In seiner Rede zum Auftakt des Jaspers-Jahres 2008 in Oldenburg reflektiert Hans Saner Jaspers' Denken vor dem Hintergrund seiner Biographie und Lebensumstände an den verschiedenen Orten seines Schaffens.
Hans Saner Reihenfolge der Bücher






- 2008
- 2004
Erinnern und Vergessen
Essays zur Geschichte des Denkens
'Erinnern und Vergessen' ist eine Sammlung von zehn Essays zur Geschichte des Denkens. Saner skizziert die Dialektik des Vergessens und des Gedächtnisses, wie Nietzsche sie entworfen hat - und stellt dem Hannah Arendts, Jaspers und Heideggers Betrachtungen über das Vergessen und das 'Nicht'-vergessen-dürfen entgegen. Der letzte Teil handelt von der Erinnerung, und wie sich ihr die Philosophen in Metaphern annähern. Das Buch ist von einem Bogen umspannt: Im 19. Jh. hat der junge Nietzsche die Kraft und die Kunst des Vergessens entdeckt, die das Denken aus der Umklammerung durch den Historismus befreit und den Blick in die Zukunft richtet. Im 20. Jh. dagegen haben die Völker Europas die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass man nur zu schnell vergisst und verdrängt, was nicht vergessen werden dürfte.
- 2002
Nicht-optimale Strategien
Essays zur Politik
Hans Saner zeigt in seinen politischen Essays, dass die Politik immer mit nicht-optimalen Strategien arbeiten muss, in denen keine Garantie gegen das Scheitern und für das Gelingen liegt. Ebendeshalb muss alles politische Handeln verantwortet werden und offen bleiben für die Korrektur. Gezeigt wird das konkret an den Problemen von Verantwortung und Schuld in der Flüchtlingspolitik der Schweiz, in der Frage nach den Formen der Integration und der Solidarität, in den Erwägungen, ob auf das Jahrhundert der Gewalt das Jahrhundert der Solidarität folge, sowie in den Fragen nach den Strategien der diplomatischen Negoziation und den Handlungen einzelner im transnationalen Widerstand. Das Gelingen ist nicht unmöglich. Aber es ist die Ausnahme. In der Spieltheorie wird unterschieden zwischen Spielen mit optimaler und Spielen mit nicht-optimaler Strategie. Optimale Strategien sind Verfahren, die unter bestimmten Bedingungen mit Gewissheit zum erwünschten Ziel führen. Dame zum Beispiel ist ein solches Spiel. Wer anfangen darf und keine Fehler macht, wird mit Gewissheit den Sieg davontragen. Nicht-optimale Strategien dagegen sind Verfahren, bei denen es keine Gewissheit geben kann, das erwünschte Ziel zu erreichen. Schach zum Beispiel ist ein solches Spiel. Wie immer wir eröffnen: Wir können gewinnen oder verlieren.
- 2000
Der Band enthält fünf Arbeiten, die um musik- und existenzphilosophische Fragen kreisen: um das Verhältnis von Musik, Liebe und Tod im altsumerischen Mythus von 'Ischtars Fahrt in das Land ohne Rückkehr' und im griechischen Orpheus-Mythus; um die Liebe zu aussermenschlichen Objekten (Pflanzen, Tieren, Landschaften und Symbol-Werten) und ihre Folgen für das Leben; um das Verhältnis von Melancholie und Leichtsinn; um das Verhältnis von globaler Einheit und regionaler Vielfalt in der Musikpädagogik am Ende des 20. Jahrhunderts und schliesslich um die Beziehung von Musik und Dichtung. Dabei werden die existentiellen Probleme in ihren Beziehungen zu den Künsten betrachtet und innerhalb der Künste überwiegend zur Musik. Das wiederum schliesst ein Verhältnis der Künste zu den entscheidenden Lebensfragen ein. Nirgends geht es um abgelöste ästhetische Probleme, aber auch nie um amusische Existenz. Die Kunst ist darin der Philosophie verwandt, dass sie in Zeichen Sinn zeigt. Deshalb befragt die Philosophie die Künste nach ihrer Wahrheit: dem anders gesetzten Sinn.
- 1997
Wie beurteilen Sie das Verhalten der offiziellen Schweiz und der Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs? Fühlen Sie sich persönlich verantwortlich oder gar haftbar für das Unrecht, das geschehen ist? Einige Dutzend 16- und 17jährige Schweizer Gymnasiastinnen und Gymnasiasten nahmen zu diesen Fragen Stellung, nachdem sie im Geschichtsunterricht über die Zeit zwischen 1939 und 1945 unterrichtet worden waren. Dabei versuchten die Lehrkräfte, auf jede moralische und politische Beeinflussung zu verzichten, die Diskussion in den Klassen aber jederzeit zu fördern. Ziel war es, einen selbständigen Denkprozess bei den Jugendlichen in Gang zu setzen und dabei die Stimmen derer zu hören, die man in der Regel vergisst, die aber schon morgen mitbestimmende Bürgerinnen und Bürger sein werden. Der Band versammelt die dabei entstandenen Texte.
- 1994
Einsamkeit und Kommunikation
Essays zur Geschichte des Denkens
Der Band „Einsamkeit und Kommunikation“ umfasst dreizehn Essays zur Geschichte des Denkens vom 17. bis ins 20. Jahrhundert. „Denken“ wird dabei nicht ausschliesslich fachphilosophisch verstanden. Ausser von Spinoza, Kant, Jaspers und Heidegger ist auch von Grillparzer, Ludwig Hohl und Daniel Poerri die Rede. Dabei geht es immer um Themen von zugleich existentieller und gesellschaftlicher Relevanz: um die Dialektik von Gehorsam und Widerstand, von nationaler Souveränität und Weltgemeinschaft, von Heimat und Aufbruch, von Pathos und Präzision, von erträumter Nähe und faktischer Distanz, von Einsamkeit und Kommunikation. Saners Textkenntnis ist minutiös und die Kenntnis der Gestalten, von denen er spricht, zugleich intim und umfassend. Das führt immer wieder zu unerwarteten Einsichten, in denen sich alles Historische als gegenwärtig erweist.
- 1993
Dieser Band enthält 14 Arbeiten aus den letzten Jahren zu anthropologischen, gesellschaftlichen und philosophischen Problemen. Einige der Essays betreten philosophissches Neuland. Das alle Texte verbindende Interesse ist die Grundfrage, welche Macht den Symbolen zukommt, mit Hilfe deren wir uns die Welt erschliessen.
- 1991
Ob zwei alte Männer sich gegenseitig der Verdammnis überantworten; ob Polizeistaffeln Jugendprobleme mit Tränengas und Knüppeln zu lösen versuchen; ob übersozialisierte Beamte im Auftrag einer aus der Kontrolle geratenen Staatsmaschinerie systematisch alle wodurch auch immer Verdächtigen beschnüffeln: immer ist die Angst vor der Offenheit und der Veränderung - letztlich die Angst vor der Freiheit des anderen - die treibende Kraft der Gewalt. Diese führt regelmässig in das Desaster, weil sie selber das Unglück ist, das vermieden werden soll. Solche Entwicklungen haben das politische und gesellschaftliche Leben der letzten Jahrzehnte wesentlich geprägt. Ihre Überwindung würde dann unmöglich, wenn eine neue Angst um sich griffe: die Angst vor der Möglichkeit, keine Feinde mehr zu haben.
- 1991
Identität und Widerstand
Fragen in einer verfallenden Demokratie
"Saners Buch ist im eigentlichen Sinn hilfreich für 'Leidende an der Demokratie', weil es exakt die 'Pflicht zum Widerstand in der Demokratie' zu formulieren vermag, und mehr und unbequemer, an welchem Punkt des Verfallens welcher Widerstand angemeldet werden müsse. Ich meine, Saners Buch ist Pfloicht-Lektüre für Demokraten, die die Schweiz noch interessiert.„ WochenZeitung “Dass sich Tabus - und seien sie noch so gut begründbar - und Demokratie, schon gar: direkte Demokratie, schlecht vertragen, daran erinnert Saner, seit er als politischer Publizist zu sprechen begonnen hat. Es geht ihm immer wieder um einen Begriff von Demokratie und Politik, der den Schwerpunkt nicht im Gedanken der Ordnung, der Sicherheit, des reibungslosen Funktionierens besitzt, sondern in der Unruhe von Rede und Gegenreden, in der Teilnahme aller in möglichst vielen Belangen, in der Annäherung ans Ideal herrschaftsfreier Identität zwischen Regierenden und Regierten." Neue Zürcher Zeitung
- 1990
Die Anarchie der Stille
- 200 Seiten
- 7 Lesestunden
Das Buch bricht aus der herkömmlichen philosophischen Schriftstellerei radikal aus. Es bindet sich weder an eine Einheit des Themas noch der Methode, noch des Stils. Es vertritt keine Lehre und propagiert keinen Sinn. Die Kurztexte aus zwei Jahrzehnten stehen - auch nicht chronologisch geordnet - zufällig nebeneinander und sind in keiner Weise aufeinander abgestimmt. Es ist deshalb unwichtig, in welcher Reihenfolge sie gelesen werden. Schreiben wird verstanden als ein Experiment, auf das der Leser in seiner Weise eingeht, und Philosophie als experimentelles Denken, dessen stärkste Qualitäten die Freiheit von allen Strickmustern und die Widerrufbarkeit sind. Dennoch sind diese „Texte ohne Botschaft“ ganz konkret, ob sie nun von der Philosophie, der Religion, den Künsten und Wissenschaften oder von den alltäglichen Dingen und der Politik handeln. Sie urteilen meist scharf und unversöhnlich, so etwa gegen Popper, Adorno, Pasolini, Heidegger, Reich-Ranicki u. a., und sie wagen sich in scheinbar absurde Konsequenzen vor. Die Vielfalt der aufgegriffenen Themen macht das Buch reich, die Relevanz der Gegenstände gehaltvoll, die Kürze der Texte unterhaltsam und die Prägnanz des Denkens und der Sprache immer wieder überraschend.