„Wo kommen auf einmal diese beiden sonderbaren Gestalten her, die langsam die Straße entlanggehen, gefolgt von tausend Zwergen? Ist das der Mann, den man wegen seiner sanften und grimmigen Gemütsart Loplop, den obersten der Vögel, nennt? ... Und die Frau, um deren Oberarm sich eine dünne Blutspur windet – sollte das etwas die Windsbraut sein?“ So fragt Max Ernst in seiner Einleitung zur Titelgeschichte dieses 1988 von der „Windsbraut“ zusammengestellten Bandes, der fünf weitere Erzählungen und zwei Romane („Der kleine Francis“ und „Unten“) enthält. Leonora Carrington (geboren 1917) entfloh früh dem großbürgerlichen Milieu, um mit Max Ernst, „Loplop“, nach Paris und dann weiter nach Südfrankreich zu ziehen. Ihr Schlüsselroman „Der kleine Francis“ (hier zum ersten Mal auf deutsch) schildert, phantastisch verkleidet, die Erlebnisse des Sommers 1937 im provenzalischen Saint-Martin-d’Ardèche. Max Ernst wurde nach Ausbruch des Krieges interniert. Als Carringtons Befreiungsbemühungen fehlschlugen, floh sie nach Spanien. Unterwegs wurde sie wahnsinnig. Unten, ihr berühmter Bericht, beschreibt den Abstieg in das Reich des Wahns und wie sie ihm unter Aufbietung aller Willenskräfte entkam – und endet mit einem Postskriptum aus dem Jahr 1987. Da wohnte Leonora Carrington, die Malerin, Autorin, Surrealistin, schon seit vielen Jahren, hochberühmt und kaum erreichbar, in Mexiko.
Leonora Carrington Bücher
Leonora Carrington war eine in England geborene mexikanische Künstlerin und Schriftstellerin, deren Werk tief mit dem Surrealismus verbunden ist. Den Großteil ihres Erwachsenenlebens verbrachte sie in Mexiko-Stadt und war eine der letzten überlebenden Persönlichkeiten der surrealistischen Bewegung der 1930er Jahre. Ihre Kunst und Literatur zeichnen sich durch eine einzigartige Mischung aus Fantasie, Mythologie und persönlichen Visionen aus. Sie war auch ein Gründungsmitglied der Frauenbewegung in Mexiko. Carrington hinterließ mit ihrer unverwechselbaren Stimme einen bleibenden Eindruck in der Kunst und Literatur des 20. Jahrhunderts.







»Leonora Carringtons Roman bezieht seine stille Brisanz aus jener unio mystica des Ungewöhnlichen, das Lautréamont in der Begegnung von Nähmaschine und Regenschirm auf einem Seziertisch hat Bild werden lassen. Es hat zu tun mit Anarchie und der Rebellion von Traum und Poesie gegen die Allmacht der Logik.« Frankfurter Allgemeine Zeitung
Hrsg., übers. u. m. e. Nachw. vers. v. Becker, Heribert Mit Beitr. v. Breton, Andre ; Ernst, Max ; Chenieux, Jacqueline 126 S.
Leonora Carrington, geboren 1917 in Clayton Green, Lancashire, England, entfloh früh dem großbürgerlichen Milieu. 1937 zog sie als junge Kunststudentin mit Max Ernst nach Paris, gehörte dort als Malerin und Schriftstellerin zur Gruppe der Surrealisten, floh im Krieg zunächst nach Spanien, dann in die USA und ließ sich schließlich in Mexiko nieder. Sie genießt einen bedeutenden Ruf als Malerin. Die Schriftstellerin wird seit einigen Jahren von neuem entdeckt als »Klassikerin« der phantastischen Literatur. Wie Lewis Carroll und Flann O'Brien hat Leonora Carrington ihren wachsenden Kreis von Bewunderern und Kennern.
Die Windsbraut
Bizarre Geschichten
Leonora Carrington, Malerin und Dichterin, war nicht nur die wilde Muse der Surrealisten. Wohl war sie mit Max Ernst liiert, und Breton erzählte bewundernd, wie sie einst in einem vornehmen Pariser Restaurant ihre Schuhe auszog und ihre Füße mit Senf bestrich. Doch Carrington war eine selbstbewusste surrealistische Künstlerin. Ihre Malerei stellte sie in Amsterdam und Paris aus und später in Mexiko. In den »Bizarren Geschichten« aus den dreißiger bis achtziger Jahren – kein anderes Buch der Künstlerin versammelt Werke aus einer solchen Zeitspanne – erzählt Leonora Carrington traumhafte, eindringliche, wundersame Begebenheiten. Ob sie schildert, wie ein junges Mädchen eine Hyäne statt seiner selbst zum verhassten Debütantinnenball schickt, ob sie eine Begegnung mit einem seltsamen Jäger im englischen Wald beschreibt oder von dressierten Ratten erzählt, die in Kriegszeiten Menschen in Lazaretten operieren – Carringtons Prosa ist wundersam, träumerisch und von starker Ausdruckskraft. Ausgewählte Gemälde der Künstlerin illustrieren das Buch.
The Stone Door
- 136 Seiten
- 5 Lesestunden
Set in ancient Mesopotamia, this surrealistic adventure weaves together themes of the Zodiac and the land of the dead. Leonora Carrington's second novel, now revived, showcases her unique narrative style and imaginative storytelling, offering readers a journey through a richly crafted, dreamlike landscape. The novel challenges conventional boundaries, inviting exploration of the mystical and the unknown.
The Complete Stories of Leonora Carrington
- 215 Seiten
- 8 Lesestunden
“Complete Stories, a collection of Carrington’s published and unpublished short stories—many newly translated from their original French and Spanish—is a terrific introduction to her bizarre, dreamlike worlds.” —Carmen Maria Machado, NPR Surrealist writer and painter Leonora Carrington (1917–2011) was a master of the macabre, of gorgeous tableaus, biting satire, roguish comedy, and brilliant, effortless flights of the imagination. Nowhere are these qualities more ingeniously brought together than in the works of short fiction she wrote throughout her life. Published to coincide with the centennial of her birth, The Complete Stories of Leonora Carrington collects for the first time all of her stories, including several never before seen in print. With a startling range of styles, subjects, and even languages (several of the stories are translated from French or Spanish), The Complete Stories captures the genius and irrepressible spirit of an amazing artist’s life.
The Milk Of Dreams
- 48 Seiten
- 2 Lesestunden
In English for the first time, a wild and darkly funny book that combines Surrealist painter Leonora Carringon's fantastical writing and illustrations for children The maverick surrealist Leonora Carrington was an extraordinary painter and storyteller who loved to make up stories and draw pictures for her children. She lived much of her life in Mexico, and her sons remember sitting in a big room whose walls were covered with images of wondrous creatures, towering mountains, and ferocious vegetation while she told fabulous and funny tales. That room was later whitewashed, but some of its wonders were preserved in the little notebook that Carrington called The Milk of Dreams. John, who has wings for ears, Humbert the Beautiful, an insufferable kid who befriends a crocodile and grows more insufferable yet, and the awesome Janzamajoria are all to be encountered in The Milk of Dreams, a book that is as unlikely, outrageous, and dreamy as dreams themselves.
The Debutante and Other Stories
- 168 Seiten
- 6 Lesestunden
A debutante frees a hyena from the zoo so that it might take her place at her coming-out ball; an artist paints a portrait of a man s dead wife, but finds she has painted herself instead; a woman makes love to a boar underneath a mountain of cats; a chicken is roasted with the brains and livers of thrushes, truffles, crushed sweet almonds, rose conserve and drops of divine liqueur; two noble sisters wonder whether anybody can be a person of quality if they wash away their ghosts with common sense ; a psychoanalyst must decide what to do with the gift of a team of Russian rats trained to operate on humans. In this first complete edition of English-born Leonora Carrington's short stories, written throughout her life from her years in Surrealist Paris to her late period in Dirty War-era Mexico City, the world is by turns subversive, funny, sly, wise and disarming.