Alfred Brendel nannte Peter Gülke einmal "den sehr seltenen Fall eines praktischen Musikers, der zugleich Musikwissenschaftler ist und dazu ein Literat von hohen Graden." Gülkes neues Buch ist dementsprechend primär aus der Perspektive des Praktikers, des "denkenden Dirigenten" verfasst. Es kreist um die Grundsatzfrage nach der Verwandlung komponierter, geschriebener Musik in Klang durch die Kunst der Interpretation. Zentrales Thema ist die Betonung erlebter statt nur gelesener, "architektonisch" verstandener Musik. Es wird anhand vielfältiger eigener Erfahrungen des Dirigenten Gülke, anderer Interpreten, aber auch in der konkreten Darstellung von Kompositionen exemplifiziert. Dabei bietet Gülke immer wieder faszinierende Perspektivenwechsel an. Etwa indem er zeigt, wie sehr hochartifizielle Musik von purem Klangdenken durchzogen sein kann. Oder wie die Grenzen zwischen Komposition und Interpretation verfließen, wenn improvisatorische Elemente von Komponisten aufgegriffen und in Noten verwandelt werden. Insofern ist das Thema des Buches auch eines, das den Weg von der musikalischen Aktion zur Komposition auslotet.
Peter Gülke Reihenfolge der Bücher






- 2024
- 2019
Mein Weimar
- 172 Seiten
- 7 Lesestunden
Weimar – »Ilm-Athen« und »Goethestadt« mit dem Nachbarort Buchenwald. Der berühmte Dirigent, Musikwissenschaftler und Schriftsteller Peter Gülke, Nachfahre der Familie Vulpius, vergegenwärtigt sich in diesem Buch die prägenden Erfahrungen seines Lebens: die Kindheit in einer Stadt, die »der Führer« so gern besuchte; die Jugend in der stalinistischen DDR; der Musikerberuf im gelenkten Staat; 1983 dann der Entschluss, das Land zu verlassen, weil der Druck seitens der Stasi unerträglich geworden war; 1990 Rückkehr in sein »fernes, nahes, geschändetes, geliebtes Weimar«, das eine andere Stadt geworden ist. Immer wieder öffnen sich Aussichten auf vergangene Epochen, treten Goethe, seine Frau Christiane Vulpius, Herder, Schiller, Schopenhauer auf den Plan, aber auch Schubert, Bach, Mendelssohn – wie überhaupt Porträts von Musikern und brillante Musikbeschreibungen einen weiteren Schwerpunkt des Buches bilden. Ein wiederkehrendes Motiv sind die Besuche auf dem Ettersberg und dabei der Versuch, sich »das Unfassliche« des Menschheitsverbrechens zu erklären. »Vielleicht muss einem die Stadt, in der so viel eigene Vergangenheit hängt, ganz verloren erscheinen, um neu erblickt, neu angenommen zu werden.«
- 2017
Felix Mendelssohn Bartholdy
- 140 Seiten
- 5 Lesestunden
Peter Gülke zeichnet das Bild des »anderen« Mendelssohn Bartholdy in einer Zeit voller Widersprüche: Nicht der umjubelte, selbstsichere Mendelssohn wird hier portraitiert, sondern derjenige, der seine existenziellen Nöte und Zweifel weniger in Worten als in Partituren ausspricht. Er bringt ihn uns als jemanden nahe, der als konvertierter Jude eine verwundbare Identität mit sich herumträgt, der bereits unter dem uns so vertrauten Fluch jener Beschleunigung des Lebens litt, die Goethe »veloziferisch« nannte, der in seiner geistlichen Musik die Scheidung von weltlich und geistlich immer wieder unterläuft und eine weit gespannte Frömmigkeit praktiziert. Dieses und anderes kann man in Gülkes mit unnachahmlicher Sprachkraft verfassten Werkbetrachtungen nachvollziehen. Sie legen im Notentext jene menschlichen Erfahrungen und Ideen frei, die bewegend sind für alle Hörer dieser faszinierenden Musik.
- 2017
„Wenn einer singt, bestimmt er; wenn mehr als einer singt, bestimme ich“ – Herbert von Karajan. Der Dirigent ist eine umstrittene Figur im Musikleben, sowohl verehrt als auch verdächtigt. Mahler, Furtwängler und Karajan sind Beispiele für diese Ambivalenz, die sie sowohl zu Helden als auch zu Opfern musikalischer Werturteile macht. Peter Gülke, Dirigent, Musikwissenschaftler und Musikschriftsteller, bietet mit Leidenschaft Einblicke in das innere Leben des Orchesters. Seine Porträts umfassen Persönlichkeiten wie Hans von Bülow, Richard Strauss, Gustav Mahler, Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan, Carlos Kleiber und den kürzlich verstorbenen Nikolaus Harnoncourt. Gülke war Kapellmeister an der Staatsoper Dresden und Generalmusikdirektor in Weimar und Wuppertal. Er hat Professuren für Dirigieren an der Musikhochschule Freiburg und für Musikwissenschaft an der Universität Basel inne. Seine Auszeichnungen umfassen den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa, den Bayerischen Literaturpreis sowie den Ernst von Siemens Musikpreis. Gülkes Werk ist einzigartig, da er als Musiker und Musikwissenschaftler zugleich in einer sehr persönlichen Sprache denkt und fühlt.
- 2015
Peter Gülke widmet sich in 54 Essays dem großen Thema Tod und Abschied in der Musik, aber auch in der Literatur. Mit unnachahmlicher Sprachkraft präsentiert er Erkenntnisse, die von allgemeinem Interesse und bedeutend für den kulturellen Diskurs über Tod und Vergänglichkeit sind. Musik ist als diejenige unter den Künsten charakterisiert worden, die in besonderer Weise von Vergänglichkeit und Tod spricht. Wie aber tut sie das? Peter Gülke gibt darauf vielfältige Antworten. Aus dem Inhalt: Wieviel Totentanz ist in überlang dahinwirbelnden Finali bei Mozart und Schubert enthalten? Warum bekommen Tristan und Isolde nicht den Liebestod, den sie so überwältigend besungen haben? Warum fällt Musik bei Nennung des Todes in einen harmonischen Abgrund? Wie gehen Komponisten mit den Grausamkeiten der „Dies-irae“-Sequenz um? Wie gedenken Komponisten verstorbener Kollegen? Welche Erfahrungen liegen der Todesmystik in Bachs frühen Kantaten zugrunde? Warum muten etliche Schlusspassagen bedeutender Romane wie insgeheim von Musik unterlegt an? Peter Gülke ist Träger des Ernst von Siemens Musikpreises und des Sigmund Freud-Preises für wissenschaftliche Prosa. Er ist Dirigent, Musikwissenschaftler und Musikschriftsteller.
- 2015
Im Zyklus eine Welt
Mozarts letzte Sinfonien
- 2014
Peter Gülke, Preisträger des Internationalen Ernst von Siemens Musikpreises 2014, hat in diesem Buch eine Auswahl seiner bedeutendsten Texte der letzten Jahre zusammengestellt. In dieser Sammlung strebt Gülke nach „Bodenhaftung“ und der Nähe zum Musiker, für den die Bewältigung eines Details oft von größter Bedeutung ist. Er erkennt, dass musikalische Kommentierungen oft weiter von der Musik entfernt sind als in der Dichtung oder den bildenden Künsten, da sie dem Leser die Herausforderung auferlegen, Klangvorstellungen zu übersetzen, was selbst für Geübte schwierig sein kann. Seine Aufsätze beschreibt er als „verklausulierte Liebeserklärungen“, die dazu dienen, die beschriebene Musik als noch schöner wahrzunehmen. Gülke ist Dirigent, Musikwissenschaftler und Musikschriftsteller. Nach seinem Studium in Weimar promovierte er 1958 in Leipzig und habilitierte sich 1984 in Berlin. Er war Kapellmeister an der Staatsoper Dresden und Generalmusikdirektor in Weimar und Wuppertal. Von 1999 bis 2004 lehrte er an den Universitäten Zürich und Basel und wurde 2004 an der Universität Bern zum Ehrendoktor ernannt. Sein Werk „Auftakte – Nachspiele. Studien zur musikalischen Interpretation“ ist ebenfalls bei Bärenreiter erschienen.
- 2010
Robert Schumann, dessen Geburtstag sich 2010 zum 200. Mal jährt, ist eine der großen Gestalten der Romantik: Genie von höchster Produktivität, hingebungsvoller Ehemann, Vater von acht Kindern, manisch und depressiv - und jung gestorben in einer geschlossenen Anstalt. Peter Gülke widmet sich in dieser Biographie dem Pianisten und Komponisten von Klaviermusik und Kunstliedern, von Symphonien und Konzerten, dem Musikschriftsteller und Leser von Jean Paul und E. T. A. Hoffmann. Seinerseits ein leidenschaftlicher Musiker, erklärt er die schumannsche Musik und ihre Entstehungsbedingungen und setzt sich dabei kritisch auseinander mit manchem festgefügten Bild.
- 2010

