Der Katalog zur Ausstellung »Vom DP-Lager Föhrenwald nach Frankfurt in die Waldschmidtstraße« bietet Einblicke in eine bislang unbekannte Lebenswelt. Die Erinnerungen der Zeitzeugen sind geprägt von Wehmut über die Leiden und Trauer ihrer Angehörigen, aber auch von Dankbarkeit für die Liebe und Fürsorge, die sie erfahren haben. Viele Kinder aus Föhrenwald bilden bis heute eine eng verbundene Gemeinschaft und teilen ernsthafte sowie fröhliche Erinnerungen. Nach dem Wechsel der administrativen Zuständigkeit für das DP-Lager Föhrenwald im Jahr 1951 erlangte Theodor Oberländer, ein ehemaliger Nazi und in antisemitische Mordaktionen involvierter Täter, die politische Oberhoheit über das jüdische DP-Lager. Seine Karriere in der jungen Bundesrepublik spiegelt zahlreiche Nachkriegskarrieren im Beamten- und Justizapparat wider. Mit Unterstützung antisemitischer Kreise bewirkte er schließlich die Räumung des DP-Lagers zugunsten eines katholischen Siedlungswerks, das die Häuser Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland zuerkannte. Die Ausstellung zeigt, dass die neuen jüdischen Einwohner*innen in der Waldschmidtstraße Überlebende aus dem Osten Europas waren, die 1956/57 von bayerischen Behörden nach Frankfurt zugewiesen wurden. Keiner von ihnen wollte ursprünglich im Land der Täter bleiben; gesundheitliche, finanzielle oder berufliche Gründe hinderten sie jedoch an einer Auswanderung.
Iris Bergmiller-Fellmeth Reihenfolge der Bücher


- 2019
- 1995