„Den Vater vernichten. In ein Häufchen Asche am Grunde einer Urne auflösen. Wie Sand. Staub, namenlos und ohne Stimme.“ Am Tag der Kremation seines Vaters durchströmt Jean Calmet, Lateinlehrer in Lausanne, ein Gefühl der Erleichterung, mehr noch: der Befreiung. Endlich ist der vor Leben strotzende Koloss, der seine Jugend zerstört hatte, gebannt. Einst hatte der Patriarch die ganze Familie beherrscht, seinen Sohn verhöhnt und gedemütigt, um die eigene Macht und Potenz zu demonstrieren. Ja, er war selbst nicht davor zurückgeschreckt, Jeans erste zarte Jugendliebe zu verführen. Doch das Gefühl ist trügerisch: Der Vater ist nicht tot. Das Bild seiner übermächtigen Gestalt verfolgt den Sohn unerbittlich überallhin, nimmt immer monströsere Züge an und raubt ihm schließlich jede Lebenskraft. Chessex' berühmtes sprachgewaltiges Werk, „eines der bedeutendsten psychologischen Erzählwerke gegenwärtiger Sprachkunst“ (Die Tat), wurde virtuos von Marcel Schwander ins Deutsche übertragen.
Jacques Chessex Bücher
Jacques Chessex war ein Schweizer Dichter und Romanautor, dessen Werk sich durch ein tiefes Interesse an der menschlichen Psyche und moralischen Dilemmata auszeichnet. Er bereicherte seine Texte mit poetischer Bildsprache und eindringlicher Introspektion und sicherte sich damit einen Platz unter den bedeutendsten frankophonen Autoren. Seine Schriften erforschen oft die dunkleren Seiten der menschlichen Natur und die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen. Chessex' einzigartiger Stil und die Tiefe seiner Werke haben einen unauslöschlichen Eindruck in der Literatur hinterlassen.






Mona Jacques Chessex schrieb die Schweizer Version des Professor Unrat (...) mit sehr viel Einfühlsamkeit für die Leiden eines von den Leidenschaften gepeitschten Mannes.<Welt am Sonntag
Im Jahr 1814 sitzt der 74-jährige Schriftsteller Marquis de Sade in der geschlossenen Abteilung einer Pariser Irrenanstalt. Aber weder das Gefängnis noch sein Alter hindern ihn daran, die Welt weiterhin in Empörung und Schrecken zu versetzen. Jacques Chessex erzählt mit Witz und Derbheit die letzten Monate de Sades - und wie dessen Schädel, als Reliquie verehrt, eine kuriose Reise durch die Jahrhunderte zurücklegte. Der Autor aus der Schweiz liefert das beeindruckende literarische Porträt eines der faszinierendsten und anstößigsten Helden der Aufklärung in Frankreich.
Im April 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, wird in dem Dorf Payerne in der Schweiz ein Viehhändler grausam ermordet: Die kleine Gruppe lokaler Nazis findet unter den Verlierern und Zukurzgekommenen regen Zulauf, ihre fanatischen Anführer fordern eine Tat als Fanal, damit die Bevölkerung merkt, woher der Wind der Zukunft weht. Ein Toter muss her, ein Jude, der Berner Familienvater Arthur Bloch kommt gerade recht. Das Buch führte in der französischen Presse zu einer ungeheuren Reaktion und ist nach „Der Vampir von Ropraz“ Chessex' nächster aufsehenerregender Roman einer wahren Geschichte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts treibt im kleinen Dorf Ropraz im waadtländischen Jorat ein bestialischer Leichenschänder sein Unwesen. Die Bevölkerung des ganzen Landstrichs ist in Aufruhr; Angst und Wut brauchen einen Schuldigen. Jacques Chessex hat mit einer so akribischen wie stilistisch geschliffenen Rekonstruktion des historischen Falls einen erstklassigen Schauerroman geschrieben.
Der Goncourt-Preisträger Jacques Chessex erzählt die Geschichte einer Adoption, die, als gute Tat gedacht, sich in einen Fluch verwandelt. Alexandre Dumur, Schriftsteller, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, lebt in friedlicher Zurückgezogenheit mit seiner Frau Anne auf einem alten Landsitz in der Westschweiz. Bis zu dem Tag, an dem Louis, dreizehnjährig, als Adoptivsohn zu ihnen kommt. In der besten Absicht, das Unrecht, das ihm das Schicksal zugefügt hat, wiedergutzumachen, erliegen die Adoptiveltern und andere Menschen ihrer Umgebung der Faszination und der Verführung, die von Louis ausgeht. Alexandre erzählt die einzelnen Stationen dieser Verdammnis. Immer wieder wird der Sieg der dämonischen Leidenschaften und der Begierde, die gleich einem dunklen Sog alles Geschehen absorbieren und alle Figuren mit dem gleichen Bann belegen, mit sprachlicher Intensität heraufbeschworen. - 'In diesem Roman zelebriert Chessex die zerstörerische und selbstzerstörerische Macht des Eros.' (Viceversa Literatur)
'Ich habe gestern den ganzen Tag bis halb 11 Uhr nachts damit zugebracht, ›Nana‹ zu lesen und ich habe die ganze Nacht darüber nicht schlafen können. Es wimmelt nur so von echten Ausdrücken, und zum Schluß der Tod ist ganz Michelangelo! Ein enormes Buch, mein Lieber!' Gustave Flaubert an Emile Zola Die unsterbliche Nana ist die Grande Cocotte, die sich, intrigant und triebhaft, einen Platz in der Gesellschaft erobert und alle ruiniert, die ihr verfallen und ihr Herz und Vermögen zu Füßen legen. Sie ist die 'goldene Fliege, die aus dem Kot auffliegt und vergiftet, was sie berührt'. Mit ihrer Hemmungslosigkeit und ihrem Leichtsinn setzt sie jedoch das Erreichte aufs Spiel und stirbt einsam in Paris. Flaubert schrieb an den Verleger Charpentier: 'Welche Lektüre! Wirklich ein tolles Buch! Zola ist ein Mann von Genie!'



