Mit entwaffnendem Humor entlarvt dieses Buch die Logik der Erwachsenenwelt Maja ist achtzehn Jahre alt, sie sollte Besseres zu tun haben, als in einem Keller zu sitzen und zu schreiben. Aber draußen ist Krieg, ständig kracht es irgendwo, Granaten regnen auf Sarajevo. Und drinnen, im Untergeschoß eines Museums, hat sich eine Notgemeinschaft zusammengefunden, die dem Schrecken trotzt: die vegetarische Mutter mit einem Hang zur Esoterik, die Großmutter und ihr eifersüchtig gehüteter Koffer, der Halbbruder und seine schwangere Frau, die ihre Hypochondrie pflegt, der Vater als Direktor des Museums, zwei Partisanen und der Hund Sniffy. Den Zumutungen ihrer Lage begegnet Maja mit entwaffnendem Humor und Scharfsinn. Und sie nimmt sich auch kein Blatt vor den Mund, wann immer ihr die Erwachsenen mit Worthülsen, Phrasen und Vorurteilen die Welt erklären wollen. Nenad Veličkovićs gefeierter Roman, vor dreißig Jahren erstmals erschienen, nimmt dem Krieg jede Heroik und setzt seiner Heimatstadt Sarajevo zugleich ein Denkmal. Es ist ansteckend komisch und tief berührend zu sehen, wie sich aus der vermeintlich naiven, offenherzigen Perspektive seiner Hauptfigur der Horror des Krieges in etwas verwandelt, das uns Mut machen kann.
Nenad Veličković Reihenfolge der Bücher






- 2025
- 2016
Der Vater meiner Tochter
Das zweite Buch der Logiergäste. Roman
Im Sarajevo der Nachkriegszeit sucht ein vom Krieg traumatisierter Familienvater nach einem Ausweg aus seinem schal gewordenen Leben zwischen Ehefrau, Tochter und Beruf. Er kündigt seinen Job in der Werbebranche und beginnt an einer Website zu arbeiten, die nichts anderes ist als ein Roman, der sich hemmungslos am Leben seiner Familie bedient. Mit seinem Ausstieg aus dem Beruf, den er als ebenso verlogen empfindet wie die Entwicklung, die sein Land genommen hat, geht er eine Liebesgeschichte mit einer Ex-Kollegin ein. Gefangen zwischen der Angst vor dem Tod durch eine ominöse Krankheit und der Angst vor dem Leben überlässt er sich seinen Fantasien, bis ihn die Wirklichkeit einholt und er allein und ohne Perspektiven zurückbleibt. Der Preis für die ersehnte Freiheit ist hoch: Die Leere, die er selbst geschaffen hat, scheint nur ein einziges angemessenes Ende zu kennen – die Auslöschung seines Romans und damit seiner Erinnerungen, die alles sind, was ihm noch geblieben ist …
- 1997
Geschlossen. Die Fenster und Türen des kleinen Museums in Sarajevo sind vernagelt. Nur im Keller regt sich Leben - ein paar Menschen, unter ihnen die achtzehnjährige Schülerin Maja, haben hier Unterschlupf gefunden. Maja hat Papier und Schreibzeug und füllt die Seiten mit allem, was ihr in den Sinn kommt. Fragen an ihr Land. Beobachtungen aus dem täglichen Überlebenskampf. Anmerkungen zu jenem methodischen Wahnsinn, in dem drei Völker einander zerfleischen. Majas Aufzeichnungen, entlarvend, unbekümmert und sarkastisch, entwerfen ein überraschend humorvolles, völlig unheroisches Bild vom Kriegsalltag in der bosnichen Hauptstadt: “Ich glaube, ich bin nicht imstande, einem ausländischen Durchschnittsleser zu erklären, warum hier geschossen wird.“