Andrej Nikolaidis‘ neuer Roman besteht aus nur einem einzigen langen Satz — den Gedanken des Erzählers, der mit dem Zug von Budapest nach Wien unterwegs ist. Sein Freund Joe hat sich in Budapest das Leben genommen, doch zuvor hat er den Erzähler beauftragt, seine Fälschung des mysteriösen letzten Manuskripts von Walter Benjamin an einen Wiener Sammler zu verkaufen. Der Gedankenfluss führt den Leser mitten hinein in die bewegende Geschichte von Joe, der in den neunziger Jahren aus Bosnien nach Montenegro geflüchtet ist, verwebt sie mit dem Flüchtlingsschicksal des großen deutsch-jüdischen Philosophen Walter Benjamin, von dessen Werk und tragischem Ende Joe wie besessen ist, und nimmt Bezug auf die aktuelle Situation der Flüchtlinge aus Syrien. Es geht Nikolaidis um universelle Themen: die Würde des Menschen, den Zynismus der Macht und die Ohnmacht der Bürger gegenüber einer anonymen EU-Bürokratie.
Andrej Nikolaidis Reihenfolge der Bücher
Andrej Nikolaidis gilt als einer der einflussreichsten Intellektuellen der jüngeren Generation in der Region, bekannt für seinen Antikriegsaktivismus und die Förderung von Minderheitenrechten. Sein Werk beschäftigt sich oft mit der Meinungsfreiheit, die er als Grundstein aller Freiheit betrachtet. Nikolaidis verteidigt mutig Opfer von Polizeifolter und löst mit seinen Ansichten öffentliche Debatten aus. Durch seine Schriften und sein öffentliches Engagement untersucht er komplexe gesellschaftliche und politische Themen und bietet eine Perspektive, die sich nicht scheut, schwierige Wahrheiten anzusprechen.






- 2018
- 2015
Nikolaidis treibt auf die Spitze, was Camus und Sartre begonnen haben: Sein Protagonist Konstantin verabscheut die Menschen aufs Äußerste und meidet sie, wo er nur kann. Als seine Frau es nicht mehr aushält und ihn verlässt, macht er sich auf den Weg in die Stadt und trifft auf die unterschiedlichsten grotesken Charaktere: die Familie, die von der Prostitution der Töchter lebt, den radikalislamischen Straßenprediger, die Flüchtlinge aus dem Kosovo, die in einer verlassenen Untergrundgarage hausen ... doch erst die Begegnung mit seinem geistigen Vater erschüttert ihn nachhaltig. Nikolaidis seziert die zwischenmenschlichen Beziehungen mit Intelligenz und schwarzem Humor und nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Nacht.
- 2014
In seiner beschaulichen Kleinstadt hat sich ein Privatschnüffler damit arrangiert seinen Klienten zu liefern, was sie hören wollen. Bis unter mysteriösen Umständen die Stadtbibliothek abbrennt. Und es anfängt zu schneien, mitten im Hochsommer. An der Adriaküste. Und plötzlich beginnt auch noch der verlorene Sohn des Detektivs sich via E-Mail aus der Ferne in die Untersuchung einzumischen. Während die Adriaküste auf eine Umweltkatastrophe zusteuert, geraten die Ermittlungen in einen reißenden Strudel um einen mittelalterlichen Häretiker, einen Renaissance-Messias und ein jahrhundertelang verschollenes Manuskript. In „Die Ankunft“ verknüpft Andrej Nikolaidis Elemente des Hardboiled-Krimis und des historischen Romans á la „Der Name der Rose“ mit der Schilderung des Lebens in einer Kleinstadt auf dem Balkan zu einer ungewöhnlichen und spannenden Geschichte.