Es ist ein ganz gewöhnlicher Morgen, an dem Maggie den zweijährigen Samuel entführt. Die junge Frau wurde von ihrer Cousine Nula als Nanny angestellt. Nun bricht sie ohne deren Wissen mit dem Kind zur walisischen Insel Anglesay auf. Zu jenem Bootshaus, in dem Maggie und Nula sechzehn Jahre zuvor einen gemeinsamen Sommer voller Verstrickungen verbrachten, der alles veränderte. Während Nula um das Leben ihres Sohnes bangt, muss sie sich den Erinnerungen stellen, die sie so lange aus ihrem Leben verbannte…
Bethan Roberts Reihenfolge der Bücher
Bethan Roberts gestaltet Erzählungen, die sich mit der Komplexität menschlicher Beziehungen und der Subtilität verborgener Emotionen auseinandersetzen. Ihre Prosa zeichnet sich durch eine einfühlsame Darstellung der menschlichen Psyche und die moralischen Ambiguitäten ihrer Charaktere aus. Roberts erforscht Themen wie Identität, Erinnerung und gesellschaftliche Erwartungen, oft vor eindringlichen Kulissen. Ihr unverwechselbarer Stil ist sowohl präzise als auch suggestiv und lädt die Leser zu einer tiefgründigen Erkundung des Innenlebens ihrer Figuren ein.







- 2016
- 2013
Marion ist hingerissen von Tom, dem großen Bruder ihrer besten Freundin, einem unverschämt gutaussehenden jungen Mann mit blonden Locken und blauen Augen. Gleich bei der ersten Begegnung, da sind sie noch Teenager. Für sie ist er der Mann ihres Lebens, und so übersieht sie alle Zeichen, jeden Hinweis, dass Tom sich nicht für sie interessiert. Nicht für sie als Frau. Trotzdem hofft sie auf einen Heiratsantrag, und als er ihn endlich macht, ist sie glücklich. Ihre Liebe wird für sie beide reichen. Aber Tom hat ein anderes Leben, ist in andere Gefühle verstrickt. Sein ganzes Interesse gilt Patrick, dem Kurator des Museums in Brighton, der sich in Tom verliebt hat und ihm eine völlig neue Welt eröffnet. Für Tom ist die Ehe das sichere Versteck in einer Zeit, in der Homosexualität gesellschaftlich und gesetzlich geächtet ist. So teilen ihn die beiden Liebenden, bis einer es nicht mehr aushält und drei Leben ruiniert. Bethan Roberts erzählt diesen Roman aus Marions und aus Patricks Perspektive, zärtlich und mit großer Empathie. Es ist eine Geschichte verschwendeter Jahre, unmöglicher Liebe und durchkreuzter Hoffnungen in den 60er-Jahren, als sich die radikale Veränderung, wie man lebt und liebt, schon ankündigte, aber noch lange nicht lebbar war.
- 2009
Sussex, Sommer 1936. »Köchin für Künstlerhaushalt gesucht – Aufgeschlossenheit erforderlich«, stand in der Annonce. Obwohl Kitty gerade mal Hausmannskost zubereiten kann, bekommt sie die Stelle bei der exzentrischen Amerikanerin Ellen Steinberg, die erst kürzlich ins idyllische Willow Cottage gezogen ist. Die Freizügigkeit der Bohemienne ist für die schüchterne Kitty so schockierend wie reizvoll: nachmittägliche Geräusche aus dem Schlafzimmer, nacktes Sonnenbaden im hohen Gras, ein junger Liebhaber, der im stickigen Gartenhäuschen über seinem großen Roman brütet … und sich nicht nur für Karl Marx und das Proletariat, sondern bald vor allem für die attraktive Köchin interessiert. Und dann die beiden Teenager-Töchter aus früheren Beziehungen, die alles belauern – und mehr von dem sich anbahnenden Gefühlschaos mitbekommen, als allen Beteiligten lieb sein kann. Auch auf dem Land ist Idylle nicht so einfach zu haben. In der aufsteigenden Hitze eines Sommers scheint nicht nur Ellens Traum vom bürgerlichen Familienleben zu verdunsten, sondern auch Kittys Traum von der alle Schranken überwindenden Liebe. Nur der Gärtner hat schon immer gewusst, dass das alles nicht gut gehen kann.
- 2008
Weihnachten 1985. Robert, erst sechzehn Jahre alt, ist tot. Seine Leiche hat man im Teich gefunden, in der Nähe des Kraftwerks von Oxfordshire, einer der typischen Kleinstädte im Nirgendwo. Hier passiert nie etwas, einfach nichts. Auch Roberts gewaltsamer Tod ist eher ein Unfall, eine unselige Verkettung von Wünschen, Sehnsüchten, Hoffnungen auf ein anderes Leben und der Angst vor Verlust. Wie es dazu kommen konnte, davon erzählt Bethan Roberts in „Stille Wasser“ mit einer betörend schlichten, poetischen Sprache, in der die Drohung eines unvermeidlich tragischen Endes immer gegenwärtig ist. Da sind Robs Eltern, Howard und Kathryn. Howard, der gefangen ist im Zwang der Konventionen, auf die er auch Frau und Sohn verpflichten will. Kathryn, die den Verlust ihres ersten Mannes nie verwunden hat und versucht, das verpasste eigene Glück für ihren Sohn zu bewahren. Da ist Joanna, Robs schöne Klassenkameradin, die ihre sexuelle Wirkung an dem geistig zurückgebliebenen Shane ausprobiert, obwohl ihr Interesse Rob gilt. Dem klugen und selbstbewussten Rob, der nur weg will aus diesen beengten Verhältnissen, genauso wie sie. Es sind die kleinen Gesten, die ungesagten Worte, die Bethan Roberts so meisterhaft in Szene setzt, dass wir diesen Roman lesen wie einen Psychothriller, dessen Geheimnis die unerfüllte Sehnsucht nach Leben ist. LESEPROBE: Seit dem Abend, an dem er verschwand, behält sie ihre Hände bei sich. Keine Finger, die sich mir nähern, wenn wir nebeneinander liegen, ohne zu schlafen. Vermutlich kreisen ihre Gedanken genau wie meine immer wieder um den Moment, als die Polizistin durch unser Gartentor trat, es sorgfältig wieder schloss und auf dem Weg zu unserer Haustüre ihre Mütze abnahm. Da wussten wir, dass man seine Leiche gefunden hatte.