»Ein Epos großen Stils.« Heinrich Mann Ist er es, oder ist es ein Gespenst? Der verwirrte alte Mann, der an einem windigen Abend auf dem Kapuzinerplatz in Valognes steht, weckt die Erinnerungen an einen großen Coup des Widerstands gegen die Revolution: die Befreiung des zum Tode verurteilten Chevalier Des Touches 1799. Die Ereignisse liegen drei Jahrzehnte zurück und man wähnte den Chevalier längst tot. Aufgeschreckt durch seine vermeintliche Wiederkehr, erzählen sich in einem Salon bei knisterndem Feuer ein paar Landadlige, die schon bessere Zeiten gesehen haben, seine abenteuerliche Geschichte. Unter ihnen die taube Aimée de Spens, die darin eine zentrale und einigermaßen pikante Rolle spielt und nicht ahnt, dass man von ihr spricht. Der Chevalier Des Touches, einer der wichtigsten Romane von Jules Barbey d'Aurevilly, erscheint in dieser Ausgabe mit den Texten von Heinrich Mann und Michel Serres und den Illustrationen von Félix Buhot zum ersten Mal auf Deutsch.
Jules Amédée Barbey d'Aurevilly Bücher
Jules-Amédée Barbey d'Aurevilly war ein Romanautor und Literaturkritiker, dessen Werke die dekadente Bewegung beeinflussten. Er spezialisierte sich auf Kriminalgeschichten, die verborgene Motivationen erforschten und das Böse andeuteten, ohne sich explizit mit dem Übernatürlichen zu beschäftigen. Sein einzigartiger Stil und seine aufschlussreiche Erforschung der menschlichen Psyche hinterließen unauslöschliche Spuren in der Literatur und beeinflussten wichtige Autoren.







Erzählen! Erzählen!
- 318 Seiten
- 12 Lesestunden
”Ja, sie war meine Geliebte von jener Nacht an“, erzählte Brassard weiter. ”Sie war genau so maßlos wie ich. Und das war ich, wahrhaftig. Dies nebenbei. Aber es war Gift im Becher der Lust. Auch in der höchsten Seligkeit vergaßen wir nicht, in welcher Gefahr wir schwebten.“
Paris, 1835: Mondäne Salons, kluge Frauen und elegante Dandys, vertieft in Gespräche voller Esprit und Zynismus. Im Mittelpunkt die skandalumwitterte Mätresse Vellini, eine Meisterin der Verführung. Liebe ist für sie ein leichtes Spiel und keiner beherrscht es so gut wie sie … Die Marquise de Flers ist im Begriff, ihre Enkelin, die Blüte der französischen Aristokratie, an Ryno de Marigny zu verheiraten. Hinter der Fassade des verliebten Schönlings verbirgt sich aber ein Mann voller Laster, der einer skandalumwitterten Kurtisane leidenschaftlich verfallen ist. Die Marquise aber glaubt an die Liebe ihrer Enkelin und unterstützt die Heirat. Allerdings hat sie die Rechnung ohne die Mätresse Vellini gemacht. Barbey d’Aurevillys erster großer Roman »Die alte Mätresse«, erschien zuerst 1851 und gehört in eine Reihe mit literarischen Meisterwerken wie »Gefährlichen Liebschaften« oder »Nana«. Er wurde mehrmals verfilmt, zuletzt 2007 von der französischen Regisseurin Catherine Breillat. Caroline Vollmann hat diesen Roman feinsinnig übersetzt und dabei den brillanten Stil und spitzfindigen Esprit Barbeys zu erhalten vermocht.
Mit Melancholie und ätzendem Spott reagierte der Fortschrittsskeptiker Barbey d’Aurevilly auf den Untergang der christlich-feudalen Welt und auf die beginnende Moderne. Seine Aphorismen sind provozierend unzeitgemäß, doch zeitlos elegant. Witzige, originelle, treffende Formulierungen sind Barbey d’Aurevilly nur so zugeflogen. Der große Dandy und Plauderer unterhielt ganze Salons damit. Einen Eindruck von dieser Gabe vermitteln seine Aphorismen, die hier zum ersten Mal auf Deutsch erscheinen. Sie kreisen um seine großen Themen: Liebes- und Lebenslügen, gesellschaftliche Codes und Abgründe, Dandytum, die Einsamkeit des Künstlers, seine Selbstinszenierungen und seine Masken. Die Waffe dieses Unangepassten war das Wort: »Bücher muß man mit Büchern bekämpfen, wie Gifte mit Gegengiften; würde unsereins sonst schreiben?« »Von dieser Sammlung von Aphorismen geht etwas Bezwingendes aus: Man liest, hält inne. Betrachtet Ideen wie kostbare Bilder, darin eröffnen sich neue Welten, glasklar. Es gelang ihm vortrefflich, die Menschen zu schockieren, nur eines blieb ihm, zum Glück, verwehrt: Das schönste Schicksal: Genie haben und unbekannt sein.« Susanne Mayer in »Die Zeit« am 3. April 2008
„Über das Dandytum“ ist ein Kultbuch, das sich mit einem faszinierenden Thema auseinandersetzt und als klassischer Essay gilt. Es vereint biographische Darstellungen und Gesellschaftsanalyse und entwickelt eine eigene Dandy-Philosophie. Der erstmals vollständig auf Deutsch veröffentlichte Text bietet zeitlose Beobachtungen und Aperçus. Diese Ausgabe umfasst das zwischen 1845 und 1879 mehrfach überarbeitete Essay, das die Biographie von George „Beau“ Brummell enthält, der das Dandy-Ideal prägte und von Lord Byron als derjenige beschrieben wurde, der lieber Brummell als Napoleon sein wollte. Zudem ist der noch nie ins Deutsche übersetzte Essay über den Marquis de Lauzun enthalten, einen „Dandy bevor es Dandys gab“, dessen tragisch-groteske Liebesgeschichte mit einer Dame aus dem französischen Hochadel als so fesselnd gilt, dass sie „einen Roman von Stendhal aufwiegt“. Obwohl Barbey d’Aurevilly selbst behauptete, kein Dandy zu sein, wurde er als solcher wahrgenommen. Seine extravaganten Krawatten, Mäntel, Hüte und Manschetten wurden in zahlreichen Klatschartikeln und Karikaturen festgehalten. Seine aristokratische Erscheinung und scharfsinnigen Urteile machten ihn in Paris legendär. Der Anhang versammelt Zeugnisse von Schriftstellern, die Barbey d’Aurevilly begegnet sind und ihn als Dandy beschrieben haben.