In dem hier nachgezeichneten Lebensbild des Juristen und Hochschullehrers Ludwig Raiser (1904-1980) spiegeln sich viele der entscheidenden Umbrüche und Aufbrüche in der jüngeren Geschichte unseres Landes. Aus der selbstkritischen Verarbeitung seiner Erfahrungen unter der NS-Herrschaft und im Krieg folgte für ihn die innere Verpflichtung, durch die Gestaltungskraft des Rechts zur Neubegründung einer menschengerechten Ordnung beizutragen. Die Institutionen von Hochschule und Kirche wurden für ihn zum Raum, in dem die Wahrnehmung politischer Verantwortung durch Nichtpolitiker sich als ein konstitutives Element der demokratischen Ordnung des Gemeinwesens bewährt, ausgerichtet auf die Verwirklichung von Wahrheit und Gerechtigkeit.
Nach wichtigen reformatorischen Ansätzen in der mittelalterlichen Kirche vor
Luther wurden neben Wittenberg auch Zürich und Genf zu eigenständigen Zentren
der Reformation. In unserer Zeit ist der 'Protestantismus' als weltweit
verbreitete Konfession gegenwärtig. Sein Profil ist stark von den
angelsächsischen reformatorischen Freikirchen geprägt, die Hauptträger der
protestantischen Weltmission waren. Die Reformation hat, in Verbindung mit der
Aufklärung, als 'Religion der Freiheit' das Selbstverständnis und die Praxis
der bürgerlichen Gesellschaft mitbestimmt. Neben ökumenischen Themen heute
fordert die pfingstlich-charismatische Bewegung zur kritischen
Auseinandersetzung heraus. Der Überblick schließt mit Überlegungen zur Frage,
ob und wie sich der Protestantismus in der einen Welt erneut als Kraft
kultureller Veränderung erweisen könnte.
Ist die Rede von der Krise der Ökumene Zeichen des Niedergangs und der Stagnation - oder Indikator für fällige Neuaufbrüche angesichts weltweiter Transformationen?Der Autor legt in diesem theologisch biographischen und systematischen Erinnerungsbericht Leitmotive dar, die seine 34 Jahre im Dienst der ökumenischen Bewegung prägten.Der Bericht zeigt, wie sich globale Veränderungen in den Beziehungen zwischen Staaten und Gesellschaften, Kulturen und Religionen auf Struktur, Arbeitsweise und Selbstverständnis der weltweiten ökumenischen Arbeit auswirk(t)en. Ökumene unterwegs zwischen Kirche und Welt: diese spannungsvolle Doppelberufung muss die Weltchristenheit im 21. Jahrhundert konkret neu bestimmen.
Der Ökumenische Kirchentag in Berlin 2003 hat sichtbar gemacht, dass die ökumenische Vision unter Christinnen und Christen in Deutschland nach wie vor lebendig ist. Allen Hindernissen zum Trotz hoffen drängen sie ihre Kirchen, auf dem Weg zu mehr Gemeinschaft voranzugehen. Die weltweite Verbundenheit des Volkes Gottes ist inzwischen fest verankert im Bewusstsein der Kirchenmitglieder. Ihre nicht nachlassende Bereitschaft zu praktischer ökumenischer Solidarität in Not- und Konfliktsituationen ist hierfür ein deutliches Zeugnis. Was sind die nächsten Schritte auf dem Weg der Ökumene? Auf diese Frage versucht dieser Band Antworten zu geben. Der Verfasser, Konrad Raiser, früher Professor für Ökumenische Theologie in Bochum, war bis Ende 2003 Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf. Damit stand er während 11 Jahren im Zentrum der Diskussionen und Auseinandersetzungen über den Weg der Ökumene. Der vorliegende Band vereinigt Aufsätze und Vorträge aus den Jahren seit der letzten Vollversammlung des ÖRK in Harare 1998. Die Beiträge sind in vier Abschnitte gegliedert. Im ersten Abschnitt geht es unter der Leitfrage „Ökumene im Übergang: Wohin?“ um Überlegungen zur Zukunft der ökumenischen Bewegung und des Ökumenischen Rates der Kirchen. Der zweite Abschnitt nimmt in mehreren Beiträgen die lebhafte Diskussion über die Rolle der Orthodoxen Kirchen in der ökumenischen Bewegung und über das Verhältnis von Orthodoxie und Protestantismus auf. Der dritte Abschnitt ist einigen der zentralen theologischen Themen der gegenwärtigen ökumenischen Diskussion gewidmet: interreligiöser Dialog, Mission und Ökumene, Ekklesiologie, Anerkennung der Taufe und die Bemühung um ein gemeinsames Verständnis des Menschseins. Im vierten Abschnitt schließlich geht es um die aktuellen Herausforderungen von Globalisierung, Konfliktlösung und Überwindung von Gewalt.
"Konrad Raiser ruft auf zur 'Horizonterweiteung' unserer Vorstellung von der Einheit der Kirche, beleuchtet aktuelle Felder christlicher "Weltverantwortung", inspiriert durch die Themen des konziliaren Prozesses, und gibt Beispiele 'gelebte Katholizität'. In allgemeinverständlicher Weise gibt Raiser in diesem Buch einen fundierten Einblick in zentrale Themen der gegenwärtigen ökumenischen Diskussion und formuliert Ziele zukünftiger ökumenischer Arbeit." -- provided by publisher, back cover