Die Philosophie des Nein
Versuch einer Philosophie des neuen wissenschaftlichen Geistes
- 187 Seiten
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Gaston Bachelard war ein französischer Philosoph, der zu den angesehensten Persönlichkeiten der französischen akademischen Welt aufstieg. Seine wichtigsten Werke widmen sich der Poetik und der Wissenschaftstheorie. In die Wissenschaftstheorie führte er die Konzepte des epistemologischen Hindernisses und des epistemologischen Bruchs ein. Seine Ideen beeinflussten zahlreiche nachfolgende französische Philosophen, darunter Michel Foucault und Louis Althusser.







Versuch einer Philosophie des neuen wissenschaftlichen Geistes
Michael Bischoff, geboren 1949, studierte Mathematik und Soziologie und war Wissenschaftslektor im Suhrkamp Verlag. Seit 1977 übersetzt er Literatur aus dem Französischen und Englischen, u. a. von Émile Durkheim, Michel Foucault, Isaiah Berlin und Richard Sennett.
Die Geschichte der Wissenschaft ist keine Geschichte wie alle anderen. Der Palast der Entdeckungen ist kein Museum für müßige Gaffer. Man geht nicht an Regentagen dorthin, um die Zeit totzuschlagen. Zwischen der gewöhnlichen und der wissenschaftlichen Neugier besteht eine Dialektik: die erste will besichtigen, die zweite begreifen. »Gaston Bachelard ist der eigentliche Begründer der zeitgenössischen Epistemologie. Er hat einen neuen Forschungsbereich nicht nur entdeckt, sondern zum Teil auch bereits erforscht und aufgehellt. Strenggenommen ist seine Epistemologie eine Phänomenologie der Naturwissenschaften. Letzten Endes zeigt uns die ganze Epistemologie Gaston Bachelards, wie der Wissenschaftler allmählich erst die Grundlagen seines Gebiets erobert. « (Jean Hyppolit)
Bachelards Interesse gilt den einfachen poetischen Bildern, die den Leser eines Gedichts oder eines Romans beunruhigen, ihn nicht mehr loslassen, »in ihm Wurzeln schlagen«. Woher rührt diese Macht des Bildes? Die Psychoanalyse hat - z. B. mittels der Traumdeutung - versucht, das Bild intellektuell aufzulösen und auf einen verborgenen Wunsch zurückzuführen. »Der Analytiker erklärt die Blume aus dem Dünger«, hält Bachelard dem entgegen; seiner Auffassung nach ist das poetische Bild etwas absolut Ursprüngliches, die Einbildungskraft daher eines der tiefsten menschlichen Vermögen. Um diese These zu untermauern, untersucht Bachelard einfache, zumeist positiv besetzte Bilder des Raumes, die in den Dichtungen aller Sprachen häufig wiederkehren. Zunächst Bilder intimer Räumlichkeit: das Haus, der Schlupfwinkel, die Höhle; sodann die »Häuser der Dinge«: Schubladen, Truhen, Nester und Muscheln; schließlich der Gegensatz von Drinnen und Draußen und das Bild der Rundheit. In unakademischer, selbst wiederum bildhafter Sprache begründet damit Bachelard ein Verfahren vergleichender Literaturwissenschaft, das prinzipiell von jedem Leser nachvollziehbar ist: eine Theorie des »Widerhalls« von Literatur im Geiste des Lesers.
Bachelard demonstriert seine Intention, Poesie und Wissenschaft zu zwei komplementären Bereichen zu machen, in sieben Kapiteln über das Feuer, das wie kein anderes Phänomen Einbildungskraft und wissenschaftliches Interesse entfacht hat.