Tausend Jahre Philosophie
Ein neuer Blick auf die Philosophie des Mittelalters
Ein neuer Blick auf die Philosophie des Mittelalters
Ein anderer Blick auf die Philosophie des „Mittelalters“
Das Buch zeigt, warum es kein Mittelalter gegeben hat, und warum sich auf diese Weise ein ganz neuer Blick auf 1000 Jahre Philosophie eröffnet. Es zeigt zugleich, dass dieses Jahrtausend vielgestaltig und vielsprachig, interdisziplinär, transkulturell und multireligiös war. Das gilt auch für die Philosophie. Das gemeinsame spätantike Erbe bildete den Ausgangspunkt für vielfältige Austauschbeziehungen über Sprachgrenzen hinweg. Hierfür bietet das Buch viele anschauliche Beispiele. Grundlage sind die Übersetzungen aus dem Griechischen in das Arabische, Hebräische und Lateinische. Zugleich werden zentrale philosophische Fragen weiterentwickelt. Die Erweiterung der Wissenschaften erhält ihren Ort an verschiedenen Bildungsinstitutionen, vor allem an den neuen Universitäten, die ab dem 13. Jahrhundert ihren weltweiten Siegeszug antreten. Eine zentrale Rolle spielt die Philosophie, die dieses vielfältige Jahrtausend wie keine andere Wissenschaft repräsentiert und in Gedanken fasst.
Albertus Magnus über philosophische und biblische Weisheit
Albert der Große spricht von Weisheit in vielen seiner philosophischen wie theologischen Schriften. Hierbei treffen vielgestaltige biblische und philosophische Weisheitstraditionen aufeinander. Andreas Speer folgt in seiner Lektüre von Bibel-, Aristoteles-, und Dionysius-Kommentaren den systematischen Spuren Alberts und eröffnet so einen neuen Blick auf die viel diskutierten Fragen nach dem Verhältnis von Theologie und Philosophie sowie von Theorie und Praxis im Spannungsfeld von biblischer und philosophischer Weisheit
Entgegen dem gern gepflegten Vorurteil ist die Philosophie jenes Jahrtausends, das wir aus abendländischer Perspektive „Mittelalter“ nennen, äußerst vielgestaltig, interdisziplinär und multikulturell. Sie fußt auf dem gemeinsamen spätantiken Erbe, das mit Blick auf die unterschiedlichen Kulturkreise und die sprachlichen, gesellschaftlichen und theologischen Rahmenbedingungen auf vielfältige Weise weiterentwickelt wird. Stichworte wie „Aristotelesrezeption“ oder „Averroismus“ bezeichnen komplexe Rezeptions- und Transformationsprozesse, die letztlich zu einem neuen Wissenschaftsparadigma führen.
Edith Stein (1891–1942) hat ein beeindruckendes Werk hinterlassen. Aus Anlass der Vollendung der Edith Stein- Gesamtausgabe (ESGA), stellt der international besetze Band das Leben und die Bedeutung der Patronin Europas vor. Er zeigt das eindrucksvolle intellektuelle und spirituelle Panorama einer großen Gelehrten auf. Die Beiträge dokumentieren eine Tagung, die das Thomas-Institut in Zusammenarbeit mit dem Edith-Stein-Archiv als Gesamtblick auf die nun vorliegenden 27 ESGA-Bände veranstaltet hat.
Dieser Band der Miscellanea Mediaevalia ist einem Jahr gewidmet: 1308. Die Wahl dieses Jahres scheint arbiträr, denn dieses Jahr zählt ‑ abgesehen von wenigen markanten Ereignissen wie dem Templerprozess oder dem Tod des Johannes Duns Scotus ‑ nicht zu den prominenten Jahren. Der Band wagt ein historiografisches Experiment, indem er gegenüber einem Entwicklungsmodell, das die Aufmerksamkeit auf vermeintliche Höhe- und Wendepunkte lenkt, sich jenen Momenten im Schlagschatten dieser „lauten“ Ereignisse zuwendet. Die Fragestellung des Bandes, der auf die 36. Kölner Mediävistentagung zurückgeht, will daher neue Perspektiven eröffnen, indem sie einlädt, Sehgewohnheiten in Frage zu stellen, zu schärfen, zu verlängern ‑ anhand eines Jahres und auch über dieses Jahr und seine historische Peripherie hinaus. Die Aufmerksamkeit richtet sich, beginnend bei einer lokalen Detailaufnahme, auf verschiedene thematische und methodische Facetten: Ereigniswahrnehmung, auch mit Blick auf die Erschließung neuer Welten, Johannes Duns Scotus in Kontext, Theologie in Paris, Philosophie in Italien, Medizin und Poetik, die Grenzen Europas, Orthodoxie und Häresie, 1308 im Spiegel der Künste, aus jüdischer und islamischer Sicht.
Auch die vermeintliche Verabschiedung der Metaphysik entkommt nicht jenenepistemischen, anthropologischen und historischen Bedingungen des Denkens,die in diesem Beitrag als Strukturprinzipien metaphysischen Denkens analysiertwerden. Den Ausgangspunkt bildet eine relecture jenes historisch rekonstruier-baren Anfangs der Metaphysik, um dort zugleich den systematischen Begriff desmetaphysischen Denkens aufzusuchen, der immer dann in Frage steht, wenn dasDenken sich seiner eigenen Grundlagen und Voraussetzungen kritisch vergewis-sern will. Im Mittelpunkt der systematischen Rekonstruktion steht der Begriff der Konvergenz, der auf seine Strukturbedingungen in Hinblick auf die Erzeugungepistemischer Felder hin untersucht wird. Hierbei gilt das besondere Interesseden Feldern metaphysischen Denkens in ihrer systematischen und historischenGenese, die zugleich die Aufmerksamkeit auf die mittelalterliche Philosophielenken möchte.
Andreas Speer und Günther Binding stellen die erste vollständige deutsche Übersetzung der 3 Schriften des Abtes Suger über Saint-Denis mit einer umfassenden Kommentierung und einführenden Beiträgen vor. Damit wird erstmals der Grundstein für ein richtiges Verstehen von Gotik und deren Entstehung gelegt.
Anders als im englischsprachigen und französischsprachigen Raum gibt es bisher weder eine gute deutsche Übersetzung dieses Schlüsselwerks noch ein einführendes Buch, das die zentralen Themen verständlich und zugleich wissenschaftlich behandelt. Dieses Desiderat behebt der vorliegende Band mit Werkinterpretationen, die anhandder Hauptthemen der thomasischen Philosophie (und Theologie) in die Gesamtkonzeption der Summa theologiae einführen. Der Überblick über den Stand der Forschung stellt gerade für den universitären Unterrichtsbetrieb ein umfassendes Handbuch dar. Er richtet sich nicht nur an das Fachpublikum, sondern gleichermaßen an eine interessierte Öffentlichkeit.
Inhaltsverzeichnis Vorwort 7 ANDREAS SPEER (Würzburg) Anachronismen – zur philosophischen Produktivität des Unzeitgemäßen. Eine Einleitung 9 WILHELM SCHMIDT-BIGGEMANN (Berlin) Geschichte, Ereignis, Erzählung. Über Schwierigkeiten und Besonderheiten von Geschichtsphilosophie 25 TILMAN BORSCHE (Hildesheim) Die rückwirkende Kraft der Geschichte 51 WOUTER GORIS (Köln) Der Lauf der Zeit – Über den systematischen Anspruch der Philosophie 71 WALTER JAESCHKE (Bochum) »Was ewig ist, findet immer seine Zeit« – Zu philosophiehistorischen Aspekten eines anachronistischen Mottos 83 GUIDO LÖHRER (Bern) Anachronismus und Akairie. Wie mit Elementen der philosophischen Tradition umgehen? Beispiel: Anselm von Canterburys Begriff der »rectitudo« 95 KARL MERTENS (Kiel) Widerstände gegen die hermeneutische Vereinnahmung. Das Problem der Endlichkeit des Daseins in Heideggers Auslegung von Kants > Kritik der reinen VernunftWahrheit< ein Anachronismus? 179 GEORG W. BERTRAM (Hildesheim) Wovor weicht die Dekonstruktion nicht aus? oder Ist das Unzeitgemäße unumgänglich? 199 WILHELM G. JACOBS (München) Anachronismen und Alternativen: Zur Bedeutung philosophischer Editionen 217 Index nominum 221