Menschen sind von Beginn ihrer Existenz an mit Bildern konfrontiert, als visuell wahrgenommene, als Vorstellungen, als Phantasien, als Erinnerungen. Die Einführung in die jeweilige Bilderwelt einer Kultur ist ein zentrales Moment menschlicher Bildung. Das Anliegen dieses Buches ist es zu fragen, was durch diese Bilder und auch durch Geschichten sichtbar werden kann.
'Bildung' ist mehr als das, was bei PISA gemessen wird und kann nicht allein als 'Kompentenzerwerb' unter ökonomischen Verwertungsgesichtspunkten betrachtet werden – 'Bildung' meint in erster Linie die bewusste Gestaltung des Selbst- und Weltverhältnisses. Entsprechend verfolgt dieser Band die Frage, welche Bedeutung der biografischen Selbstreflexion, der Rückschau auf das eigene Leben, für die Bildung des Menschen im Allgemeinen und für die pädagogische Professionalität im Besonderen zukommt. Renommierte Autoren aus Erziehungswissenschaft, Biografieforschung und Psychoanalyse arbeiten zusammen, um einem klassischen Kernstück von 'Bildung' wieder zu seinem Recht zu verhelfen, nämlich der Idee, dass 'Bildung' primär etwas mit der persönlichen Auseinandersetzung mit jenen Kernfragen zu tun hat, die Pestalozzi bereits 1797 in seinen 'Nachforschungen' formuliert hat: 'Ich will wissen, was der Gang meines Lebens, wie es war, aus mir gemacht hat; ich will wissen, was der Gang des Lebens, wie es ist, aus dem Menschengeschlecht macht.'
Die Schule stellt für Kinder den wohl wichtigsten Lernort und Erfahrungsraum jenseits der Familie dar. Die aktuelle Schul- und Bildungsdiskussion dreht sich – zumal seit PISA – primär um Fragen der Aktualisierung des Bildungskanons und der Effektivierung des Unterrichts. Dass gerade im Jugendalter das Verhältnis der Schüler zur Institution Schule oft sehr problematisch wird, ist hinlänglich bekannt. Die Autoren versuchen den Hintergründen dieses Phänomens auf die Spur zu kommen und auf der Basis einer psychoanalytischen Theorie der Adoleszenz Ideen für eine 'jugendgemäße Schule' zu entwickeln. Neben grundlegenden psychoanalytischen Deutungen der Institution Schule wird auch der schulische Alltag genau analysiert. Beispielhaft werden anhand der dort aufgezeigten Konflikte kreative Lösungskonzepte angeboten, die zeigen, dass psychoanalytische Pädagogik einen wichtigen Beitrag zu dieser Problematik leisten kann.