Als Éliane geboren wird, hat sie drei Väter. Aber das weiß sie nicht. Als Éliane zur Schule geht, stellt sich heraus, daß sie gar keinen Vater hat. Ihr geliebter Papa ist nicht ihr Vater. Ihre Eltern sind nicht verheiratet. Nach und nach erfährt Éliane, daß ihre Mutter ein schreckliches Erlebnis hinter sich hat: Sie ist vor vielen Jahren von drei Männern überfallen und vergewaltigt worden, die mit einem Lastwagen unterwegs waren. Keiner zweifelt daran, daß Éliane in jener Nacht gezeugt wurde. Als Éliane fünfzehn ist, schlägt sie ihren Stiefvater zum Krüppel, weil sie es nicht länger ertragen kann, daß er nie etwas unternommen hat, um das abscheuliche Verbrechen zu rächen. Und seither hat sie kein Wort mit ihm gesprochen und sein Zimmer nicht mehr betreten. Als Éliane neunzehn ist, lernt sie Florimond Montecciari kennen, der mit Mutter, Tante und zwei Brüdern auf einem kleinen Hof lebt und im Dorf als Autoschlosser arbeitet. Sie schläft mit ihm in der Scheune des Hofes und macht eine Entdeckung, die von Stund an ihr Leben verändert: In einer Ecke der Scheune steht ein altes Orchestrion, auf das ein großes M gemalt ist. Und von genau diesem Orchestrion hat ihre Mutter erzählt; das hatten die drei Männer damals auf dem Lastwagen transportiert. Und einer von ihnen war Italiener gewesen – wie der alte Montecciari ...
Sébastien Japrisot Reihenfolge der Bücher
Sébastien Japrisot war ein französischer Autor, der für seine fesselnden Erzählungen gefeiert wurde. Seine Werke tauchen tief in die dunkleren Aspekte der menschlichen Psyche und des Schicksals ein und verweben Spannung mit tiefgründigen psychologischen Einblicken. Japrisot schuf meisterhaft Atmosphäre, und sein Stil zeichnet sich durch komplexe Handlungsstränge und unerwartete Wendungen aus. Obwohl in der englischsprachigen Welt weniger bekannt, stellen seine Romane einen Höhepunkt der französischen Kriminal- und psychologischen Fiktion dar.







- 2018
- 2018
Ich habe den Toten gerade erst gefunden. Er hat zwei Löcher in der Brust und ist in einen Läufer gewickelt; das Gewehr liegt daneben. Ich habe ihn noch nie gesehen. Wie kommt er in den Kofferraum dieses Autos, das ich in der Garage meines Chefs abstellen sollte, nachdem ich ihn und seine Frau zum Flughafen Orly gebracht hatte? Der Chef kann doch nicht selber ... Aber nein. Unterwegs habe ich ja in den Kofferraum geschaut, und da war er leer. In Fontainebleau ist das gewesen, wo ich das Kleid kaufte – man kann ja schließlich nicht mit einem einzigen Kostüm an die Riviera fahren, nicht wahr? Ja, in Fontainebleau war der Kofferraum leer, und jetzt, in Marseille, liegt die Leiche drin ... Es muß alles irgendwie zusammenhängen: Der unbekannte Tote, die verschiedenen Leute, die mich zwischen Paris und Marseille zu einer Zeit gesehen haben wollen, als ich nachweislich in Paris war ... Halt, nein. Ich kann es eben nicht nachweisen. Ich kann auch nicht zur Polizei gehen, denn ich hätte das Auto nicht nehmen dürfen. Ich sollte es nur zu Hause bei meinem Chef in die Garage stellen, aber dann ... Mein Chef ist für ein paar Tage verreist, und ich habe frei. Darum habe ich mir den Wagen ... na, geliehen. Und wenn ich jetzt zur Polizei gehe ... Was macht ein junges Mädchen, wenn es sich ein Auto widerrechtlich angeeignet hat und dann einen Ermordeten im Kofferraum findet?
- 2005
Der französische Romancier Sebastien Japrisot erzählt in berührenden poetischen Bildern eine der ergreifendsten Liebesgeschichten vor dem dramatischen Hintergrund des Ersten Weltkrieges: Sieben Sommer lang sucht die junge Mathilde ihren im Krieg 1917 zum Tode verurteilten und seitdem verschollenen Geliebten. Wundervoll zerbrechlich und hartnäckig zugleich und überdies mit kriminalistischem Verstand begabt, macht sie sich auf in ein Labyrinth von Wissen und Verleugnung, in dem einzig ein Foto und ein paar Briefe ihr Ariadnefaden sind. Selten ist ein Buch großer Gefühle so unsentimental, ja beinahe verwegen erzählt worden.§
- 1999
In Fontainebleau war der Kofferraum leer, und jetzt, in Marseille, liegt die Leiche drin: Dany Longo, die kurzsichtige Schönheit mit der dunklen Brille, leiht sich nur eben mal den Thunderbird ihres Chefs aus. Auf dem Weg ans Mittelmeer entdeckt sie nicht nur eine Leiche im Kofferraum, sondern auch, daß sie Reise bereits einmal gemacht hat - allerdings in umgekehrter Richtung. Die Indizien verdichten sich zur unangenehmen Sicherheit einer albtraumhaften Amnesie, einer Verschwörung gar, aus der es kein Entrinnen gibt, außer im Wahnsinn. Aber nicht für Dany Longo. . .
- 1980
Die drei Männer beugten sich vor, um besser sehen zu können. Wieder knirschten zertretene Perlen auf dem Fußboden des Abteils. Auf den ersten Blick, meinte der Arzt, sehe es so aus, als habe der Mörder hinter der Frau gestanden, ihr eine Schlinge um den Hals gelegt und zugezogen; dabei müsse die Kette gerissen sein. Der Tod könne frühestens vor zwei Stunden eingetreten sein, wahrscheinlich aber erst nach Ankunft des Zuges.Auf seinem Schreibtisch fand Inspektor Grazziano die Liste der Vorbestellungen für die Liegeplätze 221 bis 226 im Marseiller Nachtzug. Die sechs Reisenden des Abteils hatten alle im voraus gebucht. Sechs Namen. Fünf Verdächtige?Die Polizei bemüht sich in solchen Fällen, die Verdächtigen einen nach dem anderen zu eliminieren. Aber diesmal besorgt es jemand anders für sie. Und auf ganz andere Weise.
- 1974
Es ist eine sonderbare Gemeinschaft, in die der dreißigjährige Tony Cardot so gewaltsam hineinversetzt worden ist. Vier Männer und zwei Mädchen, nicht unsympathisch, die sich in einem verlassenen Gasthaus an einem Nebenarm des St. Lorenz-Stroms eingerichtet haben. Sie haben Waffen, und sie planen etwas. Ein Verbrechen? Aber warum belasten sie sich dann mit einem Unbekannten? Wenn er nicht weiß, was er von den Fremden halten soll, so müssen sie sich ihrerseits bestimmt auch über ihn wundern, warum er seine Lage so klaglos hinnimmt. Woher sollen sie auch wissen, daß drei Männer ihn von Frankreich bis Kanada verfolgt haben, damit er die Schuld bezahlt, die er auf sich geladen hat? Und daß er gerade den tödlichen Schuß erwartete, als sie dazugekommen sind und ihn in ihr Auto gezerrt haben? Es war eine Entführung, die ihm – vorübergehend – das Leben gerettet hat. Ein paar Tage lang hofft Tony sogar gegen besseres Wissen, daß er seine Verfolger vielleicht endgültig abgeschüttelt hat. Und wenn das stimmt, wird er sich gewiß nicht an irgendeinem riskanten Unternehmen beteiligen. Aber dann klingt vom Fluß her die Melodie zu ihm herüber. Sie haben ihn eingeholt. Für einen Mann, dessen Tage gezählt sind, existieren die üblichen Bedenken nicht mehr. Ihn lockt auch nicht das versprochene Geld. Er macht mit, weil mitmachen besser ist, als untätig den Tod zu erwarten. Verfilmt unter dem Titel «Treibjagd».



