"Das Buch schildert die letzten achtzehn Stunden des sterbenden Vergil, beginnend mit seiner Ankunft im Hafen von Brundisium bis zu seinem Tod am darauffolgenden Nachmittag im Palast des Augustus. Obwohl in der dritten Person dargestellt, ist es ein innerer Monolog des Dichters. Es ist daher vor allem eine Auseinandersetzung mit seinem eigenen Leben, mit der moralischen Richtigkeit oder Unrichtigkeit dieses Lebens, mit der Berechtigung und Nichtberechtigung der dichterischen Arbeit, der dieses Leben geweiht war." Hermann Broch
Hermann Broch Bücher
Hermann Broch widmete sich der Literatur erst mit vierzig Jahren, nach anfänglichen Erfahrungen im familiären Textilunternehmen. Sein Werk zeichnet sich durch ein tiefes Interesse an Psychologie, Philosophie und Mathematik aus, die sich in seinen modernistischen Schriften widerspiegeln. Er brilliert durch einen präzisen Stil und die Auseinandersetzung mit komplexen Themen der menschlichen Existenz. Broch gilt als einer der bedeutendsten Autoren seiner Zeit.







Hofmannsthal und seine Zeit
Eine Studie
»›Mythisch ist alles Erdichtete, woran du als Lebender Anteil hast. Im Mythischen ist jedes Ding durch einen Doppelsinn, der sein Gegensinn ist, getragen: Tod = Leben, Schlangenkampf = Liebesumarmung. Darum ist im Mythischen alles im Gleichgewicht.‹ Diese Worte stehen in Hofmannsthals Buch der Freunde, und sie melden die Problemkonstanz, die dem Hofmannsthalschen Leben und seiner Arbeit eine unverbrüchlich eigensinnige Richtung gegeben hat; unverbrüchlich hat er sich um die Stellung des Menschen im Kosmos und um das ethische Gleichgewicht bemüht, das zwischen Ich und Sein etabliert werden soll, auf daß das Menschenleben zur Einheitlichkeit werde.« Indirekt vergegenwärtigte sich Hermann Broch mit seiner Hofmannsthal-Studie von 1947/48 aus dem amerikanischen Exil heraus die eigene Jugend in Wien. Hofmannsthal und seine Zeit ist ein autobiographisches Buch vor allem in dem Sinne, daß es die Summe seiner kulturkritischen Schriften darstellt.
Hermann Broch wuchs in Wien auf, leitete zwanzig Jahre lang die Textilfabrik seiner Familie, begann 1927 mit dem Leben als freier Schriftsteller, musste als Jude nach dem 'Anschluss' von 1938 aus Österreich fliehen. Er emigrierte im gleichen Jahr in die USA, wo er anfänglich in New York lebte. 1942 wurde Princeton, New Jersey, sein fester Wohnsitz. 1949 siedelte er über nach New Haven, Connecticut, wo er Kontakte zur Fakultät der Yale University hatte; im dortigen German Department wurde er Lektor ehrenhalber. 1951 erlag er einem Herzschlag.
Hugueneau oder die Sachlichkeit. 1918
- 324 Seiten
- 12 Lesestunden
"Huguenau oder die Sachlichkeit" ist der dritte Teil der "Schlafwandler"-Trilogie. Im moselländischen Städtchen agiert Huguenau als geschäftstüchtiger Vertreter einer Zeit des Wertezerfalls, indem er die Zeitung an sich bringt und Esch ermordet. Broch beschreibt das Buch als eine Reihe von Geschichten über Einsamkeit und neue produktive Kräfte.
Die Schlafwandler
- 760 Seiten
- 27 Lesestunden
Im ersten Teil geraten die religiösen Überzeugungen und das patriotische Pflichtgefühl des Gutsbesitzersohns Joachim von Pasenow unter dem Einfluss des Kaufmanns Eduard von Bertrand ins Wanken. Er entzieht sich der unglücklichen Affäre mit dem Animiermädchen Ruzena und sucht in der Ehe mit der tugendidealisierten Elisabeth von Baddensen einen gesellschaftlich akzeptierten Ersatz für die metaphysische Leere seiner Existenz. Im zweiten Teil begegnet der entlassene Buchhalter August Esch seiner als willkürlich empfundenen Umwelt mit wachsendem Realitätsverlust. Eine anarchische Erlösungsfantasie leitet seinen Plan, den als Kopf einer Weltverschwörung geltenden Industriellen Bertrand zu beseitigen. Die Ehe mit der älteren Gastwirtin Gertrud Hentjen zügelt seinen falschen Idealismus. Im dritten Teil gelangt der Opportunist Wilhelm Huguenau durch Betrug und mit Hilfe des Stadtkommandanten Joachim von Pasenow in den Besitz der Druckerei des ermordeten August Esch. Die Geschichte wird durch Parallelerzählungen des Leutnants Jaretzki, des Maurers Gödicke und der Hanna Wendling ergänzt, die für Vereinsamung und körperliche sowie geistige Versehrtheit stehen. Broch analysiert die Epoche Wilhelms II. zwischen 1888 und 1918 und beeindruckt durch realistische Darstellung und subtile psychologische Schilderung. Sein als "erweiterter Naturalismus" bezeichnetes Verfahren beleuchtet die rationalen und irrationalen Ebenen psychischen Erlebens ex
Hrsg. Lützeler, Paul Michael 412 S. Neu: 8322 651 N.-A.

