Die SED-Diktatur in der DDR war geprägt von einer umfassenden Kontrolle, gestützt durch Mauer, Stacheldraht und die Stasi. Der totale Herrschaftsanspruch der Partei erstreckte sich über Politik, Wirtschaft, Recht, Verwaltung und Kultur. Dennoch war die Reichweite dieser Herrschaft nicht unbegrenzt. Historisches Erbe, das die SED übernehmen musste, schränkte ihre diktatorischen Möglichkeiten ein. Die Mauer symbolisierte sowohl Macht als auch Ohnmacht. Bereiche wie Familie, Kirche und Wissenschaft entzogen sich teilweise der totalitären Kontrolle. Zudem überforderte sich die SED, indem sie versuchte, alle Lebensbereiche zu dirigieren, was zu ihren Grenzen führte. Diese Grenzen der Diktatur bedeuten nicht mehr politische Freiheit oder Rechtsstaatlichkeit, noch soll das Regime verharmlost werden. Der zentrale Fokus der Beiträge liegt auf der Frage, was im totalitären Gestaltungsanspruch der SED nicht verwirklicht werden konnte. Diese Frage, insbesondere in der Frühzeit der DDR, wird konkret behandelt, dank der umfangreichen Zugänglichkeit der Archive des SED-Staats. Die täglichen Widersprüche und Probleme der Herrschaftspraxis verdeutlichen die Grenzen dieser Herrschaft. Um die gesellschaftliche Realität in der DDR zu verstehen, ist es wichtig, sowohl die Ausdehnung als auch die Grenzen der Diktatur zu betrachten. Die Geschichte der DDR ist mehr als nur die Erzählung einer unbegrenzten Herrschaft.
Richard Bessel Reihenfolge der Bücher
Richard Bessel ist Historiker mit Schwerpunkt auf der Sozial- und Politikgeschichte des modernen Deutschlands, insbesondere den Folgen der beiden Weltkriege und der Geschichte der Polizeiarbeit. Seine Arbeit befasst sich eingehend mit den tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Konsequenzen, die aus wichtigen historischen Ereignissen resultieren. Derzeit ist er Senior Fellow am Institut für Advanced Studies in Freiburg.







- 1996