Die empirisch-rechtspsychologische Untersuchung von Tatbegehungsmerkmalen bei Straftätern wurde lange vernachlässigt. Ein zentrales Ziel dieser Arbeit war die Entwicklung eines Klassifikationsmodells, das auf dem Tatverhalten von sexuellen Missbrauchs- und Gewalttätern basiert. Dieses Modell zeigt das spezifische Zusammenspiel einzelner Tatmerkmale und ermöglicht Rückfallprognosen. Die Erkenntnisse stammen aus einem Kooperationsprojekt zwischen dem Institut für Forensische Psychiatrie der Charité Berlin und dem Landeskriminalamt Berlin, in dem rund 1000 Täter hinsichtlich ihres Tatverhaltens und ihrer Rückfälligkeit untersucht wurden. Durch den innovativen Einsatz der Latent Class Analyse wurden acht Täterklassen identifiziert, die sich durch charakteristische Muster der Tatbegehung auszeichnen. Eine qualitative Analyse typischer Tatbeschreibungen ergänzte die statistischen Betrachtungen und vertiefte das Verständnis der Handlungslogik innerhalb der Klassen. Die Rückfälligkeitsanalysen zeigten, dass die Täterklassifikation einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Risiko- und Gefährlichkeitseinschätzung von Sexualstraftätern leistet und verschiedene Arten sowie Schweregrade von Rückfällen differenziert. Die entwickelte Klassifikation bildet eine empirisch fundierte Brücke zum klinisch-ideografischen Prognoseansatz und berücksichtigt die vom Rechtssystem geforderte Berücksichtigung der durch die Tat zutage getretenen Gefährl
Jürgen Biedermann Bücher


Wenn wir in den Medien mit Berichten über Kindersoldaten konfrontiert werden, stehen wir der Tatsache, dass Kinder Waffen tragen und diese auch einsetzen oft fassungslos gegenüber. Wir fragen uns: Was geht in einem solchen Kind bei der Ausübung seiner militärischen Tätigkeiten vor? In vorliegender Arbeit wurde u. a. versucht, auf diese Frage Antworten zu finden. Dazu wurde das Erleben und Verhalten von zwangsweise rekrutierten Kindersoldaten der LRA, einer Rebellenbewegung im Norden Ugandas, näher beleuchtet. Eine qualitative Analyse von Narrationen der Erlebnisse bei den Rebellen, die im Rahmen einer traumafokussierten Therapie an 24 ehemaligen KindersoldatInnen entstanden, ermöglichte die Erstellung eines Verlaufsmodells der militärischen Eingliederung in die LRA. Methodisch wurde dabei auf das narrative Erklärungsmodell von Danto (1974) und auf sozialpsychologische Theorien Bezug genommen. Darauf aufbauend erfolgt eine Diskussion der gewonnenen Erkenntnisse im Hinblick auf posttraumatische Belastungsreaktionen bei ehemaligen Kindersoldaten. Das Buch nimmt zwar eine psychologische Perspektive ein, es richtet sich allerdings nicht nur an Psychologen, sondern auch an all jene, die neugierig sind, anhand vieler, bewusst lang gehaltener Originalauszüge aus den Berichten der Kindersoldaten in eine fremde, zuweilen schockierende Welt einzutauchen.