Noch immer Mein Leben
Erinnerungen und Kommentare aus den Jahren 2005 bis 2015






Erinnerungen und Kommentare aus den Jahren 2005 bis 2015
Was ist Widerstand? Was braucht es, um dem Rad des Verhängnisses in die Speichen zu greifen? In wenigen Jahren wird es niemanden geben, der den Nationalsozialismus »ganz« - von 1933 an - bewusst miterlebt hat. Die Geschichtsschreibung hingegen nimmt zu. Ihre Urteile wandeln sich und widersprechen einander, und fast alle versuchen, die Deutung und Bewertung der Zeit an sich zu reißen, sie »neu« vorzunehmen - die der Nazis, der Mitläufer, der Gegner. Hartmut von Hentig tut etwas anderes: Aus der Fülle des vorhandenen Wissens über die Brüder Claus und Berthold Stauffenberg destilliert er das heraus, was den Nachgeborenen hilft, die Voraussetzungen ihrer Tat zu verstehen. Die Stauffenberg-Brüder zeigen nicht nur »Entschlossenheit und Rationalität« gegenüber den übermächtigen »Verhältnissen«; sie vollziehen eine schwierige Abkehr von eigenen, nunmehr missbrauchten Idealen; sie wissen, es genügt nicht, den Tyrannen zu beseitigen, man muss auch für das aufkommen, was danach geschieht; sie nehmen die Einsamkeit bewusst auf sich. Können die Attentäter vom 20. Juli Vorbild sein? Hentig antwortet: Ja, indem sie in schwerster Zeit das getan haben, was man selber gern getan hätte. Es gibt notwendige Taten, die nicht sinnlos werden, indem sie misslingen. Und: Man muss nicht von vornherein das Richtige gewusst und gewollt haben.
Das Buch ist eine zärtliche Liebeserklärung an einen Kater, der dem Studenten Hartmut von Hentig eher unfreiwillig zur Pflege überlassen worden war. Aus anfänglicher Ablehnung entwickelt sich ein eigentümliches Verhältnis der Abhängigkeit.
Aus persönlicher Erinnerung wird Zeitgeschichte: 1953 kehrt Hartmut von Hentig aus den USA in das von Wirtschaftswunder und Restauration geprägte Deutschland zurück. Am Internat Birklehof entdeckt er die Lust und Not des Erziehens und entwickelt eigene, neue Vorstellungen von Schule. Seine Beiträge zu den öffentlichen Debatten über brennende pädagogische Fragen, aber auch über die innere Verfasstheit des Landes machen ihn bekannt. Bis heute mischt sich der Emeritus streitbar in die öffentlichen Angelegenheiten ein, geachtet von und befreundet mit Golo Mann, Carl Friedrich von Weizsäcker, Marion Gräfin Dönhoff oder Inge Aicher-Scholl
Viele Jugendliche haben mit der Gesellschaft gebrochen. Hartmut von Hentigs Manifest macht mutige Vorschläge, wie diese soziale Erosion zu stoppen sei. Er bezweifelt, ob die Schule in der Mittelstufe überhaupt der geeignete Ort für Bildung und Erziehung ist. Die Schulzeit soll in dieser Phase unterbrochen werden, damit die Jugendlichen andere, praktische Erfahrungen sammeln können - in erster Linie die, gebraucht zu werden und sich zu bewähren. Überhaupt sollte der Schule ein soziales Jahr für alle folgen. Die Jugendunruhen in Frankreich haben gezeigt, was passieren kann, wenn sich eine ganze Generation überflüssig fühlt.
Die Kultusminister sollten über die richtige Schreibung so wenig bestimmen wie über die Richtigkeit der Mathematik. Auch sechs Jahre nach ihrer Einführung erhitzt die Rechtschreibreform weiterhin die Gemüter. Politiker, Lehrer, Schriftsteller, Wissenschaftler, Verlage und Sprachkommissionen melden sich zu Wort, und das nicht erst, seit »Der Spiegel« und »Bild« die Rückkehr zur alten Rechtschreibung verkündeten. Befürworter und Gegner der Reform streiten nach wie vor an den Fronten von Vereinfachung und durchgängiger Regelung der orthographischen Sachverhalte einerseits und Beobachtung der Sprachgesetze und der Sprachentwicklung (einschließlich ihrer Unstimmigkeiten) andererseits. Hartmut von Hentigs Parva Charta erläutert in vierzehn Schritten, welchen Sinn Rechtschreibung hat, welche Aufgaben ein Regelwerk zur Rechtschreibung zu erfüllen hat, und warum es sinnvoll wäre, die Kompromißvorschläge der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung als Grundlage einer Neuverhandlung zu nutzen. Hentigs Ausführungen münden in praktikable Vorschläge, wie künftig mit bestehenden Regelkomplexen und Einzelregelungen verfahren werden kann, welchen Neuregelungen zuzustimmen ist, welche hingenommen, welche abgelehnt werden müssen, welche Regeln Variationen und Kombinationen zulassen und, nicht zuletzt, welche sich durch Nicht-Regelung ersetzen lassen.
Joschi wird als Beschützer und zur Gesellschaft der alten Bäuerin angeschafft. Erzogen aber wird er nicht. Der Hund wächst heran zu einer impulsiven Mischung aus kräftigem Riesen und Welpen, mit dem Beschützerinstinkt seiner Art und voller Spieltrieb. Der Erzähler der Geschichte ist diesem zugleich zutraulichen und ungebärdigen Tier verfallen - Hartmut von Hentigs Hundegeschichte ist die Liebeserklärung an einen traurigen Helden.
Liebend, prüfend, spottend zu Papier gebracht von zwanzig Autoren und Autorinnen: ein Lesebuch für Deutsche und Ausländer. Inhalt: Elisabeth Borchers: Der Faust meines Vaters; Herbert Rosendorfer: Karl der Große; Hentig: Salomon Maimon; Günter Wallraff: Lauter Deutsche; Hentig: Marion Dönhoff; Caspar Faber: Liselotte von der Pfalz; Nadolny: ICE-Fahrer; Ursula Krechel: Rosa Luxemburg; Nadolny: Der Übermensch; Friedrich Christian Delius: Luise von Preußen; Jens Sparschuh: Immanuel Kant; Nadolny: Hans im Glück; Karl Dedecius: Der Stalingradkämpfer; Sybil Gräfin Schönfeldt: Die Großmutter; Hentig: Johann Peter Hebel; Nadolny: Johannes Gutenberg; Herbert Rosendorfer: Wilhelm II; Jens Sparschuh: Rübezahl; Nadolny: Friedrich List; Hentig: Baltendeutsche; Hanno Helbling: Otto von Bismarck; James Krüss: Die Flüchtlingsmutter; Günter Grass: Willy Brandt; Hentig: Marx und Engels; Walter Jens: Dichter; Adolf Muschg: Siedler; Otfried Preußler: Die Dangls; Hentig: Johann Sebastian Bach; Nadolny: Der Oberlehrer; Ludwig Harig: Romantiker; Guntram Vesper: Gerhart Hauptmann; Hentig: Der Pflichtmensch; Nadolny: Der Baron von Münchhausen; Hentig: Franz Schubert; Eva Zeller: Martin Luther; Nadolny: Ulrich von Hutten; Hans Maier: Konrad Adenauer; Sybil Gräfin Schönfeldt: Maria Theresia; Hentig: Königskinder; Jochen Missfeldt: Brunhilde, Siegfried, Gunther, Kriemhild; Leonie Ossowski: Die Nichtgefragthabenden; Peter Wapnewski: Gymnasiasten; Hentig: Hans und Sophie Scholl.
Welche Rolle soll die Wissenschaft in unserer Gesellschaft spielen? Was können, was dürfen wir von ihr erwarten? Um die Wissenschaft wird gestritten, um ihre Methoden, ihre Organisation, ihre Ergebnisse, genauso wie um ihre Folgen, ihre Geltung und ihre Relevanz. Dieses Buch weist auf Nachlässigkeiten und Sklerosen der Wissenschaft selbst hin und deckt dabei manche falsche Selbstverständlichkeit auf, der wir im „Wissenszeitalter“ erliegen.
Dieses brillante, mit Leidenschaft geschriebene Buch bietet einen knappen und lehrreichen Überblick über Leben, Werk und Wirkung von Jean-Jacques Rousseau. Hartmut von Hentig versteht es meisterhaft, mit wenigen Strichen ein deutlich konturiertes Bild des großen Aufklärers zu zeichnen, das sich durch entschlossene Bewertungen seines außerordentlich vielseitigen, gedankenreichen und provozierenden Werkes wohltuend von der Masse der Rousseau-Publikationen abhebt.