Zehn Bücher über die Baukunst
Ins Deutsche übertragen, eingeleitet und mit Anmerkungen und Zeichnungen versehen von Max Theuer
Albertis umfassendes Lehrbuch über das Bauwesen entstand zwischen 1443 und 1452 in Rom, möglicherweise auf Anregung von Leonello d’Este. In klassischem Latein verfasst, richtete es sich nicht an Architekten, sondern an gebildete Bauherren und die akademische Welt der Humanisten. Im Mittelpunkt steht die Architektur der römischen Antike, die Alberti als Inspirationsquelle betrachtete. Sein Ansatz kombiniert archäologische Rekonstruktion mit dem Ziel, diese Epoche vor dem Verfall zu bewahren und gleichzeitig neues Leben in sie zu bringen. Während Alberti in der antiken Baupraxis stark von Vitruv und anderen Autoren abhängig bleibt, entwickelt er in der Architekturtheorie eigenständige Ideen. Besonders bemerkenswert ist die Modernität seiner Konzepte: Die Rolle des Architekten als Planer mit eigenem Ausbildungsweg, das neue Stadtbild mit gleichwertigem öffentlichem Raum und Gebäuden, die innovative Skelettbautheorie sowie die Relativierung des Schönheitsbegriffs und die Einbeziehung subjektiver Wahrnehmung in die ästhetische Diskussion. Diese Ideen weisen weit in die Zukunft, bis ins 19. und 20. Jahrhundert. Damit ist das Werk nicht nur die erste Abhandlung der Neuzeit über das Bauwesen, sondern bleibt auch über lange Zeit hinweg die bedeutendste Schrift zur Architekturtheorie.

