Die Zauberwelt der Märchen hat auch in Altbayern ihren bunten Teppich ausgerollt. Mit dem sensationellen Fund von rund 500 bisher unbekannten Märchen, gesammelt von Franz Xaver von Schönwerth (1810-1886), öffnet sich ein ganz neues Bilderbuch mit verwunschenen Krähen, sprechenden Zaubervögeln, fischleibigen Wasserfräulein, moosbehangenen Holzfräulein, tapferen Prinzen, lebenden Steinen oder Verderben bringenden Hexen. Die Geschichten für Jugendlichen wie für Erwachsenen zeigen nicht nur den schier Erzählschatz einer bayerischen Region, sondern bereichern die gesamte deutsche Märchenlandschaft.
Der Wald - Ort der Sehnsucht. Hier herrscht ein besonderer Zauber, eine konzentrierte Stille. In der lichtdunklen Einsamkeit kommt auch der Mensch zur Ruhe, atmet wieder freier und entwickelt ein neues Gespür für seine Umgebung. Im Wald kann man dem Herzschlag der Welt nachfühlen, eine Ahnung von der beseelten Natur erhaschen und nach den vielen kleinen und uralten Waldgeistern Ausschau halten. Die Märchen aus der Sammlung von Franz Xaver zu Schönwerth fangen die Persönlichkeit des Waldes und die seiner Bewohner ein. Hellsichtige und hilfreiche Holzfräulein treffen auf arme Teufel, die all ihre Hoffnung auf ein gestohlenes Klafter Holz setzen. Wilden Räubern wird von vierbeinigen Ausreißern das Fürchten gelehrt, verwunschene Schlösser warten auf den rechten Helden und tief im Wald lockt ein verbotener Brunnen…
Franz Schönwerth: Sitten und Sagen aus der Oberpfalz. Die drei Bände in einem Buch Erstdruck: Augsburg (Rieger) 1857–1859. Widmung: »Meinem Heimatlande der Oberpfalz.« Inhaltsverzeichnis Aus der Oberpfalz Erster Theil Vorrede Erstes Buch: Einleitung Zweites Buch: Die Braut Drittes Buch: Die Mutter und ihr Kind Viertes Buch: Der Tod Fünftes Buch: Die Thiere des Hauses Sechstes Buch: Die Frucht des Feldes Zweyter Theil Siebentes Buch: Einleitung Achtes Buch: Licht und Feuer Neuntes Buch: Luft Zehntes Buch: Wasser Eilftes Buch: Erde Dritter Theil Zwölftes Buch: Tod Dreyzehntes Buch: Hölle Vierzehntes Buch: Himmel Fünfzehntes Buch: Ende der Welt Neuausgabe. Großformat, 190 x 270 mm Herausgegeben von Karl-Maria Guth. Berlin 2017. Textgrundlage sind die Ausgaben: Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg: Rieger, 1857/58/59. Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 2, Augsburg: Rieger, 1857/58/59. Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 3, Augsburg: Rieger, 1857/58/59. Die Paginierung obiger Ausgaben wird in dieser Neuausgabe als Marginalie zeilengenau mitgeführt. Umschlaggestaltung von Thomas Schultz-Overhage unter Verwendung des Bildes: Josef Andreas Weiss, Schloss Sulzbürg in der Oberpfalz, 1887. Gesetzt aus der Minion Pro, 12 pt.
Das ganze heimische Tierreich bevölkert den fünften Band unserer bayerischen Märchenbuch-Reihe: Katz und Hund, Pferd und Fuchs, Rabe, Wieserl, Käfer, Geiß, Frosch und viele mehr. Oft treten sie als Helfer auf – wie der Wundervogel mit dem glockenhellen Gesang, der zwei Bettelbuben das Glück bringt. Dann wieder stehen sie für die Gefahr der ungezähmten Natur. Und allesamt wohnt ihnen eine urwüchsige Magie inne, die kleine wie große Leser daran erinnert, dass der Mensch sorgsam mit den Gaben umgehen muss, die ihm die Natur schenkt. Erika Eichenseer hat die schönsten Tiermythen aus der Sammlung des bayerischen Märchenforschers Franz Xaver von Schönwerth ausgewählt und behutsam für moderne Leser bearbeitet. Die verspielten Illustrationen von Barbara Stefan setzen Bärenbräute und Schwanenjungfrauen ebenso perfekt in Szene wie verhexte Mistkäfer und ganz außergewöhnliche Gscheithaferl-Ferkel.
Wassermärchen aus Bayern. Herausgegeben von Erika Eichenseer
Wenn sich der Mond im Brunnen spiegelt … … muss er aufpassen, nicht herausgefischt zu werden! Einst hätte ein solcher neugieriger Blick das Himmelsgestirn nämlich fast um seinen Platz am Firmament gebracht: Eine unvorsichtige Magd schöpfte den Mond aus dem Hausbrunnen und trug ihn in die Küche, wo die Köchin schon auf das Wasser für ihren Brotteig wartete. Prompt wurde der Mond in einen der runden Laibe mit eingebacken und war jämmerlich gefangen. Da eilte ihm ein nahes Bächlein zu Hilfe, sprudelte so wild es konnte und schwoll an, bis es die zum Abkühlen an seinem Ufer aufgereihten Brotlaibe mit sich riss und so den Mond befreite. Man sieht: Auch im kleinsten Bach steckt die nimmermüde Urkraft des Wassers, dieses geheimnisvollen, mythischen Elements, aus dem wir alle kommen, in dem wir uns bewegen, mit oder gegen den Strom schwimmen. Unverdrossen hält es uns am Leben, hilft uns bei der Arbeit, schützt uns und birgt doch für uns Landbewohner gefährliche, schaurige Tiefen. Früh schon versuchten die Menschen den Geist und die Seele des Wassers in Geschichten, Liedern und Versen einzufangen. Zahllose Märchen erzählen von goldenen Quellen und Wasserzwergen, denen der Schalk im Nacken sitzt, von bleichen Bräuten mit zartgrünen Häuten zwischen Fingern und Zehen, von Froschmännern und Nixen, die auf Wellen tanzen. Erika Eichenseer, die Entdeckerin der lange verschollenen, unbekannten Märchensammlung von Franz Xaver von Schönwerth, hat 30 der schönsten bayerischen Wassermärchen ausgewählt und um kurze Anmerkungen zu den Motiven der Texte, zu ihren historischen Bezügen und sprachlichen Besonderheiten ergänzt: ein magischer Tauchgang für Klein und Groß.
Vor wenigen Jahren machte Erika Eichenseer, die Vize-Präsidentin der Schönwerth-Gesellschaft, einen Sensationsfund und die internationale Märchenwelt stand Kopf: „This unexpected find rocked the fairy-tale establishment.“ (Dieser unerwartete Fund rüttelte die gesamte Märchenlandschaft auf. Washington Post, Februar 2015.) Im Nachlass des königlich-bayerischen Ministerialrats, Volkskundlers und Sprachforschers Franz Xaver von Schönwerth hatte ein wohl verwahrter, aber lange vergessener Schatz an Märchen, Sagen und Legenden seiner Entdeckung geharrt: „Here is a real treasure!“ (Hier liegt ein wahrer Schatz! Washington Post.) Nun setzt Erika Eichenseer ihr Projekt, den Schönwerth-Nachlass der Welt zugänglich zu machen, mit einem weiteren genialen Streich fort: „Das rote Seidenband“ vereint die schönsten Liebesmärchen der schier unerschöpflichen Sammlung in einem Band. Erzählt wird darin von Prinzen mit goldenen Haaren, die für die Hand ihrer Prinzessin jeder Gefahr trotzen, von versklavten Königstöchtern, die sich durch List, Mut und die hilfreiche Hand der Liebe aus ihrer misslichen Lage zu befreien wissen, von mächtigen, von brennender Eifersucht entzweiten Götterpaaren, die doch nicht voneinander lassen können, und von vielem, vielem mehr. Teils romantisch bezaubernd, teils erstaun lich spröde, aber immer von ureigener Sprachgewalt – alle Geschichten tragen die unverwechselbare Handschrift Schönwerths, dessen besonderer Sinn für die Sprache des Volkes und somit auch der alten Märchen schon von berühmten Zeitgenossen wie den Gebrüdern Grimm bewundert wurde: „Nirgendwo in ganz Deutschland ist umsichtiger, voller und mit so leisem Gehör gesammelt worden.“ (Jacob Grimm über Schönwerth, 1885)
Es war einmal vor mehr als 150 Jahren in Bayern, da begab sich ein königlich-bayerischer Ministerialrat auf Entdeckungsreise in die Tiefen des Landes – und fand einen echten Schatz: unzählige Märchen, Sagen, Legenden, Schwänke, Abzählreime, Lieder und Sprichwörter, die in der mündlichen Tradition überdauert hatten. Franz Xaver von Schönwerth hieß der Mann, der sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts als Volkskundler, Sprachforscher, Sagen- und Märchensammler einen Namen machte und von Zeitgenossen wie den Gebrüdern Grimm hoch geschätzt wurde. Erika Eichenseer, eine der besten Kennerinnen des Schönwerth-Nachlasses, hat die gewaltige Sammlung von Märchen und Mythen mit scharfem Blick durchforstet und die schönsten schaurigen Erzählungen ausgewählt. Hier haben Gespenster, Schwarzkünstler und Wunderärzte, garstige Zwerge, wilde Riesen und bleiche Seefräulein mit seidenen Haaren ihren Auftritt. Pfarrer, denen vor rein gar nichts graust, und ebenso bauernschlaue wie bärenstarke Hirten machen ihr Glück, während ein angehender Meisterdieb feine Damen und geistliche Herren das Fürchten lehrt. Der Künstler Michael Mathias Prechtl hat all diesen mal schaurigen, mal betörenden Figuren in seinen Holzschnitten Gestalt verliehen.
Die Fülle des Seltenen und Schönen, das der Oberpfälzer Franz Xaver Schönwerth im 19. Jahrhundert auf dem Gebiet der Sagen und Volkskunde sammelte und vor dem Vergessenwerden und Untergang bewahrte, ist äußerst wertvoll. Schönwerth hat genau das von seinen Gewähsleuten Erzählte niedergeschrieben und nicht überarbeitet oder gar verändert. Bei diesem Band handelt es sich um den Reprint des 1923 erschienenen Buches.