Ein Mann sitzt in seinem australischen Zimmer und ersinnt einen Autor im ungarischen Szolnok, der seinerseits Briefe an seine junge Lektorin in der Prärie South Dakotas schreibt. Dabei ist er sehr darauf bedacht, den Altersunterschied zu bagatellisieren, und er schickt ihr statt eines Autorenfotos ein Bild des Familiengrabs. Irgendwann aber scheint ihre Prärie nicht mehr von der Ödnis vor seinem Fenster unterscheidbar und sie sich auf seinen Briefseiten aufzulösen. Und überhaupt werden sie und die Geschichten aus fernen Ländern bald von schmerzhaften Kindheitserinnerungen an ein Mädchen aus der Nachbarschaft überschrieben. Gerald Murnane ist der große Solitär der englischsprachigen Literatur und Inland sein murnaneskester Roman. Ein Roman über Sehnsucht und Schuld, über das, was uns allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand gewesen ist – Tastgesten an den beweglichen Grenzverläufen zwischen ausufernder Innenwelt und eingebildeter Außenwelt.
Gerald Murnane Bücher
Gerald Murnane ist ein australischer Autor, der für seine unverwechselbare literarische Stimme gefeiert wird. Seine frühen Werke tauchen oft in autobiografische Reflexionen über Kindheit und Jugend ein, die sich durch außergewöhnlich lange, aber grammatikalische Sätze auszeichnen. Murnane entwickelte einen reifen Stil, der die vielschichtige Beziehung zwischen Erinnerung, Bild und Landschaft erforscht und dabei häufig die Grenzen zwischen Fiktion und Non-Fiktion verwischt. Seine Prosa bietet tiefgründige, metaphysische Untersuchungen von Schein und Sein vor abstrahierten, mythischen australischen Kulissen.






Die Ebenen
Roman
In den Ebenen im Outback, auf ihren riesigen Ländereien, leben Familien, die eine eigentümliche, teils fort-, teils rückschrittliche Kultur pflegen. Besessen von der eigenen Überlieferung, heuern sie Maler, Musiker, Schriftsteller und Denker an, um jeden Aspekt ihres Lebens dokumentieren zu lassen. Ein junger Filmemacher kommt in die Region, um ein Porträt jener Ebenen zu realisieren. Doch statt in die Landschaft zu gehen, vergräbt er sich in der labyrinthartigen Bibliothek seines Gönners, durch die, auf verschiedenen Zeit-Ebenen, Projektionen von Frauen geistern. Alles treibt auf »Offenbarungen« hin … Die Ebenen ist ein moderner Klassiker der australischen Literatur und erzählt – in einer hypnotisierenden Prosa von akrobatischem Bau – die Geschichte einer existenziell aufgeladenen Suche und eines sonderbaren Selbstverlustes. Mit einem Nachwort von Ben Lerner
Ein alter Mann zieht aus der Hauptstadt in eine entlegene Ortschaft im Grenzland, dort will er die letzten Jahre verbringen. Welche geistigen Eindrücke bleiben, fragt er, aus einem Leben, das der Betrachtung gewidmet war und dem Lesen? Die sehnsüchtige Anmutung einer dunkelhaarigen Frau? Der Familiensitz in einer kargen Landschaft? Die gelenkige Schönheit eines gewissen Rennpferdes? Die Farbigkeit durchscheinender Glasfenster? Eine Zeile Proust? Und so beginnt der Mann, im Zwielicht seiner Tage, diesen seinen Schatz zu katalogisieren, kaum ahnend, wohin sein »Bericht« ihn führen wird und welche Geheimnisse dabei ans Licht kommen. Grenzbezirke ist eine Geste des Abschieds. In Bildern gespenstischer Tiefe erzählt Gerald Murnane das Leben eines leidenschaftlichen Lesers, strauchelnden Liebhabers und praktizierenden Gläubigen – ein Glauben nicht an die Gemeinplätze der Religion, sondern an die unwiderlegbare Leuchtkraft des Erinnerns und der Literatur.
Ein Mann soll vor einem komplett weiblich besetzen Komitee die Wahrheit über sein Intimleben aussagen, doch je mehr er sich anstrengt, desto unrettbarer verheddert er sich in seine Fantasien und Träume. Ein anderer Mann sucht im Hügelland rings um die Metropole über zwanzig Jahre lang wie besessen nach einer Landschaft und einer Frau, die kein Künstler zu malen vermöchte. Ein Dritter – oder ist es ein- und derselbe Mann? – sabotiert sich auf Partys selber mit Drinks, bei dem Versuch, Frauen nachhaltig zu beeindrucken, indem er ihnen minutiös seine neueste Theorie des Schreibens auseinandersetzt. Niemals ist pointierter, hellsichtiger, aberwitziger über männliche Befangenheiten geschrieben worden – Landschaft mit Landschaft, das sind weitreichende, bewusstseinserweiternde Erkundungen von Gegenden, inneren wie äußeren Gegenden, in denen wir eigentlich noch nicht gewesen sind. In kräftig erzählten, raffiniert ineinander greifenden Geschichten unternimmt Gerald Murnane, „der große Solitär der Gegenwartsliteratur“ (The New Yorker), eine Reise durch die Vororte Melbournes in den frühen sechziger Jahren. Und umkreist dabei die miteinander kollidierenden Bedürfnisse nach Katholizismus und Geschlechtsverkehr, Autonomie und Intimität, Alkoholexzess und Literatur.
Invisible Yet Enduring Lilacs
- 225 Seiten
- 8 Lesestunden
A masterful collection of essays from one of Australia's most searching and expert writers.
Barley Patch
- 272 Seiten
- 10 Lesestunden
Exploring the enduring images in the author's mind, the narrative delves into a diverse range of memories and reflections, from childhood experiences to fantastical elements. Notable figures include Mandrake the Magician and a mysterious woman, alongside personal recollections like a cousin's dollhouse and a childhood incident with a bachelor uncle. The work reflects a profound inquiry into the nature of these vivid images, marking a significant return to fiction after a long hiatus.
Stream System: The Collected Short Fiction of Gerald Murnane
- 548 Seiten
- 20 Lesestunden
"Brutal, comic, obscene, and crystalline, Stream System runs from the haunting Land Deal, which imagines the colonization of Australia and the ultimate vengeance of its indigenous people as a series of nested dreams; to Finger Web, which tells a quietly terrifying, fractal tale of the scars of war and the roots of misogyny; to The Interior of Gaaldine, which finds its anxious protagonist stranded beyond the limits of fiction itself."--Amazon.com.
A Million Windows
- 200 Seiten
- 7 Lesestunden
Exploring the complexities of storytelling, this book offers a multifaceted reflection on its beauty and challenges. It delves into the ways narratives shape our understanding of the world, highlighting both the transformative power of tales and the potential dangers they pose. Through vivid imagery and insightful commentary, it invites readers to consider the impact of stories on personal and collective experiences, making it a thought-provoking read for anyone interested in the art of narrative.
A lonely child of unusual sensibility inherits his father's love of horse- racing and his mother's Catholicism in this evocative, semi-autobiographical novel.
Something For The Pain
- 288 Seiten
- 11 Lesestunden
I never met anyone whose interest in racing matched my own. Both on and off the course, so to speak, I’ve enjoyed the company of many a racing acquaintance…I’ve read books, or parts of books, by persons who might have come close to being true racing friends of mine if ever we had met. For most of my long life, however, my enjoyment of racing has been a solitary thing: something I could never wholly explain to anyone else.As a boy, Gerald Murnane became obsessed with horse racing. He had never ridden a horse, nor seen a race. Yet he was fascinated by photos of horse races in the Sporting Globe, and by the incantation of horses’ names in radio broadcasts of races. Murnane discovered in these races more than he could find in religion or philosophy: they were the gateway to a world of imagination.Gerald Murnane is like no other writer, and Something for the Pain is like no other Murnane book. In this unique and spellbinding memoir, he tells the story of his life through the lens of horse racing. It is candid, droll and moving—a treat for lovers of literature and of the turf.