Publikation über die ersten drei Preisträger*innen des Marta-Preises der Wemhöner Stiftung 2014 - 2018.: Heike Mutter / Ulrich Genth, Simon Wachmuth und Peter Wächtler. Inklusive Abbildungen und Interviews zwischen den Künstler*innen und Nominatoren.
In seinem exklusiv für Marta Herford entwickelten Projekt 52 Wochen, 52 Städte
nimmt Iwan Baan den Betrachter mit auf eine einjährige Fotoreise um die Welt
immer auf der Suche nach den besonderen Lebensräumen und herausragenden
Bauprojekten. Charakteristisch für seine Bildsprache ist die Thematisierung
der engen Beziehung zwischen Mensch und Architektur, zwischen sozialer Nutzung
und den unterschiedlichen räumlichen Situationen. Der Ausstellungskatalog
präsentiert 52 Fotografien aus dem vergangenen Jahr, die von persönlichen
Erzählungen von Iwan Baan begleitet werden. Es sind einfühlsame Begegnungen
mit ebenso alltäglichen wie ungewöhnlichen Orten überall auf dem Globus, die
Baan zu einem engagierten Kommentar der menschlichen (Über-)Lebensstrategien
verdichtete. So wurde beispielsweise seine Dokumentation eines 45-stöckigen,
unvollendeten Wolkenkratzers in Caracas, in dem rund 750 Familien extra-legal
in einem vertikalen Slum wohnen, zu einem der bekanntesten Projekte des
Fotografen. Nicht nur hier werden die Grenzen zwischen
Architekturdokumentation und der Interpretation sozialer Lebensräume fließend.
Dominik Halmers Werk ist als Forschung am Bild zu verstehen, eine Auseinandersetzung mit den Bildformen, die unser Denken und unsere Kommunikation prägen. In seiner Malerei treffen heterogene Elemente scheinbar zufällig aufeinander; ihre Begegnung eröffnet jedoch eine weitere Ebene, die zeigt, dass sie sich gegenseitig ableiten und poetisch reagieren. In den letzten Jahren hat Halmer seine Bildwelt auf den Realraum ausgeweitet, indem er funktionale Objekte wie Tische, Sitzbänke und Leuchten zu Bildträgern transformiert. Diese Objekte erhalten eine eigene Wesenhaftigkeit und fungieren als skulpturale Zeichen im Raum, die nun „konkreten Kontakt mit den Dingen der Welt, ihren Repräsentanzen, Nutzern und Referenzen aufnehmen.“ (Nach Roland Nachtigäller, Die Dinge im Schwebezustand, in: Dominik Halmer. Wertschöpfung, Bönen 2013). Halmers Arbeiten zeigen, wie visuelle Elemente und materielle Objekte in einem Dialog stehen, der unser Verständnis von Raum und Bedeutung herausfordert und erweitert.
Strenge, Minimalismus, Reduktion und das ganze Inventar einer vorfabrizierten Alltagsgegenständlichkeit fungieren in den Arbeiten von Stefan Wissel als Blaupause für Erzählungen und Assoziationen, die sich unbefangen und stilistisch differenziert aus dem Repertoire dieses neutralen Fonds konfigurieren. Die im Rahmen der gleichnamigen Ausstellung erscheinende Publikation portraitiert den daraus resultierenden, werkimmanenten Korridor, der virtuos zwischen Künstlichkeit und Funktionalität changiert und die Statik seiner Parameter wie Variabilität, Komposition, Autonomie und Kontext zur Disposition stellt.
Politik, Wirtschaft, Kriegswissenschaft, Luftfahrt - das sind nur einige Themen, mit denen sich Jürgen Stollhans in seinem vielfältigen Werk beschäftigt. Dabei widmet er sich mit Vorliebe historischen Seitenpfaden, alltagskulturellen Absurditäten und lokalen Eigenheiten. Unter dem Titel „Wir schalten zurück nach Rheda-Wiedenbrück“ wirft Stollhans in der Städtischen Galerie Nordhorn nun einen Blick auf seinen Geburtsort und rückt die ostwestfälische Doppelstadt an der Ems in das Zentrum eines faszinierenden Netzwerks von Erzählsträngen die der Documenta 12-Teilnehmer u. a. mit Schulkreide auf 18 großformatige Tafeln zeichnete. Der Katalog dokumentiert sämtliche Kreidezeichnungen, Skulpturen und Objekte der Ausstellung, die vom Künstler selbst im Buch arrangiert und auch mit erläuternden Kommentaren versehen wurden. Jürgen Stollhans wurde 1962 in Rheda/Westfalen geboren. Er studierte in Münster bei Norbert Tadeus Malerei und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Erich Reusch Bildhauerei. Er lebt und arbeitet in Köln.