Zentrale Aspekte des Konzepts einer Theologie der Religionsgeschichte Pannenbergs Früh schon hat Wolfhart Pannenberg das Programm von »Offenbarung als Geschichte« zu einer Theologie der Religionsgeschichte ausgestaltet. Die Beiträge in diesem Sammelband thematisieren zentrale Aspekte des Konzepts und seiner Durchführung unter Berücksichtigung aktueller Debatten, wobei dem Verhältnis der christlichen zur israelitisch-jüdischen Religion besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Jörg Dierken Bücher






Gott und Geld
Ähnlichkeit im Widerstreit
Seit der biblischen Kontrastierung von Gott und Mammon ist der Vergleich von Gott und Geld ein klassischer Topos mit mannigfachen Spuren in Theologie und Kultur - von Luthers Großem Katechismus über Goethes Faust und Benjamins Kapitalismus-Fragment bis hin zu aktuellen Parallelisierungen der Kreativität von Bankern mit der Schöpferkraft Gottes. Zumeist wird in diesem Vergleich der Gegensatz betont. Möglich ist er aber nur, wenn es auch Ähnlichkeiten gibt. So sind Gott und Geld Zeichen oder Begriffe, die eine reale Wirkung in der Welt hervorrufen. Sie sind omnipräsent und allgegenwärtig, können sich in alles verwandeln und halten die Welt durch universalen Austausch im Innersten zusammen. Sie motivieren menschliches Handeln und formen unser Denken. Jörg Dierken erkundet diese Ähnlichkeit im Widerstreit mithilfe kategorialer Analysen von Gott und Geld, die beide im Lichte des jeweils anderen schärfer konturieren.
Religion und Politik
Historische und aktuelle Konstellationen eines spannungsvollen Geflechts
- 382 Seiten
- 14 Lesestunden
Religion und Politik bilden seit jeher ein spannungsvolles Geflecht wechselseitiger Begründungs- und Abgrenzungsprozesse. Die in diesem Band versammelten Autoren beleuchten historische und aktuelle Konstellationen dieser Prozesse durch die Verschränkung von systematischen und historischen Perspektiven. So reicht die Spannweite der Beiträge von der Frühzeit des Christentums über die Reformation bis hin zu Schelling, Schleiermacher, Troeltsch und Barth, während gleichzeitig aktuelle Debatten u. a. zur Theologie in der DDR, zur Bedeutung der Menschenrechte, zum Konzept der inneren Führung und zur Flüchtlingsdebatte kritisch nachgezeichnet werden.
Leibbezogene Seele?
Interdisziplinäre Erkundungen eines kaum noch fassbaren Begriffs
Der Begriff der Seele hatte bis ins 18. Jahrhundert eine prominente Stellung in naturwissenschaftlichen, religiösen, ästhetischen und metaphysischen Erörterungen des Menschlichen als höchster Stufe des Lebendigen. Diese Stellung hat der Seelenbegriff in der Moderne eingebüßt. Er scheint von Begriffen wie Subjektivität, Personalität und Individualität abgelöst worden zu sein. Gleichwohl scheint dem Begriff der Seele ein symbolischer „Mehrwert“ anzuhaften, der sich allerdings einer klaren Fassung entzieht. So wird das Wort „Seele“ insbesondere im Kontext der Begriffe der menschlichen Selbstbeschreibung gebraucht: Man spricht von der Seele in lebensweltlichen und bildungssprachlichen, in literarischen, religiösen und ethischen Zusammenhängen. Elementar verknüpft ist mit der Seele die Leiblichkeit des Menschen. Damit kommen medizinische, neurowissenschaftliche und erfahrungsbezogene Einsichten ins Spiel, und die Phänomene des Seelischen verweisen auf soziale Zusammenhänge des intersubjektiven Umgangs. Auch Fragen nach dem Verhältnis des Körperlichen und Mentalen, des Physischen und Psychischen bleiben mit der Rede von der Seele verbunden, und mit der wissenschaftlich anerkannten Differenz von Erster- und Dritter-Person-Perspektive erhebt sich das Problem des Ortes von Eigenleiberleben und seiner deutenden Beschreibung. Diese mehrfach verschränkte Codierung des Begriffs der Seele wirft Fragen auf, denen die Beiträge des Sammelbandes nachgehen. Eine Leitfrage ist dabei: Steht die Rede von der Seele für die präreflexive Selbstgegebenheit der Subjektivität, wie sie sich vorrangig in der Leiberfahrung und (allenfalls?) nachrangig in der Wissenschaftsreflexion ausdrückt?
Jörg Dierken beleuchtet Religion in der Sphäre des Sozialen. Religion wird nicht nur im Medium des Subjektiven und Innerlichen gelebt, sondern ihre Praxis findet nicht zuletzt in verschiedenen Institutionen von Gesellschaft und Kultur statt. Zudem hat sie mit der Kirche eine eigene soziale Form der Vergemeinschaftung, und ihre Symbolwelten sind selbst Kulturmomente. Religion ist ohne Kommunikation nicht denkbar, sosehr sie immer auch mit Vollzügen eines jeweils einzelnen Bewusstseins verbunden ist. Das gilt jedenfalls in christlich-protestantischer Perspektive, für die der Glauben die Grundform des Religionsvollzugs darstellt. Für sie geht zudem der religiöse Glaube nicht nur mit Herz und Gewissheit, sondern auch mit Bildung und Nachdenklichkeit einher. Die Wechselverhältnisse von Kommunikation und Bewusstsein erlauben es daher, die Dynamik des Religiösen in der Sphäre des Sozialen mit einer aufklärenden Reflexivität zu verbinden. Zu deren Stärkung will der Autor beitragen. Dazu erkunden die vornehmlich methodologisch ausgerichteten Beiträge des ersten Teils soziologische Einsichten und deren Deutungen, um sodann verschiedenen Theoriemustern des Reflektierens über und aus Religion nachzugehen. Im zweiten Teil geht es um die spezifische Reflexivität des Religiösen, sei es im Hinblick auf seine Gehalte und Artikulationsformen, sei es im Hinblick auf Interferenzen mit Religion, Gesellschaft und Kultur in der Moderne. Der insbesondere ethisch orientierte dritte Buchteil fokussiert religiöse Reflexion und Kommunikation an verschiedenen gesellschaftlichen Orten zwischen Machtausübung in Staat und Politik, kritischer Erörterung von Chancen und Risiken der Technik bis hin zu institutioneller caritas und ethisch-biographischer Selbstbildung.
Fortschritte in der Geschichte der Religion?
- 244 Seiten
- 9 Lesestunden
'Fortschritt' ist ein ambivalenter Schlüsselbegriff des Geschichtsdenkens von Aufklärung und Moderne. Er ist untrennbar von allem zielorientierten Handeln. Gleichwohl steht der Fortschritt heute im Schatten seiner krisenhaften Folgen in Ökologie, Technik und Politik. Auch in Kultur und Religion ist er umstritten. Erzählungen der Religionsgeschichte von den 'primitiven' Anfängen hin zu einer gestuften Skala von Hoch- und Kulturreligionen mit dem Christentum als Gipfel müssen sich fragen lassen, ob sie nicht nur eurozentristische Behauptungen sind. Doch auch relativistische Konzepte der Gleichgültigkeit aller Religionsformen entkommen der Fortschrittskategorie nicht. Schon die Abweisung unerwünschter Phänomene zeigt, dass kein Verständnis der Pluralität von Religionen perspektivischen Werturteilen zwischen 'besser' und 'schlechter' entkommen kann. Durch Aufklärung einer Denkfigur aus der Aufklärung plädiert das Buch für einen reflektierten Gebrauch der Fortschrittskategorie, der zugleich die Verschiedenheit der gegenwärtigen globalen Religionskulturen anerkennt.
Geisteswissenschaften in der Offensive
- 394 Seiten
- 14 Lesestunden
In diesem Sammelband präsentiert sich die Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Hamburg und positioniert sich in den Debatten um die Anschlussfähigkeit der geisteswissenschaftlichen Disziplinen im Hinblick auf aktuelle Zeitfragen und die langfristige Grundlagenforschung. Im Rahmen dieser Standortbestimmung sind es Fragen nach der Philosophie als Basisdisziplin, nach der medialen Verfasstheit unserer Alltagserfahrung, des Reichtums und der Ausdruckskraft der Sprachen, nach dem Verhältnis von Recht und Religion oder zur politischen Ikonographie, die in den Blick gerückt werden. Hierbei stehen (kultur-)historische Ansätze, die etwa die Entwicklung der Topographie der Stadt, Geschichte der Kommunikationsmedien wie Radio und Telefon oder die Entwicklungslinien des modernen Terrorismus’ beleuchten, neben analytischen, durch die wiederum Texte, Stimmen, Filme, Fotografien oder Gemälde auf ihre gesellschaftliche Relevanz hin geprüft werden können. Mit Beiträgen von: Martin Warnke, Erika Fischer-Lichte, Jan Philipp Reemtsma, Ingrid Schröder, Friedrich W. Graf und Jörg Dierken, Knut Hickethier, Thomas Hengartner, Juliane House, Birgit Recki, Rolf W. Puster, Angelika Schaser, Gisela Jaacks, Wolf Schmid, Claudia Benthien, Tomas Vollhaber, Roland Kießling, Norbert Greiner, Marc Föcking, Lars Amenda und Malte Thießen.
Selbstbewußtsein individueller Freiheit
Religionstheoretische Erkundungen in protestantischer Perspektive
Religion ist ein vieldeutiges Phänomen. Zu seinen Facetten gehören innere Gewißheiten und äußere Handlungen, subjektive Sinnfindungen und Gestaltungen der objektiven Welt. Wer über Religion nachdenkt, wird in dieses spannungsvolle Geflecht verwickelt. Religiöse Überzeugungen können sich mit kulturellen, szientifischen und moralischen Weltsichten reiben - bis hin zu verlustträchtigen Konflikten. Wer Religion thematisiert, ist zum Urteil herausgefordert. Religion zu erörtern fordert, den eigenen Standort zu klären und auf andere Standpunkte zu beziehen. Die Studien dieses Bandes untersuchen das Religionsthema in protestantischer Perspektive. Hiernach ist Religion Selbstbewusstsein individueller Freiheit. Diesen Grundgedanken entfaltet Jörg Dierken in unterschiedlichen Zusammenhängen: in kategorialen und zeitdiagnostischen Reflexionen zu Begriff und Funktion der Religion in der Moderne, in religionsphilosophischen Positionsbestimmungen im Diskurs mit klassischen Meisterdenkern von Luther, über Vertreter des Deutschen Idealismus und bis Luhmann sowie in ethischen Analysen protestantischer Sozialformen und Kultursichten, deren Spektrum von Gesellschaft, Staat und Kirche bis hin zu Wirtschaft und Fortpflanzungsmedizin reicht.
Freiheit und Menschenwürde
- 337 Seiten
- 12 Lesestunden
Freiheit und Menschenwürde sind Leitbegriffe der Moderne. In ihnen bündeln sich nicht nur die Errungenschaften der neuzeitlichen Geschichte und die Grundlagen des gegenwärtigen Lebens, sondern auch die Erinnerung an die Probleme ihrer Durchsetzung sowie die Erfahrung ihrer Gefährdung und ihrer Grenzen. Der Protestantismus war sich der religiösen Dimension des Freiheitslebens immer bewusst. Dennoch hat er sich lange Zeit gegen gesellschaftliche und politische Freiheiten gewehrt, obwohl es gewichtige Entsprechungen zwischen der Christlichen Freiheit Martin Luthers und modernen Freiheitstheorien gibt. Die Autoren der Aufsätze in diesem Band analysieren in historischer und systematischer Perspektive die Beiträge des Protestantismus zur Interpretation der Begriffe Freiheit und Menschenwürde. Ideengeschichtliche Bezüge, institutionelle Umsetzungen, klassische Theoriekonstellationen, Transformationsgestalten und aktuelle Fragestellungen werden von Fachvertretern aus Theologie, Geschichtswissenschaft, Jurisprudenz und Philosophie kritisch diskutiert.