Was die christliche Überlieferung und die Dogmen über Maria sagen, welche religionsgeschichtlichen Parallelen es zur Marienverehrung gibt, welche Rolle sie in der Frömmigkeitsgeschichte gespielt hat und welche psychologischen Hintergründe zur patriarchalen Überfremdung der Mariengestalt beitrugen, wird in diesem Band untersucht. Besondere Aufmerksamkeit widmet die Autorin der Frage, warum viele Frauen Maria heute ablehnen und welche neuen Zugänge zu ihr aus feministischer Sicht erschlossen werden können.
Ursachen und Hintergründe im biblischen Monotheismus
Weltweites Entsetzen ruft die Zerstörung von Kulturgütern durch den
'Islamischen Staat' einhellig hervor. Warum nur muss der fundamentalistische
Islam so intolerant und barbarisch sein? Doch man vergisst dabei leicht, dass
auch die Durchsetzung des Christentums einst mit der Vernichtung der antiken
Kultur einherging. Christa Mulack spürt der religiösen Gewalt im Namen des
Einen Gottes der Bibel nach, an der das alte Israel einst zerbrach und an der
die Menschheit bis heute leidet. Sie beschreibt, wie die Israeliten im
babylonischen Exil von einer fanatisierten Priesterschaft in den
monotheistischen Glauben mit Hilfe von Drohungen und Schuldzuweisungen
hineingezwungen wurden. Und die Verheißungen, mit denen sie gelockt wurden,
haben sich bis heute nicht erfüllt.Mit dem Siegeszug des Monotheismus und
seiner Heiligen Schrift wurde Gewalt zu einem festen Bestandteil der Religion.
Zugleich wurde auch das Göttlich-Weibliche verdrängt, die bis dahin auch in
Israel beheimateten und hoch verehrten Göttinnen Aschera und Astarte. Die
Abwertung des Weiblichen hält bis heute an. Statt diesen Ur-Grund unserer
Kultur permanent zu verdrängen, sollten wir ihn in unser kulturelles
Gedächtnis ebenso wie in unser Bewusstsein integrieren. Nur so kann der
Religion der Zahn der Barbarei gezogen werden.
Die meisten Frauen fühlen sich täglich wegen irdgendetwas schuldig, ob als Mütter oder Kinderlose, ob als Töchter oder Opfer von Gewalt, ob als Ehefrauen oder Berufstätige. Christa Mulack untersucht in diesem Buch die mythischen und sozialen Ursprünge der Schuldzuweisung an die Frau. Sie deckt die Tabuisierung männlicher Gewalt auf und stellt dem eine Dimension weiblicher Schuldlosigkeit gegenüber. So ist auch der Vorwurf der Mitschuld am Patriarchat nicht länger haltbar. Die Autorin fordert eine neue Art weiblicher Gewissensbildung und unterscheidet dabei zwischen echtem und falschem Schuldgefühl. Grundlage für diesen Prozess kann eine christliche Ethik sein, die auf Geschlechterneutralität beruht. „Denn nur dort, wo wir in der Lage sind, falsche Definitionen von Schuld zurückzuweisen und unsere eigentliche Schuld uns selbst und unseren Begabungen gegenüber zu erkennen, begegnen wir unserem wahren Selbst - und damit unserem Wert als Frau.“