Ein Erbe für die Wissenschaft
Die Fritz Thyssen Stiftung in der Bonner Republik. 2., durchgesehene Auflage






Die Fritz Thyssen Stiftung in der Bonner Republik. 2., durchgesehene Auflage
Amélie Thyssen, die reichste Frau in Westdeutschland, stiftete 1960 überraschend die Hälfte ihres industriellen Vermögens: Mit ihrer Tochter Anita errichtete sie die erste große private Stiftung zur Wissenschaftsförderung in der Bundesrepublik. Dieses Buch erschließt die familien- und unternehmensgeschichtlichen Zusammenhänge sowie die Medienresonanz dieser ungewöhnlichen Transaktion. Neben den Erbinnen Fritz Thyssens tritt der Kreis ihrer Vermögensverwalter und Berater hervor, deren exzellente Verbindungen bis ins Bundeskanzleramt reichten. Erstmals werden die Protokolle dieses »Thyssen-Komitees« ausgewertet, die neues Licht auf interne Spannungen bei der Bildung des Thyssen-Konzerns werfen. Die Stiftung engagierte sich in den Geistes- und Sozialwissenschaften und in der medizinischen Forschung. Mit Blick auf die Förderinitiativen und die gelehrten Köpfe im Wissenschaftlichen Beirat leistet die Studie einen Beitrag zur intellectual history der Bonner Republik.
Die Debatte über die Spielarten des Kapitalismus ist so aktuell wie nie zuvor. Daher wirft der Band einen prüfenden Blick auf die »koordinierte Marktwirtschaft« in den Gründerjahren der Bundesrepublik Deutschland. Als Charakteristikum des »Rheinischen Kapitalismus« gilt ein hoher Grad der Institutionalisierung widerstreitender Interessen mit dem Ziel von Konsens und Kooperation. Doch inwieweit waren diese Merkmale in der Ära Adenauer tatsächlich ausgeprägt? Welche Traditionen der deutschen Geschichte wurden dabei fortgeführt und was war neu? Welche Eigentümlichkeiten sind den besonderen Bedingungen der Nachkriegszeit, des »Wirtschaftswunders« und des Kalten Krieges zuzurechnen, gehören also unwiederbringlich der Vergangenheit an? Worin lagen die Schattenseiten? Und andererseits: Welche Regeln und Erfahrungen der Adenauerzeit sind in der Orientierungskrise unserer Gegenwart anschlussfähig, vielleicht sogar vorbildlich?
Die Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien im Vergleich
Soziale Ungleichheit fordert moderne Gesellschaften permanent heraus. Der Sozialstaat kann Ungleichheiten abbauen, aber auch verstetigen und sogar selbst erzeugen. Der vorliegende Band untersucht am Beispiel Deutschlands und Großbritanniens, wie diese Herausforderung in zwei unterschiedlich geprägten Sozialstaaten reflektiert und politisch aufgegriffen wurde. Die Beiträge von Historikern und Sozialwissenschaftlern richten den Blick auf die Problemfelder Armut, Bildungschancen und Geschlechterdifferenzen. Sie fragen nach dem Verhältnis von Staat und Markt in der Alterssicherung sowie nach Konzepten von Gerechtigkeit. Aktuelle Kontroversen über die Zukunft der sozialen Sicherung und Debatten über alte und neue Ungleichheitsmuster erhalten damit die notwendige historische Tiefenschärfe. Beiträge von Hans Günter Hockerts, Christiane Kuller, Lutz Leisering, Christian Marschallek, Wilfried Rudloff, Winfried Süß, Cornelius Torp
Das Grundlagenwerk zur Entschädigung ausländischer Verfolgter des NS-Regimes beleuchtet die Gründe, warum Entschädigungen am Ende des 20. Jahrhunderts in den Fokus der Weltöffentlichkeit rückten. Die Ansprüche der ausländischen Verfolgten galten zunächst als Teil der Reparationspolitik, waren jedoch durch das Londoner Schuldenabkommen von 1953 blockiert, das die Regelung bis zum Abschluss eines Friedensvertrags mit Deutschland aufschob. Das Werk untersucht, welche Initiativen diesen Ausschluss durchbrachen und wie die Bedingungen der Westintegration und des Kalten Krieges die Entschädigungsdiplomatie beeinflussten. Zudem wird analysiert, wie die Entschädigungsgelder verteilt wurden. Es bietet eine umfassende Perspektive auf die Internationalität der Entschädigungsgeschichte durch Fallstudien aus 15 west- und osteuropäischen Staaten. Beiträge von verschiedenen Autoren beleuchten spezifische Länder und Themen, darunter die Schweiz, Griechenland, Norwegen, die Bundesrepublik Deutschland, Jugoslawien, die Tschechoslowakei, Italien, Frankreich, Polen, Großbritannien, Dänemark, Schweden und Ungarn. Dieses Werk stellt eine bedeutende Quelle für das Verständnis der komplexen Entschädigungsfragen dar.
Die Wiedergutmachung von nationalsozialistischem Unrecht in Deutschland seit 1945 ist ein zentrales Thema des späten 20. Jahrhunderts. Die Autoren des Bandes analysieren die historische Entwicklung und bieten einen Überblick über die Phasen und Formen der gesetzlichen Rückerstattung und Entschädigung, einschließlich der Bundesstiftung für Zwangsarbeiter. Sie beleuchten auch gesellschaftliche Eigeninitiativen wie die Aktion Sühnezeichen und das Maximilian-Kolbe-Werk. Ein bisher vernachlässigter Aspekt wird hervorgehoben: die Interaktion zwischen Verfolgern und Verfolgten in ihren neuen Rollen und die Bedeutung der Wiedergutmachung im Leben der Betroffenen. Die Beiträge umfassen Themen wie die umstrittene Definition von Wiedergutmachung, Dimensionen der nationalsozialistischen Verfolgung und die Rückerstattung in Westdeutschland als Teil der deutschen Vergangenheitspolitik. Zudem wird der Beitrag der Rechtsprechung zur Entschädigung und der Vergleich der Wiedergutmachung in West- und Ostdeutschland thematisiert. Die Rolle protestantischer und katholischer Initiativen sowie biographische Zugänge zu den Erfahrungen von Verfolgern und Verfolgten werden ebenfalls behandelt. Schließlich wird die Entstehung der Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ im Kontext der Debatte um die „vergessenen Opfer“ untersucht.