September 2001, Pierre Michons Mutter liegt im Sterben, der Sohn „betet“ für sie: ein Villon-Gedicht, die „Ballade der Gehenkten“. Auch nach der Geburt seines Kindes hat er „gebetet“: ein Gedicht von Victor Hugo, „Der Schlaf des Boas“. Solche Verse, resümiert Michon in seinem autobiographisch erklärenden Essay „Der Himmel ist ein sehr großer Mann“, „… beruhigen die Leiche, helfen dem Kind, auf seinen Beinen zu stehen. Wahrscheinlich ist das die Funktion der Poesie.“ Auch in den weiteren Essays des Bandes geht es um nichts anderes als die ebenso erhabene wie lächerliche Berufung der Kunst. Michon schreibt über Samuel Beckett, Gustave Flaubert, Ibn Manglî, William Faulkner und eben über sich selbst – so pathetisch und sarkastisch, resolut und poetisch, wie nur er das kann.
Pierre Michon Reihenfolge der Bücher
Pierre Michon ist ein gefeierter französischer Autor, dessen Werk sich durch eine tiefe Auseinandersetzung mit Geschichte und der menschlichen Psyche auszeichnet. Seine Prosa befasst sich oft mit den komplexen Beziehungen zwischen Generationen und der Suche nach Identität im Fluss der Zeit. Michons Stil ist präzise und lyrisch, mit einem scharfen Blick für Details und die psychologische Tiefe seiner Charaktere. Seine Schriften untersuchen, wie die Vergangenheit die Gegenwart prägt und wie Individuen versuchen, ihren Platz in der Welt zu finden.







- 2015
- 2013
In »Leben der kleinen Toten« gelingt es Pierre Michon auf wunderbare Weise, Menschen aus kleinen, meist bäuerlichen Verhältnissen zu porträtieren, ohne ihrem Elend auch nur eine Spur von malerischer Idylle anhaften zu lassen. Die Tragik der Schicksale, die so besonders bewegen, rührt daher, daß inmitten dieses Elends plötzlich die Ahnung von einer anderen Welt auftaucht, der Traum vom Reichtum oder vom Wissen – und aus dieser Zerrissenheit zwischen dem Erahnten und dem Gelebten entsteht eine Sehnsucht, die den Menschen, so geringfügig ihre Existenz auch sein mag, Größe verleiht.
- 2013
Pierre Michon ist einer der bedeutendsten französischen Gegenwartsschriftsteller. Im Mittelpunkt seiner neuen Erzählung »Die Elf«, einer meisterhaft vertrackten historischer Novelle, steht das berühmteste Gemälde der Französischen Revolution, das im Louvre hinter Panzerglas hängt und elf Direktoriumsmitglieder im Jahr II der Schreckensherrschaft porträtiert. Michon erzählt von dem Maler und dessen Familiengeschichte, von den elf Porträtierten und davon, wie und warum der Künstler den Auftrag zu diesem Bild erhielt - evozierend, akribisch, mit essayistischen Bemerkungen und Ausführungen. Dieses besondere Bild, »Die Elf«, schreibt Michon, bilde Geschichte nicht ab, sondern »sei« Geschichte, ihr Schrecken. Seine ebenso knappe wie virtuose Erzählung baut eine ganz eigene Spannung auf und hält sie, bis zum überraschenden Schluß.
- 2011
Die Grande Beune
Roman
Der Erzähler dieser packenden, knappen Geschichten erinnert sich an die erste Stelle als Lehrer, die er 1961 an dem Fluß der Grande Beune, in einem Dorf in Frankreichs Südwesten antrat. Er begegnet zwei Frauen, der älteren Hélène und der jungen Yvonne. Von Yvonne träumt er Tag und Nacht, ihr stellt er nach. Pierre Michon, einer der Meister der französischen Gegenwartsliteratur, hat »Die Grande Beune« in einer unerhört sinnlichen und kunstvollen Sprache geschrieben. Bereits das Motto Andrej Platonovs schlägt den Ton an: »Die Erde schlief nackt und gepeinigt wie eine Mutter, der die Decke herabgeglitten war.«
- 2008
Rimbaud der Sohn ist eine Auseinandersetzung mit der Figur des Dichters und dem Wesen der Poesie, deren geradezu mythische Verkörperung der Dichterkomet Arthur Rimbaud im Verlauf des 19. Jahrhunderts geworden ist. Als Sohn erscheint Rimbaud in diesem Buch in mehrfacher Hinsicht: Sohn eines abwesenden Vaters und einer unzulänglichen bäuerlichen Mutter. Sohn mit einer langen Reihe von Vorfahren, die von Vergil bis zu Baudelaire reicht. Und schließlich Sohn einer anderen großen Abwesenden: der Poesie.