Abbas Kiarostami (*1940 in Teheran) zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Filmemachern, dessen Werk stilbildend für eine Generation jüngerer iranischer Regisseure ist. Neben herausragenden Filmen umfasst sein Schaffen auch Fotografien und experimentelle Videos, die seit den 1990er Jahren international mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt und in wichtigen Museen ausgestellt wurden. Kiarostamis Filme sind nicht nur selbstreflexiv, sondern zeichnen sich durch eine Neuerfindung des Kinematografischen aus, während sie gleichzeitig zu scheinbar einfachen Elementen des filmischen Ausdrucks zurückkehren. In diesem Spannungsfeld untersucht er die Beziehungen zwischen Spiel- und Dokumentarfilm, Zeigen und Erzählen sowie Sichtbarem und Unsichtbarem in oft überraschenden Wendungen. Der vorliegende Band dokumentiert die Ergebnisse einer interdisziplinären Tagung an der Ruhr-Universität Bochum, da Kiarostamis vielschichtiges Werk im deutschsprachigen Raum bislang wenig systematisch untersucht wurde. Analysen einzelner Werke aus medienwissenschaftlicher und kunsthistorischer Perspektive thematisieren zentrale Aspekte seiner Ästhetik und bieten Grundlagen für eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Prozessen filmischer und fotografischer Bildwerdung. Enthalten sind Beiträge von Silke von Berswordt-Wallrabe, Lorenz Engell, Oliver Fahle, Ursula Frohne, François Fronty, Bert Rebhandl, Pedram Sadough und Annette Urban, sowie eine Film
Malerei und realer Raum. Ausstellungskatalog zu den Ausstellungen 2012 - 2013 in Bochum, Kaiserslautern, Berlin, Würzburg und Rostock.
280 Seiten
10 Lesestunden
Ausstellungskatalog zu den Ausstellungen 2012 - 2013 in Bochum, Kaiserslautern, Berlin, Würzburg und Rostock.Im Jahr 1949 durchstieß der Italiener Lucio Fontana zum ersten Mal mit einem Locheisen die materielle Bildfläche, und der Amerikaner Ellsworth Kelly schuf in Paris sein erstes rahmenloses Bildobjekt. Seit 1952 überzog der Franzose François Morellet weiß gestrichene einfache Bildtafeln mit repetitiven Strukturen. Seitdem öffneten immer mehr Künstler in Europa und Amerika die festen Grenzen der gerahmten Bildfläche und ersetzten den illusionären Bildraum durch den Bezug zum realen Umraum. Die Ausstellung "Aufbruch - Malerei und realer Raum" bietet anhand von etwa 60 Werken einen Überblick über diese künstlerischen Ansätze, wobei der Fokus auf europäischen und nordamerikanischen Künstlerinnen und Künstlern liegt, die seit der Mitte des 20. Jahrhunderts die Geschlossenheit des Bildes mit den Mitteln der Malerei aufzubrechen begannen. An Werken von "Klassikern", aber auch weniger bekannten und jüngeren Künstlern werden die optischen Kräfte und malerischen Energien vorgestellt, mit denen die Wahrnehmung des Betrachters über die Grenzen des traditionellen Tafelbildes hinausgeführt wird.Die Ausstellung ist nicht nach kunsthistorischen Richtungen gegliedert, sondern präsentiert unterschiedliche Strategien zur Öffnung des Bildes. So zersprengen kontrastierende Farbenergien bei Günther Fruhtrunk wie auch bei Kuno Gonschior die gleichwertige Flächigkeit. Bei Emil Schumacher, Gerhard Hoehme, Antoni Tápies oder Jürgen Meyer brechen konkrete Materialien die Konsistenz des Farbkörpers auf. Rasante Dynamik überformt sowohl bei Lucio Fontana wie auch bei Arnulf Rainer den Eindruck bildlicher Geschlossenheit. François Morellet, Robert Mangold oder Sabine Strassburger arbeiten mit ebenso klaren wie gegensätzlichen formalen Elementen und unterlaufen mit ihnen jede einheitliche Bildauffassung. Aus dem Bildkörper lösen sich bei Leon Polk Smith, Frank Stella oder Mary Heilman selbständige Bildteile. Sie dringen bei Günter Uecker, Ger van Elk, Elisabeth Vary oder Michael Growe in den Raum des Betrachters und durchbrechen die frontale Gegenüberstellung. Fast lautlos, aber nicht weniger radikal öffnet sich etwa bei Yves Klein, Robert Ryman oder Jan Wawrzyniak die Kompaktheit des Bildkörpers zu immaterieller Transparenz. Auch bei Gotthard Graubner, Lee Ufan, Noriyuki Haraguchi oder Ulrich Moskopp verwandelt sich substantielle Körperlichkeit in schwebende, unbegrenzte Energie. Diese Bilder stellen nichts dar, sondern präsentieren sich selbst. Der Vorgang ihrer Entgrenzung vollzieht sich sinnlich direkt und untheoretisch. "It should meet the eye - direct," schrieb Ellsworth Kelly bereits 1950 an John Cage. Schon damals wollte er die traditionelle Malerei überwinden: "Ich interessiere mich nicht für Malerei in ihrer seit langem eingebürgerten Form - Malerei in Form von Bildern, die man an die Wand hängt. Zur Hölle mit den Bildern - sie sollten die Wand selbst sein (.)."Das europäische Tafelbild bietet in dieser Ausstellung den Ausgangspunkt, von dem aus jeder Künstler zu etwas Neuem gelangt, das kein Bild mehr ist, sondern Bewegung und unmittelbare Erfahrung.
Die von den Nationalsozialisten bekämpfte Avantgarde-Kunst, als „entartete Kunst“ bezeichnet, wurde in den letzten Jahrzehnten intensiv erforscht und ausgestellt. Im Gegensatz dazu verschwand die systemkonforme, ideologisch angepasste „artige“ Kunst nach 1945 weitgehend in Depots. Diese Kunst sollte stabilisierend wirken, in schwierigen Zeiten ermutigen und Werte wie Kampfgeist, Familie und Tradition vermitteln. Die Publikation zeigt fundiert auf, dass diesen Kunstwerken jegliches kritische Potenzial und humanistischer Anspruch fehlt. Zudem dokumentiert sie die innere Zerrissenheit der Zeit und stellt regimekonforme Werke den kritischen, verfolgten Künstlern gegenüber. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Frage, was mit den „artigen“ Künstlern nach dem Krieg geschah. Zu den behandelten Künstlern zählen Josef Albers, Willi Baumeister, Max Beckmann, Arno Breker, George Grosz, Paul Klee, Kurt Schwitters und viele weitere. Die Analyse beleuchtet die Diskrepanz zwischen der propagierten Kunst und den realen künstlerischen Ausdrucksformen, die im Widerstand zur NS-Ideologie standen, und regt zur Reflexion über die Rolle der Kunst in autoritären Systemen an.
Zwei Länder, zwei Fotografen, zwei durch die Kameralinse mit liebevoll ironischer Distanz reflektierte Lebensumfelder: das Ruhrgebiet der 1950er bis 1970er Jahre (Holtappel) und die DDR in den 1970er und 1980er Jahren (Kläber). Bei aller Verschiedenheit von Sichtweise und Herkunft verfügen beide Fotochronisten über einen unbestechlichen Blick. Mit Aufmerksamkeit für das leicht zu Übersehende und doch so Charakteristische, mit der beide gelebten Alltag teils lakonisch, teils mit leisem Humor festhielten, schufen Holtappel und Kläber Zeitzeugnisse, die faszinieren.
Seit sich die Landschaftsmalerei im Holland des 17. Jahrhunderts als eigenständiges Genre etablieren konnte, haben sich ihr zahllose Künstler verschrieben. Mehr als 130 von ihnen sind in diesem reich bebilderten Band vertreten. Die ausgewählten Arbeiten zeichnen die wichtigsten Entwicklungslinien innerhalb der Landschaftsbetrachtung mehrerer Jahrhunderte nach. Darüber hinaus verdeutlichen die wissenschaftlichen Beiträge, dass sich die künstlerische Landschaftsdarstellung wie kaum ein anderes Medium dazu eignet, den Blick sowohl des Individuums als auch bestimmter gesellschaftlicher Gruppen auf die (Um-)Welt zu reflektieren: So ist Landschaftssicht immer auch Weltsicht. Stiftung Situation Kunst, Bochum 8. Mai bis 21. November 2010 Kunsthalle zu Kiel 29. Januar bis 25. April 2011 Museum Wiesbaden Mai bis September 2011 Kunstsammlungen Chemnitz November 2011 bis Januar 2012 Bonnefantenmuseum Maastricht April bis Juni 2012
„Nur der Schein trügt nicht“, meinte Josef Albers, der sich wie kaum ein anderer Künstler für die Relativität der Wahrnehmung interessierte. In seinem 1963 veröffentlichten Farbkurs „Interaction of Color“ untersuchte er im Wesentlichen anhand von Farbbeziehungen die Wechselwirkungen von „factual facts“, objektiven optischen Gegebenheiten, und „actual facts“, subjektiven sinnlichen Seh-Erfahrungen. Ausgehend von Josef Albers widmen sich Ausstellung und Katalog eben jenem irritierenden Wechselspiel, in dem das Sehen zur konkreten Herausforderung wird. Neben Werken von Albers werden u. a. Bilder von Günter Fruhtrunk, Donald Judd, Adolf Luther, François Morellet, Paul Osipow, Bridget Riley, Qiu Shi-hua, Leon Polk Smith und Victor Vasarely gezeigt und in themenbezogenen Textbeiträgen vorgestellt.