unbelebter Materie zu unterscheiden, was zu kolonialistischen Überlegenheitsvorstellungen führte. Der Begriff bezieht sich nicht auf eine Wiederbelebung, sondern auf eine notwendige Revision, die durch ethnologische Beiträge verdeutlicht wird, darunter ein Text des brasilianischen Ethnologen Eduardo Viveiros de Castro, der eine Welt mit vielfältigen subjektiven Positionen entwirft. Animismus wird als relationale Epistemologie oder Ontologie verstanden, die die Differenz von Natur und Kultur provoziert und nicht-menschlichen Akteuren Handlungsmacht verleiht. Paulo Tavares diskutiert, wie die Natur zum Rechtssubjekt werden kann, während das 'animistische Imaginäre' innerhalb der westlichen Moderne thematisiert wird. Bruno Latour hinterfragt, wie die Moderne Materie für tot erklärt und gleichzeitig den Animismus zum Schweigen bringt. Die Beiträge des Bandes nutzen das Animismus-Konzept als analytisches Werkzeug, um ethnographische Perspektiven auf Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Philosophie zu reflektieren. Der Band versammelt wissenschaftliche und künstlerische Beiträge aus der Konferenz und Ausstellung 'Animismus' im Haus der Kulturen der Welt.
Animismus
- 319 Seiten
- 12 Lesestunden
Der »Animismus« ist eine Erfindung der Ethnologie des 19. Jahrhunderts, geprägt auf dem Höhepunkt des europäischen Kolonialismus. Animisten bevölkern die unbelebte Natur mit Seelen und Geistern. Das erklärt man als eine die materielle Realität verkennende »Projektion«, durch die den Dingen und der Natur Leben und Handlungsmacht zugeschrieben wird. Animismus wird so zum Gegenbild moderner Wissenschaft, zum Ausdruck eines »Naturzustands«, in dem Psyche und Natur als ungeschieden gelten. Wenn sich letzthin ein neues Interesse am Animismus herausgebildet hat, liegt das nicht daran, dass der Begriff als wissenschaftliche Kategorie rehabilitiert wurde. Vielmehr ist die kategorische Trennung von subjektiver und objektiver Welt selbst in Bewegung geraten. Der Band versammelt zentrale Texte dieser Debatte, die hier erstmals einer deutschsprachigen Leserschaft zugänglich gemacht werden.
Fühlt weniger!
- 237 Seiten
- 9 Lesestunden
Muss man über alle Gefühle reden? Und welche Sprache und welche Geschichten benutzen wir dann dafür? Gibt es Empfindungen, die man gar nicht in Worte fassen kann? Kann man „echte“ von „falschen“ Gefühlen unterscheiden? Seit drei Jahren untersucht der interdisziplinäre Exzellenzcluster „Languages of Emotion“ der Freien Universität Berlin die Zusammenhänge zwischen Emotionen und der Art, wie sie in Sprache, Kunst, Literatur, Kultur und Alltag ihren Ausdruck finden. In der Installation „Am Schauplatz der Intimität. Eine Phantasmagorie“ von Hannah Hurtzig im Berliner Theater Hebbel am Ufer setzten sich vierzig Clusterwissenschaftler mit Gästen auf ein Schattenkarussell und sprachen miteinander über Angst, Altern, Besessenheit, Bewunderung, Coolness, Evolution, Melodrama, unechte Gefühle, unheimliche Orte, Zebrafinken und vieles mehr. „FÜHLT WENIGER!“ präsentiert eine Auswahl der interessantesten Dialoge, zwischen Sigrid Weigel und Winfried Menninghaus; Constance Scharff und Cord Riechelmann; Libgart Schwarz und Oliver Peters; Birgitt Rötter-Rössler und Hans J. Markowitsch; Gertrud Koch und Philipp Ekardt u. v. a. Mit Zwischenrufen von Eva Illouz. Inklusive DVD mit Film- und Tonausschnitten aus der Installation
Sehen und Wissen
Das Photographische im Romanwerk Émile Zolas