Magie
Die verborgenen Grundmuster unseres Denkens und Handelns
Klaus E. Müllers akademischer Weg wurde von der Anthropologie geprägt, was ihn dazu veranlasste, sich auf Ethnologie und Afrikastudien zu konzentrieren. Seine Arbeit befasst sich mit den Komplexitäten der Kultur- und Sozialanthropologie und etablierte seine Professur. Müllers Beiträge liegen in seiner engagierten Forschung und Lehre im Bereich der Anthropologie.






Die verborgenen Grundmuster unseres Denkens und Handelns
Die meisten Völker der Welt begreifen die Schöpfung als unvollkommen und die Kultur als den Versuch, ihre Mängel auszugleichen. Jedes sieht sich dabei an der Spitze der Entwicklung, so dass alles Andersartige als Ausdruck der Abartigkeit erscheint (Nostrozentrismus). Ein Schlüsselproblem im Zusammenleben der Menschen bilden teils biographische, mehr aber noch durch Kontakte ausgelöste Zustandswechselprozesse, da sie zu abweichenden Entwicklungen führen können. Dem sucht man durch Kanonisierung und Ritualisierung des Prozessverlaufs zu begegnen.
Der Mythos vom menschlichen Fortschritt
Ethnologische Untersuchungen zeigen, dass sich der Mensch vom ersten Artefakt an abhängig von seinen Schöpfungen machte. In der Folge verstrickte er sich zunehmend in ihrer Formenvielfalt und Komplexität, um allmählich die Kontrolle über sie zu verlieren. Daher bestimmt nicht die Evolution, sondern Devolution den Gang der Kulturgeschichte. Aufklärung und Industrialisierung führten in Europa zu der überzeugung, die kulturelle Entwicklung verlaufe insgesamt fortschrittlich. Klaus E. Müller kann durch eingehende ethnologisch-kulturhistorische Analysen nachweisen, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Seiner ursprünglichen Instinktsicherheit beraubt, war der Mensch von Anbeginn an auf künstliche Hilfsmittel angewiesen – auf materielle Gerätschaften, Praktiken des Nahrungserwerbs und soziale Institutionen ebenso wie Weltanschauungskonzepte zur Begründung sowohl seines eigenen Daseins als auch der Naturphänomene. Mit der fortschreitenden Vervielfältigung der Artefakte wuchs die Abhängigkeit von ihnen, durch ihre Kombinationen zu immer komplexeren Systemen deren Störanfälligkeit, so dass ein Zusammenburch unausweichlich erscheint.
Moralische Empfindungen, Urteile und Entscheidungen prägen unser Handeln ständig, da allem ein Wert zugemessen wird. Der ethnologische Vergleich zeigt, dass die Grundprinzipien der Moral bereits vor Jahrtausenden in kleinen, sesshaften Gruppen entwickelt wurden und sich im Kern unverändert hielten, da sie die Erfordernisse eines sozial verträglichen Zusammenlebens erfüllten. Diese Prinzipien gerieten ins Wanken, als sich Gesellschaften mit der Entstehung der Archaischen Hochkulturen um 4000 v. Chr. differenzierten und komplexer wurden. Dies führte zu ersten Ansätzen der Jurisprudenz, die in kanonisierten Rechtssystemen Ausdruck fanden, und stellte die Frage nach der Begründbarkeit und Legitimierung der Moral auf. Mit dem einsetzenden Imperialismus und der fortschreitenden Globalisierung gewann diese Frage an Bedeutung, was zur Ausdifferenzierung von Rechtssystemen führte – vom römischen Bürgerrecht bis zum modernen Völkerrecht und von der antiken Moralphilosophie über die Patristik und Scholastik bis hin zur Aufklärungsphilosophie. Das Buch zielt darauf ab, die allgemein gültigen Konstanten des moralischen Wertekanons und die daraus resultierenden sozialen Verantwortlichkeiten zu bestimmen und zu erklären, warum es entgegen der herrschenden Meinung zur Devolution der Moral kam und welche Möglichkeiten bestehen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
Grundriß der essentialistischen Ethnologie
Grundlage dieser Darstellung von Siedlungsgemeinschaften sind vorhochkulturliche Dorfgesellschaften, wie sie gut 10.000 Jahre lang bestanden. Sie eignen sich wegen ihrer kulturellen Gemeinsamkeiten als Modellgruppen, die Rückschlüsse auch auf frühere wie spätere, komplexere (hochkulturliche) Gesellschaftstypen erlauben. Als Handbuch aufgebaut, berücksichtigt die Arbeit alle Ausdrucksbereiche der Kultur. Den Schlüsselansatz bilden die ethnozentrische Einstellung und die daraus folgende dualistische Weltauffassung. Erstmals in den Kulturwissenschaften werden die allgemeinen Prinzipien des Gruppenverhaltens und der Vorstellungsbildung benannt und daraus Regelsätze abgeleitet. Die grundlegende These ist, dass die Entwicklung einem irreversiblen Differenzierungsprozess unterliegt, der von der ursprünglich engen Verbundenheit von Mensch und Umwelt zu fortschreitender Differenzierung, Dissozierung, Entfremdung, wachsender Komplexität und zuletzt Unkontrollierbarkeit, das heißt in den Untergang führt.
Klaus E. Müller ergründet in diesem glänzend geschriebenen Buch Rituale und Rezepte, die unsere Ernährung seit Urzeiten prägen. Vieles, was uns selbstverständlich erscheint - etwa bestimmte Sitzordnungen oder Vorlieben für bestimmte Speisen -, erweist sich dabei als eine archaische Erbschaft mit hoher symbolischer Bedeutung. „Wer sich bewusst ernähren möchte, im historischen Sinn, sollte Klaus E. Müllers Buch auf seinen geistigen Speiseplan setzen ... Tischgespräche lassen sich durch dieses gehaltvolle und dennoch leicht bekömmliche Buch sicherlich bereichern.“ Wolfgang Schneider, Literaturen „Das Buch liest sich so interessant, weil Müller die Ernährung immer als Teil der sozialen, demografischen und geschichtlichen Gegebenheiten einzuordnen versteht.“> EM Alex Rühle, Süddeutsche Zeitung „Ein anregendes, vergnügliches Buch.“ Die Welt
Paranormale Erfahrungen wie Hellsehen, Telepathie, Geisterkontakte, Nahtodeserlebnisse und Präkognition sind seit alters bekannt und dokumentiert. In prämodernen, »traditionellen« Kulturen bildeten sie eine Selbstverständlichkeit. Das Buch geht den gängigsten Phänomenen nach und versucht auf ethnologischer Grundlage, kombiniert mit parapsychologischen und neueren naturwissenschaftlichen (physikalischen) Erkenntnissen, eine Erklärung dafür zu geben. Der Essay eröffnet durch seine interdisziplinäre Fundierung und seinen Materialreichtum faszinierende Einsichten in ein zugleich altes wie auch aktuelles Thema und regt zum Nach- und Weiterdenken über den »sechsten Sinn« an.