Wer sich mit dem religionsphilosophischen Erbe des amerikanischen Pragmatismus und neuen Tendenzen in der Religionsphilosophie auseinandersetzen möchte, kann in dieser Festschrift viele Anregungen erhalten. Ergänzt wird der Band durch Ludwig Nagls autobiografischen Rückblick auf seinen philosophischen Werdegang. Die Beiträge dieses Buches spannen einen Bogen von den religionsphilosophischen Reflexionen im amerikanischen Pragmatismus bis zum Diskurs über Religion im nachmetaphysischen Zeitalter. Der religionsphilosophische Diskurs hat durch die Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Pragmatismus wichtige Impulse erhalten. Bevor es dazu kommen konnte, musste die in der Rezeption der Klassiker des Pragmatismus lange vorherrschende Fixierung auf die wissenschaftstheoretischen und ethischen Aspekte überwunden werden. Der österreichische Philosoph Ludwig Nagl hat entscheidend zur Neubewertung der religionsphilosophischen Ansätze im Pragmatismus beigetragen. Dieser Band ist eine Hommage an Ludwig Nagl. Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Ländern und Kontinenten bewegen sich in ihren Texten innerhalb zweier sich überschneidender Themenkreise, die im Werk des Jubilars einen zentralen Raum einnehmen: Religionsphilosophie und amerikanischer Pragmatismus.In den Texten dieses Bandes, die sich allgemeinen religionsphilosophischen Themen widmen, wird auch die Notwendigkeit deutlich, westliche Philosophien mit philosophischen Traditionen in anderen Kulturräumen zu konfrontieren und in einen globalen Diskurs über Religion einzubinden.
Michael Kühnlein Bücher




In seiner elegant geschriebenen Monographie Staat ohne Gott. Religion in der säkularen Moderne wirbt der renommierte Staatsrechtler Horst Dreier für die Errungenschaften des säkularen Rechtsstaates, ohne dabei einseitig einer laizistischen Wertediktatur das Wort zu reden. In rechtshistorisch fundierten und gesellschaftspolitisch entschiedenen Analysen beschreibt Dreier die Säkularisierung des Staates eben nicht nur als einen heillosen Vorgang der Verrechtlichung, sondern auch als einen Ort des religiösen Freiheitsgewinns, der die Demokratie in ihrem Demokratischsein stärken kann. Ein Staat ohne Gott ist deshalb kein Vorgriff auf eine gottlose Gesellschaft, sondern das vielleicht stärkste Argument dafür, dass auch Religionen unter postmetaphysischen Bedingungen der Moderne überleben können.
Religionsphilosophie nach Kant
Im Angesicht des Bösen
Kants Verhältnis zur Religionsphilosophie ist von faszinierender Komplexität: Erkenntnistheoretisch ist Gott eine Leerstelle, praktisch hingegen nicht zu vermeiden. Was Gott an normativer Voraussetzbarkeit genommen wird, lässt Kant aus Gründen praktischer Nachhaltigkeit der Vernunft wieder zukommen: Denn die Vernunft muss Sinn ergeben, und dieser Sinn muss auch unter Bedingungen des radikal Bösen gedacht werden können. Diese Gottes-Resonanz in der Stimme der autonomen Vernunft hat die Kant-Forschung nicht wenig irritiert, sagt sie doch aus, dass die Vernunft zum Glauben führt, wenn das Gute nicht nur erkannt, sondern auch das Böse überwunden werden soll. Im Blick auf die Renaissance politischer Theologien und der von vielen begrüßten 'Wiederkehr Gottes' ist eine kritische Relektüre von Kants Religionsphilosophie daher dringend angezeigt. Ausgewiesene Expertinnen und Experten diskutieren deshalb den von Kant aufgezeigten Mehrwert des Glaubens im Kontext seiner hermeneutischen Entstehungsgeschichte und systematischen Anschlussfähigkeit.