Sarah Kofman ist im deutschen Sprachraum bisher vor allem als Kunsttheoretikerin wahrgenommen worden. Mit der hier vorgelegten Übersetzung »Camera obscura. Von der Ideologie« wird erstmals in deutscher Sprache eine Facette im Werk Sarah Kofmans sichtbar, der bisher nur am Rande Beachtung geschenkt geworden ist: Sarah Kofman als Denkerin des Politischen. Diese Schrift aus dem Jahre 1973, die sich als einzige Intervention der Philosophin in die in den 1970er Jahren geführten Debatten um den Marxismus verstehen lässt, ist – im deutschen Sprachraum bisher kaum zur Kenntnis genommen – in Frankreich und den USA längst ein Klassiker. Anknüpfend an ihre großen metaphorologischen Studien befragt sie die Denkgeschichte auf eine ihr und in ihr verborgene Metapher hin, die Metapher der Camera obscura, um die sich Ideologie und Ideologiekritik organisieren und die deshalb besonders geeignet ist, die Politik eines bestimmten Bildes, die sich nicht von dem Bild einer bestimmten Politik lösen lässt, einer dekonstruktiven Revision zu unterwerfen.
Sarah Kofman Reihenfolge der Bücher
Sarah Kofman befasst sich mit tiefgreifenden philosophischen Fragestellungen, insbesondere in den Bereichen Kunst, Psychoanalyse und Metapher. Ihre Arbeit untersucht oft die weibliche Perspektive und ihren Platz in intellektuellen Traditionen, wie etwa in Freuds Schriften. Kofman zeichnet sich durch die Zerlegung komplexer Konzepte und die Aufdeckung verborgener Annahmen in literarischen und philosophischen Texten aus. Ihr analytischer Ansatz bietet den Lesern einen erfrischenden Blick auf bekannte Themen.






- 2014
- 2014
Endlich liegt mit Nietzsche und die Metapher auch in deutscher Übersetzung das erste Buch der großen französischen Nietzsche-Expertin Sarah Kofman vor. Hervorgegangen aus ihrer Dissertation, betreut von Gilles Deleuze, rekonstruiert diese Arbeit den stilistischen und philosophischen Gehalt, welchen die Metapher in Nietzsches Denken beansprucht.
- 2013
Schreiben wie eine Katze ...
Zu E.T.A. Hoffmanns "Lebens-Ansichten des Katers Murr"
Mit Schreiben wie eine Katze. führte die Edition Passagen einst das Werk Sarah Kofmans in den deutschen Sprachraum ein. In der mittlerweile dritten Auflage erinnert der Passagen Verlag an das eng mit Jacques Derrida verbundene Schaffen der 1994 verstorbenen Philosophin. Sarah Kofman demonstriert in diesem Buch, dass Derridas philosophische Arbeiten auch für die Literaturwissenschaft wichtige Impulse gegeben haben. Wie ihre Analyse zeigt, ist Derridas Begriff der Schrift geeignet, die in der Literaturwissenschaft gängigen Kategorien „Werk“ und „Autorschaft“ in Frage zu stellen. In gleichem Maße, wie Kater Murr versucht, durch die Herstellung einer Autobiografie in der Schrift ein Selbst zu konstituieren, verliert er seine Souveränität, büßt eine authentische Identität ein. Er verliert sich in der Schrift, dem Medium der Wiederholung und Enteignung.
- 2002
Auf der Basis präziser Lektüren erarbeitet Sarah Kofman eine differenzierte und sehr persönliche Sicht auf Nietzsches Verhältnis zum Judentum. Wie Kofman zeigt, entwickelt Nietzsche mit Blick auf die jüdische Konzeption der Gottheit und den historischen Bezug zum Christentum sowie in Hinsicht auf die Ambivalenz zwischen Selbsthass und Glauben an die eigene Auserwähltheit ein überaus komplexes Bild des Juden. Begriffe des »genealogischen Historikers« Nietzsche wie ›Rasse‹, ›Übermensch‹ und ›Wille zur Macht‹ erscheinen so in einem neuen Licht. Darüber hinaus bietet diese späte Schrift einen Zugang zu wichtigen, bislang noch wenig beachteten Aspekten im Werk Sarah Kofmans.
- 1995
Der Vater, Rabbiner in der Rue Ordener in Paris, der von der Gestapo abgeholt und in Auschwitz ermordet wird; die Mutter, der es gelingt, sich und die sechs Kinder an verschiedenen Orten versteckt zu halten; Sarah, die sich weigert, anderes zu sich zu nehmen als koscheres Essen, die die rettende Taufe verweigert, die sich weigert, mehr als fünf Minuten von ihrer Mutter getrennt zu sein – die sich jedoch schließlich der blonden »Dame« aus der Rue Labat zuwendet, bei der sie mit der Mutter Unterschlupf findet: sich von ihr »umändern« lässt, ihr Judentum, den Vater vergisst und die hilflos kämpfende Mutter verrät. Sarah Kofmans autobiographisches Fragment, ihr letztes Buch vor ihrem Freitod, ist »ein Requiem auf ein zerissenes Leben« (Iris Radisch), das Protokoll einer im Überleben verlorenen Kindheit, das insistierende Dokument einer Wunde, die der Preis der Rettung war.
- 1993
Die Kindheit der Kunst
Eine Interpretation der Freudschen Ästhetik
- 1989
Konversionen
Der Kaufmann von Venedig unter dem Zeichen des Saturn
Nach der Lektüre von E. T. A. Hoffmanns „Kater Murr“ legt Sarah Kofman hier eine weitere Arbeit zu einem bekannten Werk der Weltliteratur vor. Konversionen: Verkehrungen, Umkehrungen, Bekehrungen. Sarah Kofmans Lektüre von Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ unternimmt – ausgehend von Freuds Arbeit „Über das Motiv der Kästchenwahl“ – den Versuch, die Gleichsetzung von „Frau“ und „Kästchen“ zugunsten einer mehrdimensionalen Ambivalenz aufzubrechen; eine Ambivalenz, die sich niederschlägt in den verschiedenen Formen von Konversionen, durch die sich die Elemente des Dramas konstituieren. Seine komplexen Strukturen stehen unter dem „Zeichen des Saturn“: sie enthüllen ihren fundamentalen Bezug zu einer „janusköpfigen Zeit“. Im Motiv der Kästchen sind Liebe und Tod untrennbar miteinander verknüpft.
- 1988
Sarah Kofmans Derrida lesen, eine gelungene Einführung in das Werk von Jacques Derrida, erscheint zum 25. Jubiläum des Passagen Verlages in 3. Auflage. Sarah Kofman gelingt in diesem Buch das Unmögliche: Jacques Derridas Arbeit nicht auf Thesen zu verkürzen, sondern das eigentümlich Gebrochene – das tradierte Formen, Einteilungen und Denkschranken Überschreitende – der derridaschen Texte zu erhalten und so angemessen in sein Werk einzuführen. Sie liest mit Derrida Freud, um Derrida mit Freud zu lesen. In dieser Hinsicht ist Sarah Kofmans Derrida-Lektüre auch ein unheimlicher Beitrag zur Debatte um Psychoanalyse und Dekonstruktion.
- 1988
„Über Auschwitz und nach Auschwitz ist keine Erzählung möglich, wenn man unter Erzählung versteht: eine Geschichte von Ereignissen erzählen, die Sinn ergeben.“Sarah Kofman, Pariser Philosophin, widmet diesen Text ihrem Vater, der in Auschwitz starb. In der Zeit des „Historikerstreits“ in Deutschland, in einer Zeit der unsinnigsten Unterstellungen an die Adresse der neuen französischen Philosophie, muss dieser Text auch im deutschen Sprachraum zur Kenntnis genommen werden. Adorno hat den kategorischen Imperativ nach Auschwitz so formuliert: „(Unser) Denken und Handeln (ist) so einzurichten, dass Auschwitz nicht sich wiederhole, nichts Ähnliches geschehe.“ Theoriekonkurrenz darf den Blick nicht mehr dafür trüben, dass dies der Ausgangspunkt der neuen französischen Philosophie ist. Wenn Lyotard oder Kofman untersuchen, ob dem spekulativen Wissen, der Macht, die in ihm steckt, Mitschuld zukommt, so haben wir die Argumente dafür vorurteilsfrei zu prüfen.