J. D. Salinger
1. Januar 1919 – 27. Januar 2010
Jerome David Salinger ([ˈsælɪndʒər]; * 1. Januar 1919 in New York; † 27. Januar 2010 in Cornish, New Hampshire), meist abgekürzt als J. D. Salinger, war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der zu den einflussreichsten Autoren der amerikanischen Nachkriegszeit zählte. Weltberühmt wurde er durch seinen 1951 erschienenen Roman Der Fänger im Roggen (The Catcher in the Rye), daneben wurde er vor allem durch seine Kurzgeschichten bekannt. Ab den 1960er-Jahren publizierte Salinger nicht mehr und lebte bis zu seinem Tod von der Öffentlichkeit zurückgezogen.
Jerome David Salinger wurde am Neujahrstag 1919 in New York City geboren. Sein Vater Solomon Salinger, wobei der Familienname Salinger ebenso auf Salomon zurückgeht, kam aus einer jüdischen Familie litauischer Abstammung und verkaufte in New York koscheren Käse, nachdem er zuvor Rabbiner in einer Synagoge in Louisville, Kentucky, gewesen war. Sein Großvater väterlicherseits war 1860 in Tauroggen geboren und ebenfalls Rabbiner gewesen. Salingers Mutter Marie (geborene Jillich) stammte aus Atlantic, Iowa, und hatte schottische, deutsche und irische Vorfahren. Sie änderte ihren Namen zu Miriam und sah sich nach der Heirat mit Solomon Salinger als Jüdin. Bis zu seiner Bar Mitzwa wusste J. D. Salinger nicht, dass seine Mutter nicht jüdischer Herkunft war. Doris (1911–2001) war seine einzige Schwester.Salinger besuchte die private McBurney School in Manhattan und wurde anschließend von 1934 bis 1936 an der Valley Forge Military Academy in Wayne, Pennsylvania, ausgebildet. Als Verfasser von Filmkritiken und Herausgeber der Kadettenzeitschrift Crossed Sabres (dt. „Gekreuzte Säbel“) unternahm er erste schriftstellerische Versuche. 1937 hielt er sich fünf Monate in Europa auf, wo er auf Bestreben seines Vaters bei dessen Verwandten in Wien eine Ausbildung in einem Schlachtereibetrieb absolvierte, um sich auf das Erbe des väterlichen Importgeschäfts vorzubereiten. Der (unautorisierten) Biographie von Ian Hamilton zufolge ging er in Polen dem Stammbaum seiner väterlich-jüdischen Ahnen nach. In Wien soll er Schikanen gegen Bewohner des jüdischen Viertels miterlebt haben. 1938 immatrikulierte er sich am Ursinus College, in Collegeville im Montgomery County (Pennsylvania), daneben arbeitete er als Theaterkritiker und Kolumnist des Ursinus Weekly. In dieser Zeit nahm er an einem Kurs für das Schreiben von Kurzgeschichten teil. 1939 wechselte er an die Columbia University, New York, und veröffentlichte in dem einflussreichen Story-Magazin 1940 seine erste Kurzgeschichte. Insgesamt verfasste er in diesem Jahr zwei Kurzgeschichten, Die jungen Leute und Geh zu Eddie, die beide erst 2014 veröffentlicht wurden. Das College verließ Salinger ohne Abschluss. Im Sommer 1941 führte Salinger eine kurze Beziehung mit Oona O’Neill, die ihn jedoch für Charlie Chaplin verließ, den sie später heiraten sollte. Seine Beziehung mit O’Neill beeinflusste die Darstellung der Beziehungen zu Frauen in Salingers späterem Werk. O’Neill galt als Salingers „große Liebe“. Noch Jahrzehnte später äußerte sich Salinger öffentlich und abfällig über O’Neills Ehe mit Chaplin. In der Zeitschrift The Young Folks veröffentlichte er 1941 eine weitere Geschichte. Im darauffolgenden Jahr trat Salinger in die US-Armee (in das United States Army Signal Corps und in das Counter Intelligence Corps) ein und nahm seit Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg bis Kriegsende an fünf Feldzügen in Frankreich teil, so war er auch bei der Schlacht im Hürtgenwald im Herbst 1944 beteiligt. Zuvor, 1943, wurde er nach Maryland versetzt, im folgenden Jahr nach Devon (England), wo er im Rahmen der CIC-Einsatzplanung für die Ausschaltung feindlicher Sender zuständig war. Am 6. Juni 1944 nahm er als Spezialagent des 12. Infanterieregiments an der Landung in der Normandie teil. In dieser Zeit schrieb er die Geschichte Einmal in der Woche bringt dich schon nicht um, die erst 2014 veröffentlicht wurde. Bei seinem anschließenden Aufenthalt in Paris begegnete er dem damaligen Kriegskorrespondenten Ernest Hemingway, der ihm ein „verteufeltes Talent“ bescheinigte. Wahrscheinlich besuchte Salinger das KZ-Außenlager Kaufering IV – Hurlach kurz nach dessen Befreiung am 27. April 1945, wohl am 28. April, da er in seinem militärischen Dienst der Einheit der 4th Infantry Division zugeordnet war. Diese Einheit befand sich damals in der Nähe des durch die 12th Armored Division befreiten Konzentrationslager Kaufering IV. J. D. Salinger äußerte sich nie öffentlich zu seinen Erlebnissen in jener Zeit. Doch soll er nach dem Krieg eine Zeit lang wegen eines „front shock“ in psychotherapeutischer Behandlung gewesen sein. Seine Tochter, Margaret Salinger, veröffentlichte im Jahr 2000 einen Ausspruch ihres Vaters: You never really get the smell of burning flesh out of your nose entirely, no matter how long you live. („Du bekommst nie wirklich den Geruch von brennendem Fleisch aus deiner Nase, egal wie lange du lebst.“) Von der Bürgervereinigung Landsberg im 20. Jahrhundert gesammelte und u. a. durch deren Vorsitzenden Anton Posset veröffentlichte historische Dokumente legen nahe, dass J. D. Salinger das Konzentrationslager Kaufering IV kurz nach dessen Befreiung besuchte. Im Lager Kaufering IV wurden nicht gehfähige Insassen, die nicht auf einen Todesmarsch geschickt werden konnten, vor dem Heranrücken der alliierten Streitkraft bei lebendigem Leib verbrannt.Nach dem Zweiten Weltkrieg war Salinger, der gut Deutsch sprach, im fränkischen Gunzenhausen tätig, wo er nach seinem Ausscheiden aus der Armee als Zivilist für eine Abteilung des Nachrichtendienstes arbeitete. Möglicherweise schrieb er bereits in Gunzenhausen Teile seines Romans Der Fänger im Roggen. In Deutschland war er kurze Zeit mit einer deutschen Ärztin namens Sylvia Welter (Salinger selbst nannte sie „Saliva“) verheiratet. Kurze Zeit hielten sich die beiden in den USA auf; da seine Ehefrau sich aber dort nicht wohl fühlte, kehrten sie nach Deutschland zurück. 1946 veröffentlichte die Zeitschrift The New Yorker seine einige Jahre zuvor eingesandte Kurzgeschichte Slight Rebellion Off Madison, in der erstmals die Figur Holden Caulfield auftaucht, der später der Protagonist in Der Fänger im Roggen werden sollte. Am 31. Januar 1948 erschien A Perfect Day for Bananafish. Im Jahre 1950 lernte Salinger die Tochter des britischen Kunstkritikers R. Langton Douglas, Claire, kennen. In dieser Zeit begann er, sich mit den Lehren von Ramakrishna Paramahamsa zu beschäftigen. Das scheint aber zunächst ohne größere Auswirkungen auf sein schriftstellerisches Schaffen gewesen zu sein. Denn in dem dann im Juli 1951 fertiggestellten Roman The Catcher in the Rye, der nach dem Gedicht Comin’ Thro’ The Rye von Robert Burns benannt wurde, lassen sich keine Bezugspunkte zu Auffassungen von Paramahamsa finden. Im folgenden Jahr bereiste er Florida und Mexiko und bezog dann 1953 ein eigenes Haus in Cornish. Hier arbeitete er zurückgezogen mit seiner Lebensgefährtin. Im Februar 1955 heiratete Salinger die 19-jährige Psychologiestudentin Claire Douglas, mit der er zwei Kinder hatte: Margaret ( 1955), die ihre Erinnerungen an ihren Vater unter dem Titel Dream Catcher veröffentlichte, und Matthew ( 1960), der als Schauspieler und Autor mit seiner Familie in Connecticut lebt. Nach einer längeren Pause gab Salinger im September 1961 eine Kurzgeschichte und eine Novelle als Franny und Zooey in Buchform heraus. Zwei Jahre später erschienen zwei weitere Novellen als Raise High the Roof Beam, Carpenters and Seymour: An Introduction (dt. Hebt den Dachbalken hoch, Zimmerleute und Seymour wird vorgestellt bzw. Hebt an den Dachbalken, Zimmerleute und Seymour, eine Einführung). Seine letzte eigenhändige Veröffentlichung war die Geschichte Hapworth 16, 1924, die am 19. Juni 1965 im New Yorker erschien. Wurde den vorhergehenden Büchern immerhin noch ein gewisses Interesse seitens der Presse zuteil, so blieb Salingers letzte Geschichte größtenteils unbeachtet. Wie alle seine Veröffentlichungen nach Der Fänger im Roggen handelt sie von der Glass-Familie. Aufsehen erregte Hapworth 16, 1924 lediglich durch die Querelen um eine Veröffentlichung des Werkes in Buchform, von der immer wieder die Rede war, die letztlich aber von Salinger verhindert wurde. Angeblich existieren weitere unveröffentlichte Romanmanuskripte von Salinger.Zwei Jahre später ließ Salinger sich scheiden und hatte 1972 eine zehn Monate dauernde Affäre mit der jungen Yale-Studentin Joyce Maynard, die über diese Affäre später ihre Memoiren (At Home in the World) veröffentlichte. Ende der 1980er Jahre heiratete Salinger in dritter Ehe die Krankenschwester Colleen O’Neill. Im Jahre 1992 brannte sein Wohnhaus in Cornish ab. Am 27. Januar 2010 verstarb J. D. Salinger im Alter von 91 Jahren nach kurzer Krankheit in Cornish.