Die Freundschaft zweier Überlebender – ein Doppelporträt
Im Sommer 1955 treffen sich auf dem Harvard-Campus Henry Kissinger und Siegfried Unseld, zwei Überlebende mit gegensätzlichen Hintergründen. Ihre Freundschaft und Netzwerke prägen ihre Karrieren in Literatur und Politik. Willi Winkler erzählt die faszinierende Geschichte einer ungewöhnlichen Verbindung zwischen Deutschland und Amerika im 20. Jahrhundert.
Ein unstillbarer Drang zieht die Deutschen seit je nach Süden, dorthin, wo angeblich die Zitronen blühen und die Pizza herkommt. Pilger, Landsknechte und Provinzfürsten, die unbedingt Kaiser werden wollten, sind über die Jahrhunderte nach Italien gereist; Goethe natürlich auch, aber der wollte bloß malen.
Willi Winkler hat sich auf eine Wanderung durch einen einzigartigen Kulturraum begeben – mehr als tausenddreihundert Kilometer zu Fuß. Er ist alten und neuen Pilgerpfaden gefolgt und hat zwischen Autobahnen und Weinbergen eine unbekannte Welt erlebt. Wie Martin Luther bricht er in Wittenberg auf, Rom im Sinn und nicht ohne Angst vor den Alpen, die sich ihm in den Weg stellen werden. Unterwegs begegnet er thüringischen AfD-Sympathisanten, fränkischen Brauereibesitzerinnen, schwäbischen Corona-Leugnern, württembergischen Hochzeitern, Vorarlberger Bäckern und Schweizer Rheintöchtern. Er entdeckt verlassene Barockkirchen und die Poesie von Industrieruinen und wundert sich, wie geduldig ihn seine Füße tragen. Italien begrüßt ihn mit einem Eissturm und weitet sich dann zum traumschönen Comer See. Im Rücken die schneebedeckten Gipfel, geht es, wie es bei Eichendorff heißt, hinunter ins blühende Mailand. – Eine abenteuerliche Reise, die scheinbar Vertrautes mit neuen Augen sehen lässt. Für hartnäckige Daheimbleiber ebenso wie unheilbar Fernwehkranke.
Sie hatten ihre Karriere im Dienste des NS-Staates begonnen – und setzten sie bruchlos in der der neuen Bundesrepublik fort. So bereitwillig sie der braunen Ideologie gedient hatten, so engagiert traten sie nun für die Demokratie ein. Kriegsgerichtsräte fällten wieder ihre Urteile, einst regimetreue Professoren lehrten und die Journalisten aus den früheren Propagandakompanien schrieben, als hätten sie sich nichts vorzuwerfen. Damit gewann der junge Staat zwar politische Handlungsfreiheit zurück, gründete seinen Erfolg aber auf einen moralischen Widerspruch, der nicht aufzulösen war: Die Demokratie wurde mitaufgebaut von ihren Feinden. Zum 70. Geburtstag der Bundesrepublik legt Willi Winkler eine schonungslose Betrachtung ihrer Frühgeschichte vor. Mitreißend und faktengesättigt beschreibt er, wie der westdeutsche Staat trotz all seiner Zerrissenheiten zum Erfolgsmodell wurde – und er zeigt, welchen Anteil vermeintlich oder tatsächlich geläuterte Nazis daran hatten. Eine Parabel über Schuld und Scham, über Bewältigung und Versöhnung, und zugleich eine zwingende Lektüre für alle, die dieses Land von Grund auf verstehen wollen.
«Allein in der Berufung auf sein Gewissen stürzte Martin Luther eine Welt um, wie es sonst nur Kopernikus gelang.» Er war der größte Rebell, den die deutsche Geschichte aufzuweisen hat – und wollte doch nichts weniger sein. Martin Luther hat mit den sagenhaften Hammerschlägen, mit denen er seine 95 Thesen an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, das Mittelalter beendet und ein neues Zeitalter begründet: das, in dem wir heute leben. Die von ihm angestoßene Reformation wirkte wie ein ungeheurer Modernisierungsschub, auf Kunst und Alltagsleben, Literatur, Wissenschaft und Publizistik; Luthers Bibelübersetzung ist der Grundtext für das heutige Deutsch. Vor allem aber gab der entlaufene Augustinermönch den Deutschen zum ersten Mal einen Begriff von der Individualität des Menschen: Du allein verfügst über dich, nicht der Kaiser, nicht der Papst, niemand außer Gott. Luther ist eine einzigartige Figur in der europäischen Geschichte. Ohne ihn wäre die Welt ärmer – auf jeden Fall eine andere. Willi Winkler geht es darum, den ganzen Luther in den Blick zu nehmen, ihn als den Mann zu zeigen, der seine Welt vom Kopf auf die Füße gestellt hat, vor dem Hintergrund des aufregenden 16. Jahrhunderts, in dem die Neuzeit beginnt. Rechtzeitig zum Reformationsjahr erscheint diese große Biographie, die alle Anlagen zum Klassiker hat.
Achthundert Kilometer sind es zu Fuß vom atheistischen Hamburg ins erzkatholische Altötting. Willi Winkler hat sich im Winter 2013/14 auf diese Wallfahrt begeben – die ihn durch ein erstaunlich unbekanntes Deutschland führte. Für Wochen war er aus der Welt. Keine Finanzkrise, kein Kanzler-Machtwort, keine Fußballergebnisse, nichts. Dafür erfährt Winkler, dass Deutschland weiter geteilt ist: Im Norden kennt niemand das Altöttinger Gnadenbild, und von der Walhalla an der Donau aus gesehen liegt Hamburg irgendwo hinter den sieben Bergen Norwegens. Winkler bezwingt die Lüneburger Heide und die Grenze zur ehemaligen DDR, besucht den Halberstädter Dom und Luthers Sterbehaus in Eisleben, stapft im Fichtelgebirge durch tiefen Schnee. Er trifft Niedersachsen, richtige Sachsen, Thüringer und Bayern, Totengräber, Jäger, FC-Nürnberg-Fans, Waldarbeiter und Stammtischhocker. Die meisten erklären ihn für verrückt: von Hamburg nach Altötting? Zu Fuß? Im Winter? Aber Deutschland im Winter ist auch fast menschenleer, und unvermutet taucht hinter Einkaufscentern wieder eine Landschaft auf. In der Morgensonne warten selbst die Windparks auf einen neuen Caspar David Friedrich, und neben der ICE-Trasse fließt die Saale fast noch so, wie Goethe sie sah. Eine abenteuerliche Pilgerreise, nach der man unser Land ganz neu erlebt.
Keiner kennt ihn, und nicht wenige bezweifeln, dass es ihn überhaupt gegeben hat. François Genoud, ein Schweizer Bankier, überzeugter Nazi und Förderer des Linksterrorismus, bleibt eine rätselhafte Figur. Während des „Dritten Reichs“ arbeitete er für den deutschen Geheimdienst und erwarb später die Rechte an Joseph Goebbels' Schriften. In den Fünfzigern engagierte er sich im algerischen Befreiungskampf und wandte sich dann palästinensischen Terrororganisationen zu, die für spektakuläre Anschläge verantwortlich waren. Genoud unterstützte aktiv Wadi Haddad und Carlos bei Flugzeugentführungen und Attentaten und stand Kriegsverbrechern wie Adolf Eichmann und Klaus Barbie zur Seite. Willi Winkler beleuchtet das Leben dieses Mannes im Hintergrund, der mit den wichtigsten Geheimdiensten verbunden war, und zeichnet ein Psychogramm des Schattenmanns. Seine Geschichte eröffnet ein neues Licht auf die Verbindungen zwischen alten und neuen Nazis sowie deren Beziehungen zum Linksterrorismus. Winkler beschreibt Genoud mit der sprachlichen Geschicklichkeit eines Feuilletonisten, der Genauigkeit eines Historikers und dem sanften Sarkasmus eines Kenner der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts. Dabei erhellt er unbekannte Zusammenhänge, die bisher im Dämmerlicht des Extremismus lagen.
Der Expolizist und Privatdetektiv Duffy untersucht einen ungewöhnlichen Fall von Erpressung, der mit einer bizarren Messerattacke auf die Frau seines Klienten verbunden ist. Seine Ermittlungen führen ihn in Londons Halbwelt und das Rotlichtmilieu von Soho, wo er mit seiner eigenen bewegten Vergangenheit konfrontiert wird.
Die Geschichte der RAF will nicht vergehen. Dreißig Jahre nach dem Deutschen Herbst gibt es noch immer Spekulationen um die unaufgeklärten Morde, begangen von Bürgerkindern, die sich wie eine Armee bewaffneten und der Bundesrepublik den Krieg erklärten. Doch wer waren diese selbsternannten Guerillakämpfer eigentlich, was trieb sie in ihren gewalttätigen Wahn. Willi Winkler legt eine komplette Biographie der RAF vor, die von der Vorgeschichte bis zu ihrer Auflösungserklärung reicht - und zeichnet zugleich ein Psychogramm der Bundesrepublik.
Karl Philipp Moritz kämpfte sich aus dem religiösen Wahn seiner entbehrungsreichen Kindheit ins Licht der Aufklärung. Rasch stieg er zu einem der produktivsten Schriftsteller und Gelehrten seiner Zeit auf. In seinem Werk verbindet Moritz die «Werther»-Empfindsamkeit mit der Romantik und formuliert beiläufig die theoretische Grundlage der Weimarer Klassik. Sein psychologischer Entwicklungsroman «Anton Reiser», «ein Buch, wie es kein anderes Volk der Erde besitzt» (Arno Schmidt), steht am Anfang der modernen deutschen Literatur.
Vor nunmehr vierzig Jahren verheerten die Rolling Stones wie ein Hunnensturm erst England, dann das restliche Europa und schließlich die USA. Während sie die Skandalpresse beschäftigten, machten sie die wildeste Musik der Sechziger, spielten wie Blitz und Donner, produzierten reinen, unverfälschten Lärm, eben Rhythm & Blues, und trieben die Teenager auf der ganzen Welt zum Wahnsinn. Mick Jagger und Keith Richards haben einige der größten Hymnen der Rockgeschichte geschrieben: „Satisfaction“, „The Last Time“, „Paint It, Black“ - absolute Musik. Das ist lange her, aber wenn sich die Stones wieder zu einer ihrer unwiderruflich letzten Tourneen aufraffen, füllen sie jedes Stadion. Willi Winkler erzählt die Geschichte dieser Ausnahmeband, die alle Stürme, alle Moden überlebt hat - und lässt damit, wie nebenbei, vier Jahrzehnte Popkultur lebendig werden.