Nomadische Ressourcennutzung und Existenzsicherung im Umbruch
Die osttibetische Region Yushu (Qinghai, VR China)
- 441 Seiten
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Bis vor wenigen Jahrzehnten waren die Kenntnisse über Tibets Nomaden rudimentär, während die Vorstellung von ihnen mit überfrachteten Bildern verbunden war. Die heutige Situation ist widersprüchlich: Nach 1980 führte die mobile Weidewirtschaft zu einer Re-Nomadisierung, die jedoch durch Marktliberalismus bedroht wird. Die Darstellung tibetischer „Nomadenkultur“ zeigt eine Vielfalt mit massiven Disparitäten, jedoch nicht das „Ende des Nomadismus“. In den dünn besiedelten Weidegebieten des Hochlands leben immer mehr Menschen und haben zunehmend Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die Bedingungen vor Ort verändern sich, während weltwirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Verflechtungen Transformationsprozesse auslösen. Die Integration in den chinesischen Staatsverband und die Globalisierung haben die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft in den Weidegebieten verändert. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit der Ressourcensituation der Hirtenbevölkerung ist entscheidend, um die Folgen dieser Umbrüche zu verstehen. Die Untersuchung der osttibetischen Region Yushu beleuchtet, wie nomadische Gesellschaften ihre Ressourcen zur Lebenssicherung nutzen. Hirten und Agropastoralisten erschließen neue Betätigungsfelder, wie das Sammeln und Verkaufen von Raupenpilz. Diese wirtschaftliche Nische hat durch engere Land-Stadt-Verflechtungen und die Integration in das nationale Wirtschaftsgefüge Chinas an Bedeutung gewon