Berührungen: Manchmal sind sie selbstverständlich, manchmal sehr intim. Oft beiläufig, gelegentlich bewusst. Manche nehmen wir kaum wahr und erinnern uns nicht an sie, andere haben für immer eine Bedeutung. Manche sind intensiv oder gehen gar unter die Haut und andere wiederum gehen zu nahe, überschreiten Grenzen. Berührungen können berühren – und Berührungen sind keine »Einbahnstraße«. Berühren wir, werden auch wir berührt und damit unser Dasein. Berühren sucht nach einer Antwort, die wir in der Begegnung finden. Warum braucht der Mensch überhaupt Berührung? Was lernen wir aus der Pandemie, in der Menschen in Pflegeinrichtungen und Sterbende in Kliniken plötzlich keine Nähe und auch keine Berührung mehr erfahren durften? Was passiert, wenn wir emotional zu sehr berührt werden, und ist Abgrenzung oder aber Nähe das beste Rezept, um uns davor zu schützen? Tattoos von Verstorbenen Menschen gehen »unter die Haut«, sind eingeprägt wie die körperlichen Erfahrungen, an die sich selbst Menschen mit Demenz erinnern können. In diesem Leidfaden-Themenheft gehen wir auf »Tuchfühlung«, wenn es um die körperlichen, emotionalen und seelischen Berührungen in unserer täglichen Arbeit geht.
Margit Schröer Bücher


Langsame Fahrt voraus – die Kunst ethischen Reflektierens
Leidfaden 2019, Heft 1
Menschen in schwerer Krankheit, Krisen, Leid und Trauer sind besonders verletzlich und auf Unterstützung angewiesen. Daher sollten alle Haupt- und Ehrenamtlichen ihre Angebote und ihr Handeln stets ethisch reflektieren, um die Betroffenen nicht auszunutzen oder zu überfahren. Es ist entscheidend, die Werte und die Würde der leidenden Menschen zu respektieren. Praktizierte Ethik erfordert Innehalten im Alltag und systematisches Nachdenken über die oft gegensätzlichen Werte von Fürsorge und Autonomie. Es sollte selbstverständlich sein, Leidenden keinen zusätzlichen Schaden zuzufügen, doch es gibt zahlreiche Gegenbeispiele. Besondere ethische Herausforderungen treten bei der Behandlung und Begleitung von Menschen auf, insbesondere hinsichtlich der Gerechtigkeit bei der Ressourcenzuteilung, etwa bei Menschen aus anderen Kulturkreisen oder Schwerstkranken, deren Hoffnungen unterstützt werden sollen, ohne unnötige Behandlungsversuche. Auch die Wünsche Sterbender müssen beachtet werden. Zudem stellt sich die Frage, wie ehrenamtliche Begleiterinnen grenzüberschreitendem Verhalten begegnen und welche ethischen Überlegungen in der Beratung von Gläubigen anderer Religionen wichtig sind. Dieses Heft thematisiert die Bedeutung der Ethik in der Beratung, Begleitung und Behandlung leidender Menschen.