'Liebe? So etwas wie Liebe gibt es nicht', glaubt der Erzähler, ein in England erfolgreicher Schotte, zu erkennen, und dieses Resultat selbstkritischer und selbstquälerischer Gespräche mit einem in schwieriger Freundschaft verbundenen Gleichaltrigen führt beide Männer zurück zu den bitteren Erfahrungen ihrer Kindheit. Ronans 3. Roman - zuletzt 'Der Mann, der Evelyn Cotton liebte' (BA 12/97) - erzählt einfühlsam, aber nicht mit ironischer Distanz von den alltäglichen Problemen einer 'ganz normalen' Ehe, von Liebe, Entfremdung und Gleichgültigkeit. Trotz ihres eher tragischen Grundmusters ist die lebendig erzählte Geschichte von leiser Komik geprägt und kann ebenso empfohlen werden wie 'Dixie Chicken' (BA 6/96).
Frank Ronan Bücher




Mit psychologischem Feingefühl und genauer Beobachtungsgabe folgt Frank Ronan dem verschlungenen Lebensweg einer Frau und ihrer verschiedenen Liebhaber. Erzählen läßt er die Geschichte ihren Vertrauten, Chronisten und Verehrer, einen Mann, der sie seit 23 Jahren ohne jeden Vorbehalt liebt. "Ronan hat eine Welt der Leidenschaften erfunden, die man fühlen, riechen und hören kann." (New York Times Book Review.)
Rory Dixon ist tot. Der Architekt ist mit seinem blauen Sportwagen die irische Steilküste hinunter ins Meer gestürzt, die Karosserie wurde von einem Felsen in der Brandung aufgespießt, und Rorys Lieblingssong 'Dixie Chicken' dröhnt durch die Stille. Beobachtet wird dieses Ereignis von einem Erzähler, der sich als Gott outet. 'Was da anhebt wie ein solider Krimi, entpuppt sich schon nach wenigen Seiten als eine der frechsten und frischesten Wortmeldungen von der Grünen Insel.' Maxi
Cosmic dancer
- 336 Seiten
- 12 Lesestunden
Nachdem wir den Bus gefunden hatten, brachte er uns fast bis nach Hause, brach dann aber am falschen Ende des Dorfes zusammen. Wir ließen ihn stehen und gingen den letzten Kilometer über vertrautes Gelände. Mervyn lief voran, und ich ritt auf seiner Schulter. Im Gänsemarsch trotteten wir durch ein Gehölz, atmeten die kalte Luft ein und schauten auf ein grasbewachsenes Haus in einer unbewohnten Senke. In jedem Fenster brannte eine Kerze. Dies war unser Zuhause. Spontan stieg der Gesang in uns auf und verklang Stimme um Stimme, bis nur noch Mervyns tiefer Bass übrig blieb. Eine Tür ging auf, und eine Gestalt huschte heraus, schwarz vor gelbem Licht. Fackeln wurden angezündet, und das Gebell der Hunde aus den Nachbartälern drang zu uns herüber. Eilig hasteten wir den Hügel hinab, und mit jedem Schritt fühlte ich mich, als würde ich durch die Dunkelheit nach Hause fliegen. Debora stand in der runden Tür, eine Kerze in der Hand. Über dem Dach wurde es hell; Vogelgezwitscher erfüllte die Luft. Ich rief: „Rate mal, wen wir gesehen haben?“ „Den Magier?“ „Woher weißt du das?“ „Hat er gesungen?“ Debora schloss mich in die Arme und flüsterte: „Selber Zebra.“ „Was gibt's zum Abendbrot?“ fragte Brenda, die trotz Müdigkeit gleichgültig wirkte. „Ich habe gesagt, dass er was zu essen bekommt, wenn wir zu Hause sind.“ Brenda drängte sich an uns vorbei und demonstrierte ihre Überlegenheit: „Uns wurde heute eine mystische Erfahrung zuteil. Hätte