Geboren in Frankreich als Sohn eines russischen Juden, der als Verleger im Paris der 20er und 30er Jahre eine herausragende Rolle spielte, verschlug es André Schiff rin nach der erzwungenen Flucht vor den einmarschierenden Nazis mit seiner Familie über Casablanca nach Amerika, wo er nach einem Studium in Yale als Verleger über die Landesgrenzen hinaus berühmt werden sollte. Die Lebensgeschichte dieses wohl bekanntesten unabhängigen Verlegers liest sich wie ein Entwicklungsroman vor dem Hintergrund der politischen und intellektuellen Turbulenzen der zweiten Hälft e des 20. Jahrhunderts – aber auch wie ein Abgesang auf eine verlorene Kultur: Politisches Engagement, die Linke in Amerika, die Atmosphäre unter McCarthy, der Antisemitismus an den Universitäten und immer wieder Begegnungen mit seinen Autoren: Noam Chomsky, Michel Foucault, Eric Hobsbawm, Simone de Beauvoir, Art Spiegelman oder Marguerite Duras.
Andre Schiffrin Bücher
André Schiffrin, Sohn eines russisch-jüdischen Verlegers, der nach Frankreich emigriert war, war ein Autor und Verleger mit tiefen sozialistischen Überzeugungen. Geprägt von Kindheitserfahrungen in Frankreich und den Vereinigten Staaten wurde Schiffrin zu einer Schlüsselfigur im amerikanischen Verlagswesen. Fast 30 Jahre lang leitete er Pantheon Books und trug dazu bei, die Werke von Pasternak und Foucault amerikanischen Lesern zugänglich zu machen. Besorgt über den wachsenden wirtschaftlichen Druck in der Buchbranche und dessen Auswirkungen auf die Veröffentlichung bedeutender Werke, gründete er die gemeinnützige Organisation The New Press, um Raum für intellektuelle und gesellschaftlich relevante Literatur zu erhalten.


Warum hat sich das Verlagswesen in jüngster Zeit radikal verändert? In seiner Polemik beschreibt André Schiffrin die Gründe: Industrielle Rendite-Erwartungen. Unternehmensberater statt Lektoren. Pharaonische Manager-Gehälter. Zockermentalitäten. Klaus Wagenbach springt in seinem Nachwort dem Kollegen bei: Wann werden die Spekulanten unser Gewerbe wieder verlassen? Warum hat sich das Verlagswesen in den letzten Jahren radikal verändert? In seiner Polemik (die gleichzeitig in neun Ländern erschien) beschreibt Schiffrin die Gründe. Ausgehend von eigenen Erfahrungen im Pantheon Verlag und der Entwicklungen in den USA untersucht er die Ursachen für den Zerfall einer Welt, in der dem Verleger Geschmack und Risiko überlassen worden waren. Die Ursachen sind: keine Querfinanzierung mehr – jedes Buch und jede Abteilung muss profitabel sein. Industrielle Rendite-Erwartungen. Ersetzung der Lektorate durch Marketing-Fachleute. Das Ergebnis ist: Es erscheinen keine Bücher mehr mit einer Auflagenerwartung von weniger als 6.000 bis 10.000 Exemplaren. Das Neue aber – ob in der Politik, Literatur oder Wissenschaft – kommt auf leisen Sohlen und in kleinen Auflagen. Eine moderne Gesellschaft ohne neue Ideen? Ohne unabhängige Verlage entsteht keine Kultur.