Warum haben Sie Asyl beantragt? Diese Frage muss der namenlose Erzähler mehrfach täglich ins Russische übersetzen. Er arbeitet als Dolmetscher für die Schweizer Einwanderungsbehörde bei Vernehmungen von Flüchtlingen aus der ehemaligen Sowjetunion. Doch beim Übersetzen des fremden Leids legt sich seine eigene Lebensgeschichte wie eine zweite Schicht um die Worte. Auch er ist ein Emigrant, der sich nach denen sehnt, die er nicht mehr um sich hat: nach seiner Frau und seinem Kind. Und plötzlich treten dem Dolmetscher neben seinen eigenen Erinnerungen und Gefühlen auch Geschichten aus anderen Welten und Zeiten entgegen. Auf faszinierende Weise erzählt Schischkin ein Jahrhundert russischer Geschichte und bettet außerdem das Leben des Dolmetschers durch Verweise in einen Kosmos der gesamten Weltkultur ein. „Venushaar” ist eine vielstimmige Parabel auf das verlorene Paradies – kunstvoll komponiert, stilistisch virtuos.
Михаил Павлович Шишкин Reihenfolge der Bücher
Michail Schischkin ist ein führender zeitgenössischer russischer Prosaautor, dessen Werk sich durch außergewöhnliche sprachliche Brillanz und eine tiefgründige Auseinandersetzung mit der russischen Geschichte und Identität auszeichnet. Seine Romane verweben oft die Schicksale von Charakteren über Zeit und Raum hinweg und schaffen so komplexe Gewebe menschlicher Erfahrungen. Schischkin beherrscht meisterhaft narrative Perspektiven und sprachliche Ebenen, um die Komplexität von Erinnerung, Verlust und der Suche nach Sinn in der modernen Welt aufzudecken. Sein Schreiben wird für seine literarische Raffinesse und emotionale Resonanz geschätzt.

- 2007