Albert Camus
7. November 1913 – 4. Januar 1960
Albert Camus [alˈbɛːʁ kaˈmy] (* 7. November 1913 in Mondovi, Französisch-Nordafrika, heute Dréan, Algerien; † 4. Januar 1960 nahe Villeblevin, Frankreich) war ein französischer Schriftsteller, Philosoph und Religionskritiker. 1957 erhielt er für sein publizistisches Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur. Camus gilt als einer der bekanntesten und bedeutendsten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts.
Albert Camus stammte aus einer Familie, die seit 1871 in der dritten Generation in Algerien als Siedler ansässig war. Er hatte französische Wurzeln väterlicherseits und spanische mütterlicherseits. Sein Geburtsort war ein Weingut in der Siedlung Saint-Paul (arabisch Chebaïta Mokhtar), 8 km vom Zentrum der Stadt Mondovi entfernt (arabisch Drean, nahe Bône, dem heutigen Annaba). Camus’ Vater Lucien, ein ungelernter Fuhrmann, war kurz zuvor von seiner im Weinanbau und -export tätigen Firma aus Algier dorthin geschickt worden, um als Kellermeister zu arbeiten. Der Vater wurde zu Beginn des Ersten Weltkrieges von der französischen Armee eingezogen und in der Schlacht an der Marne verwundet. Im Oktober 1914 starb er in einem Lazarett in Saint-Brieuc in der Bretagne. Daraufhin zog die Mutter mit Albert und seinem älteren Bruder Lucien zurück zu ihrer ebenfalls verwitweten Mutter nach Algier in das Kleine-Leute-Viertel Belcourt. Dort trug die Analphabetin zusammen mit ihrem unverheirateten, sprachbehinderten Bruder, einem Böttchergesellen, zuerst als Fabrikarbeiterin und später als Reinigungskraft zum Unterhalt der Familie bei, die unter der strengen Obhut der Großmutter stand. 1924 erhielt Camus’ Grundschullehrer von Mutter und Großmutter die Erlaubnis, den begabten Jungen auf die Aufnahmeprüfung am Gymnasium vorzubereiten. Camus bestand die Prüfung und pendelte fortan zwischen der ärmlichen Welt von Belcourt und dem bürgerlichen Milieu der Schule, wo er seine Herkunft vor den Klassenkameraden verbarg, denn er schämte sich wegen seiner Mutter, die nicht nur Analphabetin, sondern auch leicht hör- und sprachbehindert war. Um seinen Status in der Klasse zu verbessern, trieb er Sport und spielte als Torwart beim Fußballverein Racing Universitaire d’Alger.1930, nach dem ersten Teil des Baccalauréat (frz. Entsprechung zum dt. Abitur), erkrankte er an Tuberkulose und musste sich mehrere Monate in einem Sanatorium in Südfrankreich behandeln lassen. Nach seiner Rückkehr wurde er von einer kinderlosen Tante mütterlicherseits und deren Mann, einem wohlhabenden und literarisch interessierten Metzgermeister, aufgenommen. Seine Mutter sah er nur noch selten. 1932 legte er den zweiten Teil seines Baccalauréats ab. Sein Traum war der Besuch der Pariser École normale supérieure, der französischen Elitehochschule für die Lehramtsfächer, doch gab es in ganz Algerien keine Vorbereitungsklassen für die Zulassungsprüfung. Albert Camus begann sein Studium der Philosophie an der Universität Algier, wo er mit dem jungen Professor Jean Grenier Freundschaft schloss. 1932, kurz nach Beginn seines Studiums, lernte er an einer Soirée bei seinem Freund Max-Pol Fouchet dessen Verlobte Simone Hié (1914–1970) kennen. Camus verliebte sich in sie und sie heirateten am 16. Juni 1934. Hié stammte aus der algerischen Oberschicht, war ebenfalls an der Universität Algier eingeschrieben und pflegte das Bild einer intellektuellen Femme fatale.1935, nach der Bildung der „Volksfront“, eines antifaschistischen Bündnisses der französischen Linken und gemäßigt linken Parteien (Kommunisten und Sozialisten sowie der Radikalen Partei), politisierte er sich wie viele andere junge Intellektuelle und wurde Mitglied der Kommunistischen Partei, die in Algerien, obwohl es offiziell ein Teil Frankreichs war, eine eigene Organisation aufzubauen versuchte. Die Partei setzte Camus ein, um im muslimischen Bevölkerungsteil der Stadt antikolonialistische und prokommunistische Propaganda zu betreiben und Mitglieder zu werben. Letzteres erwies sich allerdings als fast unmöglich, da der marxistische Atheismus Muslime abstieß. Immerhin erhielt Camus Einblick in die sozialen und psychologischen Probleme der damals etwa 8 Millionen arabo- und berberophonen „Eingeborenen“ (indigènes), die von etwa 800.000 „weißen“ Algerienfranzosen, d. h. den Nachkommen französischer, spanischer und italienischer Einwanderer sowie französisierter einheimischer Juden, beherrscht wurden. Als im Frühsommer 1936 die Volksfront die Wahlen gewann und in ganz Frankreich neue kulturelle Einrichtungen geschaffen wurden, um das Bildungsniveau der Arbeiter zu heben, gründete Camus mit anderen Linken in Algier ein Théâtre du travail (dt. „Theater der Arbeit“), für das er sein erstes Stück Révolte dans les Asturies verfasste und einstudierte. Es handelte von einem Streik spanischer Bergarbeiter im Jahr 1934, wurde jedoch vor der ersten Aufführung bereits verboten. Nebenbei absolvierte Camus – er war inzwischen auch Mitglied der Schauspieltruppe von Radio Algier – sein Diplôme d'études supérieures mit einer Examensarbeit (s. o.) über die antiken nordafrikanischen Philosophen Plotin und Augustinus. Mit dem Abschluss dieser Arbeit im Jahr 1936 begann Camus’ Entfremdung von Simone Hié, die morphiumsüchtig war und ein ausschweifendes Leben mit häufig wechselnden Beziehungen führte, während Camus sich dem Schreiben widmen wollte. Er verließ die gemeinsame Wohnung und zog zu Freunden in die „Maison Fichu“, ein malerisch auf einer Anhöhe von Algier gelegenes Haus.Um seine Ehe zu retten, unternahm das Paar eine Reise durch Europa. Besonders in Prag machten die beiden lange Station, da Camus sich sehr für Franz Kafka interessierte. In Salzburg entdeckte er jedoch, dass seine Frau eine Beziehung zu ihrem Arzt unterhielt, der sie mit Drogen versorgte. Camus trennte sich endgültig und zog zu seinem Bruder Lucien, während Hié zu ihrer Mutter zurückkehrte. Bis an sein Lebensende unterstützte Camus Simone Hié finanziell und blieb mit ihr in Kontakt.Zurück in Algier traf Camus auf eine Parteiführung, die auf Moskaus Anweisung hin jegliche antikolonialistische Propaganda eingestellt hatte, weil diese die Verteidigungskraft Frankreichs gegenüber dem aufrüstenden Deutschland, vor dem sich auch Stalin immer mehr fürchtete, hätte schwächen können. Camus, dem die soziale und politische Gleichberechtigung der „Arabes“ am Herzen lag, war empört über den Kurswechsel seiner Partei und wollte die alte Agitation fortsetzen. Dafür wurde er mit dem Parteiausschluss bestraft. Ebenso enttäuscht war er 1937 über das Scheitern eines Gesetzesvorhabens in der Assemblée nationale, wonach zumindest die gebildete und teilweise frankophile autochthone Elite in Algerien das volle französische Bürgerrecht erhalten sollte. Ein weiterer persönlicher Schlag war, dass er wegen seiner Tuberkulose nicht zu den Prüfungen (concours) für die Agrégation zugelassen wurde und sich damit von einer Einstellung als beamteter Gymnasiallehrer ausgeschlossen sah. In seiner Enttäuschung begann Camus einen ersten Roman über einen tuberkulosekranken jungen Mann, der einen reichen „Krüppel“ ermordet und bestiehlt, um dann selbst zu sterben: La Mort heureuse. Dieses ihm vielleicht allzu persönlich und unreif erscheinende Werk stellte er jedoch nicht fertig. Vielmehr benutzte er es ab 1938 als Material für L’Étranger, einen politisch motivierten Roman um einen durchschnittlichen jungen Algerienfranzosen namens Meursault. Dieser erschießt zufällig einen jungen Araber, von dem er sich irgendwie bedroht fühlt, will für sein Vergehen aber einstehen und wird so zum Sündenbock, an dem die Justiz erst zögernd, dann jedoch mit voller Härte ein Exempel statuiert. Obwohl Camus nur von einem Hilfsjob im meteorologischen Institut von Algier lebte, schlug er 1938 einen Posten als angestellter Lehrer in einer algerischen Kleinstadt aus, vielleicht auch deshalb, weil er sich gerade mit seiner späteren zweiten Frau liiert hatte, der Mathematikstudentin und späteren Mathematiklehrerin Francine Faure. Über seinen Freund Pascal Pia erhielt Camus eine Stelle als Reporter bei dem neuen (linken) Blatt Alger républicain. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte wurden dort Gerichtsreportagen, besonders von Prozessen gegen Araber und Berber, die in einer von den Algerienfranzosen dominierten Justiz häufig die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekamen. Nebenher verfasste Camus eine erste Version seines ersten gänzlich eigenen Stücks Caligula, ein Drama um die Sinnsuche eines jungen Mannes. In dieser Phase existentieller Enttäuschungen, aber auch mancher Lichtblicke, begann er den philosophischen Essay Le Mythe de Sisyphe, in dem er das menschliche Dasein als fundamental absurd, aber dennoch lebenswert, ja glücklich, darstellt. Im Sommer 1939 schrieb er eine Serie von anklagenden Artikeln über eine Hungersnot im Hinterland von Algier, gegen die die Behörden seines Erachtens nichts unternahmen, weil dort ja nur Berber verhungerten. Als im September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach und eine Zensur eingeführt wurde, lagen Camus und seine Zeitung ständig im Streit mit der Zensurbehörde. Anfang 1940 stellte die Zeitung aus verschiedenen Gründen ihr Erscheinen ein. Camus musste sich, nachdem er endlich von seiner ersten Frau geschieden worden war und Francine Faure am 3. Dezember 1940 in Lyon heiratete, von seiner zweiten Frau ernähren lassen. Da dies für ihn schwer erträglich war, ging er nach Paris – ohne (wie oft fälschlich behauptet) aus Algerien ausgewiesen worden zu sein –, nachdem er dort, wiederum mit Hilfe von Pascal Pia, eine Stelle als Reporter bei der Zeitung Paris-Soir erhalten hatte. Unmittelbar vor Beginn des blitz allemand am 10. Mai 1940 beendete er sein Werk L’Étranger, das er in der Zwischenzeit mit zusätzlichen Themen, insbesondere den Lehren des Sisyphe, angereichert hatte, die die ursprüngliche politische Intention fast verdeckten. Kurz bevor die deutschen Truppen in Paris einmarschierten, flüchtete Camus mit der Redaktion seiner Zeitung nach Clermont-Ferrand und bald weiter nach Lyon, wo er den Waffenstillstand (22. Juni) und die Anfänge des neuen État français unter Marschall Pétain erlebte. In der Folgezeit führte er ein unstetes Leben zwischen Frankreich und Algerien, schrieb dennoch fleißig und beendete im Winter 1941/42 in Oran (dem Heimatort seiner Frau, wo er eine Lehrerstelle erhalten hatte) Le Mythe de Sisyphe. Der Essay, der die Überwindung der Sinnlosigkeit der eigenen Existenz durch trotziges Akzeptieren ihrer Tragik und durch Pflichterfüllung zu propagieren scheint, traf bei seiner Publikation im Oktober offenbar die Stimmung im besetzten Frankreich. Denn hier neigte man dazu, die gerade erlittene Niederlage gegen Deutschland durch eine Flucht ins Alltagsleben zu kompensieren. Camus wurde nun bekannt, zumal auch der im Juni endlich veröffentlichte Étranger gut aufgenommen wurde (der jedoch nicht mehr als ein algerisch-politisch motivierter Roman gesehen wurde, sondern als Meditation über den Sinn der menschlichen Existenz). Ende 1942 weilte Camus wieder zu einer Kur in Südfrankreich und konnte nicht nach Oran zurück, nachdem Algerien von anglo-amerikanischen Truppen eingenommen worden war und die Deutschen am 11. November auch den bisher unbesetzten Süden Frankreichs, die zone libre, ihrer direkten Kontrolle unterstellt hatten. Er reiste deshalb nach seiner Kur nach Paris, wo er bei seinem Verlag Gallimard eine Stelle als Lektor erhielt und nunmehr hautnah die Verhältnisse im besetzten Frankreich miterlebte, wo sich nach der Niederlage der deutschen Truppen in Stalingrad die Stimmung allmählich aufhellte. In diesem Umfeld begann er die Arbeit an dem Roman La Peste (Die Pest), der seine persönliche Situation, d. h. das Getrenntsein von seiner Frau, und seinen Willen, sich politisch zu engagieren, ebenso widerspiegelt wie die allgemeine Lage im Land, dessen Menschen meist noch willig oder gleichmütig mit dem Pétain-Regime und den Besatzern kollaborierten, teils aber schon, wie bald auch Camus selbst, sich der Widerstandsbewegung anschlossen, der Résistance. La Peste erschien erst 1947, wurde aber trotzdem noch ein großer Erfolg, weil das Werk, als ein Hohes Lied der Pflichterfüllung, speziell den männlichen Franzosen offenbar die letzten Kriegsjahre verklären half, in denen sie nach einem sich rasch bildenden Mythos angeblich allesamt erklärte (oder doch wenigstens heimliche) Widerständler gewesen waren. Camus lernte in der Widerstandsgruppe Combat auch René Leynaud kennen, zu dessen 1947 bei Gallimard herausgegebenen Gedichten er das Vorwort schrieb. 1943 schrieb Camus das Stück Le Malentendu und begann seine Mitarbeit an dem im Untergrund erscheinenden Blatt Combat, dessen Chefredakteur er nach der Befreiung Frankreichs im Jahre 1944 wurde. Trotz seines Wirkens als Widerständler setzte er sich mit seinen Lettres à un ami allemand (1945) für die deutsch-französische Versöhnung ein. Im Juni 1944 begegnete er in Paris der damals 21-jährigen Schauspielerin und Tochter eines Ministerpräsidenten der Zweiten Spanischen Republik Maria Casarès und verliebte sich in sie. Camus wohnte zu dieser Zeit zur Untermiete in André Gides Wohnung in der Rue Vaneau. Über seine Beziehung zu Maria Casarès und seinen intensiven Briefwechsel erschien 2021 ein mehr als 1500 Seiten umfassendes Buch.Herman Melville wird zu dieser Zeit von Camus in einem privaten Brief an Liselotte Dieckmann ausdrücklich als eines seiner wichtigsten Vorbilder genannt. Nach der Befreiung Frankreichs kam Camus' Frau Francine von Algier nach Paris, um bei ihm zu bleiben. Noch im September 1945 brachte sie die Zwillinge Catherine und Jean zur Welt, wurde jedoch in den darauffolgenden Jahren depressiv und unternahm zwei Suizidversuche. Am 6. Juni 1948 begegnete Camus auf dem Boulevard Saint-Germain erneut Maria Casarès, die sich während der ersten Nachkriegsjahre zurückgezogen hatte, und setzte seine Liebesbeziehung zu ihr fort.In den Nachkriegsjahren war Camus wie Sartre (mit dem ihn eine kurze Zeit lang auch ein freundschaftliches Verhältnis verband) einer der Vordenker des Existentialismus. Sein bekanntestes philosophisches Werk aus dieser Zeit ist die Essay-Sammlung L’Homme révolté (1947–1951), die ihm neben viel Beifall auch Polemik eintrug, nicht zuletzt von Sartre, der ihm den Verrat linker Ideale vorwarf. Weniger erfolgreich waren seine politischen Werke aus diesen Jahren: L’État de siège (1948) oder das im zaristischen Russland spielende Les Justes (1949), das anhand des 1905 von Iwan Kaljajew verübten Attentats auf den Großfürsten Sergei Alexandrowitsch Romanow die immer wieder aktuelle Problematik der politisch motivierten Attentate behandelt, deren Sinnhaftigkeit Camus in Frage stellte, aber nicht völlig verneinte. Ähnlich wie Sartre begnügte auch Camus sich nicht mit einer Literatenrolle, sondern versuchte darüber hinaus journalistisch in die Politik hineinzuwirken als ein humanitärer, gemäßigt linker Pazifist, der insbesondere die Unnachgiebigkeit der französischen Kolonialpolitik und die Grausamkeiten der Kolonialtruppen brandmarkte. Seine Zeitschriftenartikel gab er ab 1950 regelmäßig auch in Sammelbänden mit dem Titel Actuelles heraus. Camus stand dem Anarchismus und Anarchosyndikalismus nah. Da er bemüht war, über den Parteien zu stehen, geriet er oft zwischen die Fronten. So scheiterten 1956 seine Vermittlungsversuche bei den sich langsam zum Krieg entwickelnden Unruhen in Algerien, denn sein Plädoyer für eine bürgerrechtliche Gleichstellung der Arabes war den meisten Franzosen viel zu radikal, wogegen seine Vorstellung von einem am Ende doch französischen Algerien für die meisten autochthonen Algerier inzwischen inakzeptabel war. Sein belletristisches Schaffen war in diesen Jahren weniger intensiv, zumal ihn seine Tuberkulose häufig an der Arbeit hinderte. Immerhin kamen 1956 der kurze Roman La Chute und 1957 ein Sammelband von meist in Algerien spielenden Erzählungen, L’Exil et le Royaume, heraus. 1957 erhielt Camus den Literaturnobelpreis „für seine bedeutungsvolle Verfasserschaft, die mit scharfsichtigem Ernst menschliche Gewissensprobleme in unserer Zeit beleuchtet“. 1959 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Am Nachmittag des 4. Januar 1960 starb Camus bei einem Autounfall als Beifahrer auf der Fahrt von Lourmarin nach Paris in der Nähe von Villeblevin. Der von seinem besten Freund, Michel Gallimard, einem Neffen von Camus’ Verleger, gelenkte Facel Vega FV kam ins Schleudern, da ein Hinterreifen platzte, und prallte mit der rechten Seite gegen einen Baum. Camus war sofort tot, Gallimard starb am 9. Januar 1960 in einem Krankenhaus an seinen Verletzungen. Die Insassen im Fond dagegen, Michel Gallimards Frau Janine und ihre Tochter Anne, überlebten beinahe unverletzt. Camus hatte sich von Gallimard zu der Fahrt überreden lassen, obwohl er bereits eine Bahnfahrkarte nach Paris gelöst hatte. Bis zuletzt hatte er an Le Premier Homme gearbeitet, einem autobiografischen Roman über seine Kindheit und frühe Jugend als Sohn eines ihm nur vom Hörensagen schemenhaft bekannten Vaters. Das Roman-Fragment erschien postum 1994. Zu Camus’ Tod gab es – aufgrund einer Behauptung des italienischen Intellektuellen und Dichters Giovanni Catelli – die Spekulation, an dem Fahrzeug des Verlegers Gallimard seien im Auftrag des früheren sowjetischen Außenministers Dmitri Schepilow (der schon 1957 aus dem Amt entlassen worden war) Manipulationen vorgenommen worden. Catelli berief sich dabei auf Auszüge aus dem Tagebuch des tschechischen Übersetzers und Dichters Jan Zábrana, der dies von einem Informanten erfahren haben will.Camus wurde auf dem Friedhof von Lourmarin beigesetzt.