Autobiographische Essays namhafter Historikerinnen und Historiker bieten einen tiefen Einblick in die Entwicklung der Geschichtswissenschaft in Deutschland von 1933 bis zur Wende. Die Autoren reflektieren prägende Ereignisse wie 1968 und den Historikerstreit sowie die Neuorganisation der Geisteswissenschaften nach 1989. Persönliche Erfahrungen, soziale und geographische Hintergründe sowie die Rolle von Mentoren und Kollegen werden thematisiert. Die Beiträge zeichnen ein facettenreiches Bild der Herausforderungen und Veränderungen im akademischen Leben und der Entwicklung von Fragestellungen und Theorien in der Geschichtswissenschaft.
The volume deals with international women’s and gender history since the 1970s. It presents some early conceptualizations as well as retrospectives from today’s point of view. Moreover, it deals with a series of grand themes which demonstrate the variety of women’s and gender history: veritable and controversial „multiple stories“ (Natalie Zemon Davis). These include the early modern Querelle des femmes, the rise of the new concept of „women’s emancipation“ in Germany through the 19th century, the national and transnational paths to women’s citizenship, gender dimensions of the Nazi „racial state“ and of the democratic welfare states. The volume combines social, political and intellectual history, national, comparative and transnational history, European and extra-European history. Some chapters were written specifically for this purpose, others appear here for the first time in German and some are reprinted in view of their impact on the development of the field.
Anlässlich des 50. Todestags von Friedrich Meinecke, dem 1954 verstorbenen Historiker und Gründungsrektor der Freien Universität Berlin, beleuchtet der Band sein Leben und Werk neu. Er zeigt, dass Meinecke nicht nur an preußisch-deutscher Geschichte interessiert war, sondern auch an europäischer, internationaler und vergleichender Geschichte. Sein Engagement als politischer Publizist und demokratischer Republikaner wird neu bewertet: Er war ein public historian, der die Weimarer Republik sowohl unterstützte als auch kritisch hinterfragte und sich entschieden gegen den Nationalsozialismus wandte. An der Berliner Universität war er aufgrund seiner Liberalität ein Anlaufpunkt für demokratisch gesinnte und innovative Studenten, darunter viele jüdische, und stellte damit eine Ausnahme in der Historikergemeinschaft dar. Sein Werk fand auch international Beachtung, besonders in Italien, wo sein Konzept des „Historismus“ aufgegriffen wurde. Der Band enthält eine Bibliographie über Meinecke von 1915 bis 2006. Zu den Beiträgen zählen Analysen zu seiner Sicht auf die deutsche Geschichte, das Verhältnis von Parteien und Parlamentarismus sowie seine Rolle in der Weimarer Republik und der Gründung der Freien Universität Berlin.
Erstmals wird hier in einem deutschsprachigen Band das Leben, Sterben und Überleben jüdischer Frauen in den Lagern des NS-Regimes untersucht: von frühen Konzentrationslagern wie Moringen über Stammlager (Ravensbrück) und Außenlager bis zum Vernichtungslager Auschwitz. Dabei geraten auch andere Gruppen in den Blick: nichtjüdische inhaftierte Frauen, männliche Häftlinge ( jüdische wie nichtjüdische) und das weibliche wie männliche SS-Lagerpersonal. Die Autorinnen und Autoren rekonstruieren aus mündlichen und schriftlichen Zeugnissen die Lagerhierarchie, die Erfahrungen und Wahrnehmungen der Häftlinge sowie die spezifische Erfahrung der Frauen von Sexualität und Gewalt und thematisieren auch das Weiterleben der Betroffenen nach dem Holocaust.
Die Sterilisationspolitik der Nationalsozialisten wird als ein Unrecht eigener Art, als integraler Bestandteil der nationalsozialistischen Geburtenpolitik angesehen. Rekonstruktion der Frauenpolitik im Nationalsozialismus und der Lebenslage der Frauen. Untersucht wird die Frage des Gebärens und Nicht-Gebärens sowie die geschlechtergeschichtliche Bedeutung der Sterilisationspolitik und des Rassismus. Behandelt wird der Pro- und Antinatalismus, sodann der Antinatalismus im Kontext der Rassen- und Frauenpolitik. Dabei kommen Sterilisationsopfer zu Wort
In der 1905 begründeten Reihe Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom erscheinen wissenschaftliche Monographien und Aufsatzbände zur italienischen bzw. italienisch-deutschen Geschichte vom frühen Mittelalter bis zur jüngsten Vergangenheit.
Die international renommierte Historikerin Gisela Bock erzählt und deutet in diesem Buch ein halbes Jahrtausend europäischer Frauengeschichte. Ihre eindrucksvolle Darstellung gibt nicht nur Einblick in die kulturellen, sozialen, politischen und rechtlichen Verhältnisse von Frauen seit dem Mittelalter, sie leiht auch den Frauen der Vergangenheit selbst immer wieder ihre Stimme und läßt sie zu Wort kommen. Damit liegt eine vorzügliche Einführung in eines der wichtigsten Themen der europäischen Geschichte vor. ”Als Europa einst mit ihren Freundinnen am Gestade des Meeres spielte, schwamm Zeus in Gestalt eines Stiers heran und entführte sie. Illustrationen des Mythos zeigen Europa furchtsam auf dem Stierrücken; wehmütig winkt sie ihren Gespielinnen. Furcht und Wehmut waren berechtigt, denn Zeus nahm sie, anders als Danae, nicht mit einem Goldregen, sondern mit Gewalt, um sie zu begatten. Europas Nachkommen haben Frieden und Freiheit reklamiert. Ob sie heute freigekommen ist?” Gisela Bock bietet in ihrem neuen Buch weit mehr als nur eine Beantwortung dieser rhetorischen Frage. Im Rahmen einer Kulturgeschichte der Geschlechterbeziehungen schildert sie ebenso eindringlich wie konzise die Lebens-, Arbeits- und Rechtsverhältnisse der Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, ihre Ideale und Realitäten, ihren mühsamen Kampf um bürgerliche, politische und soziale Rechte. Ein Leitmotiv ist dabei die Querelle des Femmes: der europäische Streit um die Geschlechter und ihre Rollen in der Gesellschaft, der durch die Jahrhunderte andauerte, sich aber auch veränderte. Die Geschichte der Frauen erweist sich somit auch als die Geschichte der Debatte über die Frage, was Frauen, Männer, Geschlechter und was Menschen überhaupt sind.