H. P. Lovecraft
Auch bekannt als: Humphrey Littlewit
Howard Phillips Lovecraft (* 20. August 1890 in Providence, Rhode Island; † 15. März 1937 ebenda; meist nur H. P. Lovecraft) war ein amerikanischer Schriftsteller. Er gilt als der bedeutendste Autor phantastischer Horrorliteratur des 20. Jahrhunderts und hat mit dem von ihm erfundenen Cthulhu-Mythos zahlreiche Nachfolger und Nachahmer beeinflusst.
Zu Lovecrafts Lebzeiten erschien nur die umfangreiche Erzählung Schatten über Innsmouth als Buch, während die anderen Texte in Pulp-Magazinen wie Weird Tales veröffentlicht wurden. Erst nach seinem Tod gaben August Derleth und Donald Wandrei mehrere Sammelbände im Verlag Arkham House heraus. Howard Phillips Lovecraft wurde 1890 in Providence, Rhode Island geboren. Sein Vater, Winfield Scott Lovecraft, war Handlungsreisender. Seine Mutter, Sarah Susan Phillips Lovecraft, konnte den Stammbaum ihrer Familie bis ins Jahr 1630 zurückverfolgen, als ihre Vorfahren die Massachusetts Bay erreicht hatten, um dort zu siedeln. Lovecraft war das erste Kind seiner Eltern, die beide bereits über 30 Jahre alt waren, als er auf die Welt kam. Das Geburtshaus in der Angell Street 194 (heute 454) wurde 1961 abgerissen. Als Lovecraft drei Jahre alt war, erlitt sein Vater einen angeblichen Nervenzusammenbruch in einem Hotel in Chicago und wurde ins Butler Hospital in Providence gebracht, wo er bis zu seinem Tod fünf Jahre später blieb. Als Todesursache wurde „generelle Parese“ angegeben. Mit diesem Begriff wurden seinerzeit auch die Symptome einer fortgeschrittenen Syphiliserkrankung beschrieben, die sogenannte Neurolues. Es wurde daher vermutet, Lovecrafts Vater hätte an Syphilis gelitten.Lovecraft wurde fortan hauptsächlich von seiner Mutter, seinem Großvater und zwei Tanten aufgezogen und zeigte bereits früh literarische Begabung. Als Kleinkind lernte er Gedichte auswendig und begann im Alter von sechs Jahren, eigene zu schreiben. Sein Großvater unterstützte diese Neigung sowie Lovecrafts Interesse am Mysteriösen und Fantastischen, indem er ihm Bücher wie die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht sowie Kinderausgaben von Klassikern wie der Odyssee und der Ilias zu lesen gab. Der Großvater erzählte Lovecraft auch selbsterfundene Horrorgeschichten, teils zum Missfallen der Mutter, die sich um deren möglichen Einfluss auf den Jungen sorgte. Lovecraft hatte im Schulalter sowohl körperliche als auch psychische Probleme, weshalb er bis zum Alter von acht Jahren nur sporadisch den Unterricht besuchte und dann ein Jahr später aufgrund seines aggressiven und undisziplinierten Verhaltens von der Schule genommen wurde. In dieser Zeit las Lovecraft viel und entwickelte eine große Begeisterung für die Geschichte Neu-Englands, Chemie und Astronomie und schrieb ab 1899 zu diesen Themen handschriftliche Zeitschriften wie The Scientific Gazette und The Rhode Island Journal of Astronomy, die er unter seinen Verwandten und Freunden verteilte. Vier Jahre später, im Alter von 13, wurde Lovecraft wieder eingeschult, auf der Hope Street High School in Providence. Lovecrafts Großvater starb 1904 und die Familie geriet bald in Armut, da die Hinterlassenschaft infolge von Misswirtschaft bald aufgebraucht war. Die Familie musste ihr Haus aufgeben und in eine Pension in derselben Straße ziehen. Lovecraft litt so schwer an den Veränderungen, vor allem daran, sein Geburtshaus verloren zu haben, dass er eine Zeitlang Suizidabsichten hegte. 1908, kurz vor dem Ende seines letzten Schuljahres, erlitt Lovecraft einen Nervenzusammenbruch, sodass er nie einen High-School-Abschluss erwarb. Den Umstand, dass er nie seine Schullaufbahn beenden und auch nie, wie gewünscht, die Brown University besuchen konnte, empfand er selbst noch spät in seinem Leben als schmerzend und beschämend. 1914 wurde Lovecraft Mitglied der United Amateur Press Association (UAPA), einer Vereinigung von amerikanischen Hobbyautoren. Ziel der UAPA war die Förderung des Austausches unter den Autoren, zu diesem Zweck wurden auch Kongresse veranstaltet. Durch einen Leserbrief Lovecrafts im Pulp-Magazin The Argosy, in dem er sich über die fehlende „Würze“ bei den Liebesgeschichten beschwerte, war Edward F. Daas, der Präsident der UAPA, auf den jungen Schriftsteller aufmerksam geworden und hatte ihn eingeladen, dem Verband beizutreten. Lovecraft urteilte zurückblickend, dass dies einer der entscheidenden Schritte in seinem Leben gewesen sei. Er erfuhr im Miteinander mit Gleichgesinnten einen neuen Schwung, der ihn bestärkte. Er schrieb in dieser Zeit die Kurzgeschichten The Tomb und vor allem Dagon, die 1919 in der Amateurzeitschrift The Vagrant und 1923 in Weird Tales gedruckt wurde, einem Fantasy- und Horrormagazin. Ab dieser Zeit begann er ein Netz brieflicher Korrespondenz aufzubauen, das später kolossale Ausmaße annehmen sollte. Unter seinen Brieffreunden waren junge Autoren wie Forrest J. Ackerman, Henry S. Whitehead, Robert H. Barlow, Donald Wandrei, August Derleth, Fritz Leiber, Robert Bloch (Autor von Psycho) und Robert E. Howard (Autor von Conan der Barbar). Letzterer beging mit 30 Suizid, was Lovecraft tief berührte. 1919 wurde Lovecrafts Mutter, so wie sein Vater zuvor, wegen psychischer Leiden ins Butler Hospital eingewiesen, wo sie nach sehr reger brieflicher Korrespondenz mit ihrem Sohn 1921 starb. Dieses Ereignis erschütterte Lovecraft ebenfalls sehr stark. Kurze Zeit nach dem Tod seiner Mutter lernte Lovecraft auf einer Tagung junger Journalisten die sieben Jahre ältere Sonia Greene kennen. Die beiden heirateten 1924. Lovecrafts Tanten waren dagegen, denn sie hielten diese Ehe für eine Mesalliance: Sonia Greene kam aus der Ukraine, war Jüdin, hatte ein Hutgeschäft und war in einer ersten, turbulenten Ehe mit dem zehn Jahre älteren Samuel Greene verheiratet gewesen, der 1916 offenbar Suizid begangen hatte. Das Ehepaar zog nach New York. Anfänglicher Enthusiasmus über das Leben in Brooklyn verflog, und finanzielle Schwierigkeiten bestimmten den Alltag der Lovecrafts. Sonia verlor ihr Geschäft und litt unter schlechter Gesundheit. Da Lovecraft nicht alleine für beide sorgen konnte, suchte sie sich eine Arbeit in Cleveland und zog fort. Lovecraft musste viele Fehlschläge hinnehmen und war lange Zeit erwerbslos. In dieser Zeit steigerte sich nach Ansicht einiger Biographen sein allgemeiner Menschen- und speziell Fremdenhass, bis zur panischen Angst vor Einwanderern, die ihm in seinen Augen den Zugang zu Arbeitsplätzen versperrten.Einige Jahre später einigte sich das getrennt lebende Ehepaar auf eine einvernehmliche Scheidung, die jedoch nie rechtswirksam vollzogen wurde. Lovecraft kehrte zurück nach Providence und lebte dort wieder mit seinen Tanten. Dieser letzte Abschnitt seines Lebens war der produktivste. Nahezu sämtliche seiner bekannten Erzählungen, wie Der Fall Charles Dexter Ward oder Berge des Wahnsinns stammen aus dieser Zeit. Ein Großteil dieser Werke wurde in Pulp-Magazinen wie Weird Tales veröffentlicht und erst nach seinem Tod in Buchform herausgegeben. Darüber hinaus lektorierte und überarbeitete er Werke anderer Autoren oder betätigte sich im Ausnahmefall als Ghostwriter, etwa für Harry Houdini, für den er Imprisoned with the Pharaos verfasste. Seine zu Lebzeiten recht bescheidenen literarischen Erfolge waren mitverantwortlich dafür, dass Lovecraft immer mehr verarmte und schließlich gezwungen war, mit seiner Tante in eine günstigere Unterkunft zu ziehen. Er betrachtete sich selbst als eine Art Aristokrat und hielt an einem Ehrenkodex fest, der ihn zeitweilig den Hunger einer niederen Arbeit vorziehen ließ. Sein Ehrgefühl umfasste auch seine literarische Arbeit: Er bemühte sich, künstlerisch anspruchsvolle, wirkungstechnisch ausgefeilte und oft komplex inszenierte Erzählungen zu verfassen, die „ehrliche“ Emotionen darstellen und auch erwecken sollten. Eine Tätigkeit als Lohnschreiber oder Verfasser billiger Groschenromane lehnte er ab. 1936 wurde bei Lovecraft Darmkrebs diagnostiziert. Bis zu seinem Tode ein Jahr später litt er an ständigen Schmerzen und Unterernährung. Sein Name ist neben denen seiner Eltern auf dem Familiengrabstein eingemeißelt. 1977 setzten Verehrer seiner Werke Lovecraft einen eigenen Grabstein; außer den Lebensdaten enthält dieser den mehrdeutigen Spruch „I AM PROVIDENCE“, der aus einem seiner Briefe stammt.