Der Klassiker der analytischen Suchttherapie ist auch in Deutschland schon seit langen Jahren Grundorientierung für die Behandlung abhängiger Patienten wie auch für die Forschung. Die Verknüpfung psychoanalytischer und psychiatrischer Konzepte zum Verständnis drogengefährdeter Persönlichkeiten, ihrer Suchtkarrieren und ihrer spezifischen Reaktionsweisen in der Therapie haben sich als am tauglichsten für eine umfassende, erfolgreiche Behandlung erwiesen. Léon Wurmser, weltweit anerkannter Spezialist für die Triebdynamik wenig erforschter Affekte, stellt hier die Schlüsselbegriffe für das Verständnis suchtrelevanter Prozesse in einen gültigen theoretischen Rahmen. So ist ein einführendes Lehrbuch entstanden. In vielfältigen Beispielen werden nicht nur die therapeutisch-technischen Verfahren sinnfällig illustriert, sondern auch die Patienten in ihrer Individualität ins Recht gesetzt. Das ist Wurmsers Anliegen, es verspricht aber auch den einzig konstruktiven Zugang zu den Patienten und zu ihrer Heilung.
Dieses Buch ist ein gewichtiges Werk, das mit differenzierten Fallgeschichten dem Therapeuten zeigt, wie Schmerzsüchtigen geholfen werden kann, (auf) sich selbst zu achten. Das Rätsel des Masochismus ist mehrschichtig. Da ist das oberflächliche und relativ leicht zu beantwortende Rätsel, warum jemand Befriedigung und sogar sexuelle Lust aus Schmerz und Leid, aus Erniedrigung und Scham ziehen kann und deshalb sogar dieses Leiden aufsucht. Schon schwieriger zu beantworten ist die Frage: Wie kann der Schmerzsüchtige sich selbst achten? Dieses Buch richtet sich vornehmlich an Therapeuten und zeigt Wege auf, wie man einem derart Schmerzsüchtigen helfen kann. Durch die therapeutische Erfahrung wie auch die umfassende Bildung von Léon Wurmser ist dieses Buch nicht nur für therapeutisch mit dem Problem befasste Leser eine Bereicherung.
Die Empfindung von gespaltener Wirklichkeit ist eine Grunderfahrung des Menschen. Das Durchleiden von innerer Zerrissenheit, seelischem Abgrund, Ausgeliefertsein, unlösbarem Konflikt, Schuldgefühlen, Gewalt ruft nach Erklärung und Heilung. Léon Wurmser geht diesen existenziellen Fragen nach und greift für seine Denk- und Interpretationsansätze zurück auf Philosophie, Literatur und die bilderreiche Mythologie. Immer wieder fokussiert er auf den inneren Konflikt des Menschen, der bereits in den Gestalten der griechischen Tragödie Ausdruck findet. In unserer westlichen Kultur reduziert sich die Welt auf Zeig- und Zählbares, auf Quantität. Der positivistisch orientierte Mensch hat den Einklang mit der Welt verloren; seine identitätsstiftenden kulturellen und historischen Bindungen sind gekappt. Léon Wurmser zeigt Wege aus dieser Sackgasse. Sein erweiternder Blickwinkel bietet einen überzeugenden Gegenentwurf des rechten Maßes. Hierin liegt auch die Basis psychoanalytischer Heilkraft.
In diesem Buch geht es nicht nur um die vordringlich nach außen gerichtete Scham, sondern vielmehr um deren Innerlichkeit. Der Autor beleuchtet, wie sich solche inneren Schamkonflikte in allen Beziehungen widerspiegeln. Dabei legt er den Schwerpunkt auf folgende Themen: die „negative therapeutische Reaktion“, das „Böse Auge“, die Dynamik von Neid und Eifersucht und deren Wurzeln im Schamgefühl, die Lüge und den Verrat. In diesem Rahmen geht er auch auf einige Grundzüge der Arbeit mit schweren Neurosen und auf die sich ständig verwandelnde Identität von Analytiker und Therapeut und die damit verbundenen Konflikte ein. Auch die Ursprünge der Gewissensbildung und der Zwiespalt des „inneren Richters“ und seine verschiedenen Seiten kommen zur Sprache.
Was können so verschiedene kulturelle Werke wie Kabbala (die jüdische Mystik), Cervantes´ „Don Quijote“, Dostojewskis „Aufzeichnungen aus dem Untergrund“ oder „Die Brüder Karamasow“ und „Das dialogische Prinzip“ Martin Bubers dem kritischen modernen Menschen geben? Diese Frage versucht der Autor, ein erfahrener Psychoanalytiker europäisch-amerikanischer Identität, nuanciert zu untersuchen: Was bedeuten einige der heute noch wichtigen Rituale in ihrer Zwiespältigkeit? Was sind die uralten und doch hochmodernen Konflikte, die in diesen Werken in immer wieder wirkender Form aufleuchten? Macht und Besitzgier gegen Liebe und Achtung, unduldsamer Glauben gegen Achtung der Menschenwürde und Gerechtigkeit, Oberfläche gegen Tiefe, Schein, Lüge und Wahn gegenüber Echtheit und Substanz, Einsicht in das Innerliche und Innige im Aufstand gegen Machtmissbrauch und Imperialismus - dies sind einige der Grundthemen, die in diesen Analysen Wort finden. So kann „Mein Licht in ist deiner Hand“, ursprünglich eine Metapher für Gottes Lehre, ein Symbol werden für die Tiefe der mitmenschlichen Beziehung, den Ich-Du-Dialog und das Wesen der Psychotherapie, im Gegensatz zur Dingorientierung und zur Wichtigkeit von Amtsmissbrauch, Gewalt und Kontrolle.
Seit dreitausend Jahren hat das Judentum eine nachhaltige Ausstrahlung auf das, was wir Abendland nennen. Die jüdische Bibel ist in allen monotheistischen Religionen präsent, weil sie die Vorstellungen der Menschen von ihrem Herkommen, von ihrem kurzen Leben und von ihrem Ziel verschmolzen hat. Auch für Atheisten bleibt sie das Buch der Bücher; sie hat dem Leid, der Angst und den Hoffnungen der Menschen über alle Zeit eine Sprache gegeben und eine Moralität gesetzt, die für ein Zusammenleben in Würde unabdingbar ist. Und doch zieht jeder Antisemitismus seinen Antrieb daraus, alles Jüdische als fremd, gar als exotisch anzusehen. Solcher Hass auf die eigenen geistigen Wurzeln bliebe rätselhaft, wenn nicht die Einsichten der Psychoanalyse in die unbewusste Dynamik von mangelndem Selbstwertgefühl und projektiver Abstrafung erklären könnten. Die Verschiebung der Gefühle bricht sich Bahn im perversen Vernichtungswunsch.
Bei der psychoanalytischen Behandlung schwerer, aber nicht psychotischer Psychopathologie f}hrt die ebenso konsequente wie einf}hlsame Analyse der inneren Konflikte - mit besonderer Beachtung der ]ber-Ich-]bertragung - zu wesentlich anderen Ergebnissen, als es nach dem heute verbreiteten Verst{ndnis solcher Krankheitsbilder, die man gemeinhin der "Borderlinepathologie" zurechnet, zu erwarten w{re. Dynamisch stellt sich der Wiederholungszwang vorwiegend als eine Flucht vor dem Gewissen dar, die mi~lingt. Wiederholte selbstzerst]rerische Handlungen und die damit verbundenen Identit{tsspaltungen bilden eine Abfolge von L]sungen bestimmterLoyalit{tskonflikte sowie des Schuld-Scham-Dilemmas. Der Autor beschreibt diese Problematik anhand gr}ndlich reflektierter Gespr{che mit den Patienten, wobei deutlich wird, wie absolute (aber widerstreitende) ]ber-Ich-Forderungen, absolute (aber im Widerspruch stehende) Affekte und W}nsche, globale Identifizierung, Verleugnung und massive Introjektion der Traumata zusammenwirken und zu den Ph{nomenen der Identit{tsspaltungf}hren. Die "Spaltung" erscheint als das Ergebnis, nicht als Ursprung der Abwehr; der Begriff hat somit eine beschreibende, keine erkl{rende Funktion.Die meisten schweren Neurosen bed}rfen einer Kombination verschiedener therapeutischer Zug{nge.
Das Rätsel des Masochismus - es ist ein mehrschichtiges Rätsel. Da ist das oberflächliche und relativ leicht beantwortbare Rätsel, warum jemand Befriedigung und sogar sexuelle Lust aus Schmerz und Leid, aus Erniedrigung und Scham ziehen kann und deshalb sogar direkt solches Leiden aufsucht, es auf sich zieht und herausfordert. Schon schwieriger zu beantworten ist die zweite Schicht des Rätsels - wie kann der Schmerzsüchtige sich selbst achten? Des Rätsels Kern richtet sich vornehmlich an Therapeuten: Wie kann man einem derart Schmerzsüchtigen helfen? Psychoanalytiker und Therapeuten wissen, wie überaus schwer die masochistische Charakter-, Symptom- und Sexualproblematik anzugehen und zu verändern ist, wieviel Geduld die Behandlung von Patient und Therapeut verlangt, wie regelmäßig jeder Erfolg zu einem Rückschlag führt. Léon Wurmser zeigt, daß des Rätsels Lösung in einem besseren Verständnis der dem masochistischen Verhalten zugrunde liegenden Dynamik liegt. Anhand ausführlicher Falldarstellungen - häufig den gesamten therapeutischen Prozeß umfassend - läßt er den Leser an seinen therapeutischen Erfahrungen teilhaben und zeigt, daß und wie verändernd eingegriffen werden kann. Léon Wurmser hat mit dem Rätsel des Masochismus wieder ein Buch vorgelegt, das von therapeutischer Erfahrung und umfassender Bildung zeugt und daher nicht nur für den therapeutisch mit dem Problem befaßten Leser eine Bereicherung sein wird. Inhaltsverzeichnis 1 Was quälst du, Mutter, meine Seele? .- 1.1 Das Rätsel.- 1.2 Die Heiligung der Grausamkeit.- 1.3 Der Weg führt von der Oberfläche in die Tiefe .- 1.4 Über-Ich-Übertragung und intrasystemische Über-Ich-Konflikte.- 1.5 Nicht gesehen zu werden .- 1.6 Die Flucht vor dem inneren Schmerz, die Suche nach dem äußeren Quäler.- 1.7 Das unsichtbare Kind.- 1.8 Die doppelte Wirklichkeit.- 1.9 Seelenblindheit, Verdinglichung und Scham.- 1.10 Das starrende Auge.- 1.11 Seelenmord .- 1.12 Der geborgte Unhold .- 1.13 Das Scham-Schuld-Dilemma.- 1.14 Die Grunddialektik im Seelischen.- 2 Einige theoretische Voraussetzungen: Die Psychoanalyse der schweren Neurosen und das Problem der masochistischen Dimension.- 2.1 Die weitergefaßte Psychoanalyse.- 2.2 Das Problem des Sadomasochismus inner- und außerhalb der Behandlung.- 2.3 Weitere technische Empfehlungen.- 2.4 Die Verschiebung der Analysierbarkeit die Revolution der Psychoanalyse als therapeutischer Methode.- 2.5 Die verschiedenen Bedeutungen des Masochismusbegriffs.- 2.6 Die Dynamik des klinischen Masochismus.- 2.7 Erklärung und Beschreibung.- 2.8 Die blutige Fußspur im Schnee .- 1: Der äußerliche Masochismus .- 3 Sich selbst zu wählen, so wie man ist Die Analyse eines Falles von äußerem Masochismus .- 4 Ein einsamer Krieger auf seiner Fahrt ( En enlig kriger på sitt tog ; Brand) Einsicht in Konflikt und Verwandlung Ibsens Psychologie in psychoanalytischer Perspektive.- 5 Wächterin der Träume Tochter des Verhängnisses .- 2: Das innere Gericht Zur Analyse des moralischen Masochismus .- 6 Die Scham darüber, überhaupt zu sein .- 7 Die Zensorin und der Seelenmord.- 8 Gefügige Sklavin grausame Rächerin .- 3:Sadomasochistische Perversion.- 9 Der Traum des Alchemisten zur Analyse einer masochistischen Perversion.- 10 Der Neid der allmächtigen Göttin Die Analyse eines Falles von Zwangsneurose, fetischistischer Perversion und masochistisch-fetischistischem Charakter.- 11 Die Vertiefung und die schöpferische Verwandlung der masochistischen Dimension.- 4: Der Kontramasochismus Der hinter einer sadistisch-narzistischen Fassade versteckte Masochismus.- 12 So will ich meine Macht zeigen und meine Füße an jemandem anderen abputzen .- 13 Mann der gefährlichsten Neugierde Nietzsches fruchtbares und furchtbares Doppelgesicht und sein Krieg gegen die Scham.- 14 Der schöpferische Agon Thomas Manns Dialog mit Nietzsche und sein verborgener Prozeß gegen ihn.
BEITRAGE ZUR GESCHICHTE DER PSYCHOANALYSE: Albrecht Hirschmuller (Hrsg.): Max Eitingon uber Anna O. (Breuer) in psychoanalytischer Betrachtung - Max Eitingon: Anna O. (Breuer) in psychoanalytischer Betrachtung. Wien X. 1909 - K. R. Eissler: Eine Verzogerung in Freuds Gebrauch der kathartischen Methode - Andre Haynal: Freud und kein Ende. - Erika Danneberg: Psychoanalyse gegen den Strich. Chile - Nicaragua - Cuba. THEORETISCHE BEITRAGE: Haydee Faimberg: Die narzisstische Dimension der odipalen Konfiguration - Michel de M'Uzan: Gegenubertragung und paradoxes System - Heribert Knott: Das Konzept der Nachtraglichkeit heute. KLINISCHER BEITRAG: Ute Auhagen-Stephanos: Psychoanalytische Behandlung von Frauen mit unerfulltem Kinderwunsch. BEITRAGE ZUR ANGEWANDTEN PSYCHOANALYSE: Christoph Ertle: Zur Psychoanalyse von Umweltzerstorung - Folgerungen fur die Padagogik - Gisela Greve /Konrad Hossler: 'Nachmittag spielte ich Gothen uber 2 Stunden vor.'. Felix Mendelssohn und seine Vater.
Ausgehend von klinisch-therapeutischen und literarisch-philosophischen Beobachtungen, die das Selbst- und Welterleben als "gespalten," als zerbrochen oder doppelt zeigen, konzentriert sich der Autor auf drei Erscheinungsformen: Was ist das Erleben des Tragischen? Welches sind der Ursprung und die Natur des durch das Ressentiment begrA1/4ndeten absoluten BAsen? Was steckt hinter der durch LA1/4ge und Verleugnung geschaffenen doppelten Wirklichkeit? Zur ErklArung dieser PhAnomene dient das Konzept des inneren Konflikts. Die ErklArung durch Konflikt und KomplementaritAt ist A1/4berhaupt die einzige Kausalantwort, die aus der psychoanalytischen Erfahrung mit Sicherheit abgeleitet werden kann. Als Wissenschaft vom inneren Konflikt wird die Psychoanalyse als gesonderter Bereich der symbolischen Erfassung und Gestaltung der Wirklichkeit aufgefaAt, der weitgehend unabhAngig ist und weder den Natur- noch den Geisteswissenschaften zugehArt.