Das Museum Tinguely zeigt mit „Roger Ballen. Call of the Void“ eine Ausstellung, die als achte Folge der Serie Danse macabre im Vorraum Bezug nimmt auf Jean Tinguelys Spätwerk „Mengele Totentanz“ (Kehrer 2017). Dabei ist der Ansatzpunkt hier wieder ein anderer – während es bei „Anouk Kruithof. Universal Tongue“ der Tanz oder bei „Bruce Conner. Light out of Darkness“ die Apokalypse war, die den Anstoß zur Gegenüberstellung gab, ist es im Falle von Roger Ballen die verstörende, irritierende Stimmung seiner Fotografien und Installationen. Ballen hinterfragt in seinem Werk die menschliche Psyche und stellt sich selbst wie auch dem Betrachtenden Fragen nach dem Sein und dem Werden. Ballen schreibt dazu: «Meine Ausstellung, der ich bewusst den Titel „Call of the Void“ (Ruf der Leere) gegeben habe, ist ein Versuch, sich mit den meiner Meinung nach zentralen Fragen der menschlichen Existenz auseinanderzusetzen: Woher kommen wir? Weshalb sind wir hier? Und wohin gehen wir, wenn wir sterben? Ich habe zwar keineswegs den Anspruch, mit Antworten oder auch nur Fragen auf diese tiefgreifenden und schwierigen Themen dienen zu können. Ich hoffe aber, dass meine Ausstellung die Wahrnehmung des Betrachters herausfordern und somit einen Prozess der Selbsterkundung in Gang setzen wird, der mit einer Hinterfragung des Selbstverständnisses verbunden ist». Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen, die sich aber gegenseitig bedingen und befruchten. Einerseits hängen an den Wänden Fotografien aus den letzten analog aufgenommenen Serien Ballens Asylum of the Birds und Roger's Rats, und andererseits wird das Zentrum des Raumes von einer Hütte beherrscht, eine ärmliche Behausung von Menschen am Rande der Gesellschaft, wie sie oft in Roger Ballens Werk vorkommen.
Roger Ballen Reihenfolge der Bücher






- 2023
- 2017
Werke eines der wichtigsten Fotografen der Gegenwart: Roger Ballen. Ballen wurde 1950 in New York geboren und fand bereits als Jugendlicher zur Fotografie. Seine Mutter arbeitete ab Mitte der 1960er-Jahre bei der Agentur "Magnum" und gründete 1968 ihre eigene Galerie "Photography House". Die umfangreichste Folge der Ausstellung, "Asylum of the Birds", handelt in den RandƯbezirken von JohannesƯburg, an einem Ort, wo Ausgegrenzte leben und Schönheit und Hässlichkeit, Gut und Böse ineinander verschwimƯmen. Umschwirrt von tausenden Vögeln gleicht das Areal einem Universum, das den Blick auf existenzielle Abgründe so bildgewaltig offen legt, als hätte Samuel Beckett Goyas "Caprichos" inszeniert. Vieles ist absurd, der Humor ist zum Schreien und so ernst wie das Leben, das sich hier dem Betrachter zeigt. Nietzsches Diktum vom Menschen, der so tief leidet, dass er deshalb das Lachen erfinden musste, hat Ballen in unnachahmlicher Weise umgesetzt.
- 2001