Praktisch ist Erziehung eine klare Sache. Früher brachte sie den preußischen Untertanen, heute den aufgeklärten Wähler und mündigen Steuerzahler hervor. Schulbeamte verfügen zu diesem Zweck über Erziehungsgewalt, nachdem sie einen Eid abgelegt haben. Früher auf den Kaiser, danach auf den Führer, jetzt auf die Verfassung. Ihre Gewalt setzen Lehrer ein, stellen Unterschiede an den Schülern her und schließen so die Mehrheit von ihnen von höherer Bildung aus. Daß sie ihnen damit eine Lebensperspektive in Lohnabhängigkeit mit eingebauter Arbeitslosigkeit eröffnen, ist bezweckt. So geht Erziehung ihren Gang. Die Wissenschaft von der Erziehung auch. Aber einen anderen. Sie vereidigt den Erzieher ideell noch einmal und zwar auf den Menschen. Für diesen Menschen erfindet sie sich in gut rassistischer Manier eine Natur, die immer nach der Erziehung verlangt, die ihm zuteil wird. Anpassung und Selbstbestimmung gelten dieser Wissenschaft als höchste Ziele – und vor allem: als Synonyme! Daß die Erziehung für die Berufshierarchie Sieger und Verlierer produziert, akzeptiert die Pädagogik als zwangsläufiges Resultat ihrer Menschenentfaltung: Begabung und Intelligenz stehen für innere Grenzen der Erziehung, Umwelt bzw. Sozialisation für äußere – an denen sich Erzieher angeblich fürchterlich abkämpfen. Die Wissenschaft von der Erziehung faßt sich in einem einzigen dicken Kompliment an die demokratischen Erziehungsanstalten zusammen. In ihm wird von der wirklichen Zurichtung des Nachwuchses abgesehen, um sie abzusegnen: Erziehung überhaupt ist gut, weil sie dem Menschen dient!
Freerk Huisken Bücher
Dieser Autor beschäftigt sich mit Wissenschaftskritik und politischen Fragestellungen. Seine Arbeit befasst sich mit der politischen Ökonomie des Bildungssektors und bietet tiefe Einblicke in die Funktionsweise der Gesellschaft. Durch seine Schriften und Vorträge regt er die Leser an, über komplexe gesellschaftliche Themen nachzudenken. Sein Ansatz ist analytisch und fordert dazu auf, etablierte Normen in Frage zu stellen.






FRIEDEN
Eine Kritik. Aus aktuellem Anlass.
Die Rede vom Frieden beherrscht die hiesige politische Debatte als moralische Rechtfertigung ihrer Kriegsbeteiligung gegen »das Böse« in Gestalt der Russischen Föderation. Sie setzt von heute auf morgen die politische Verpflichtung »Nie wieder Krieg!« außer kraft und findet sofort Unterstützung in den Reihen hiesiger Bürger. Als loyale Nationalmoral beherrscht sie die Medien, mit deren Hilfe zugleich die Fahndung nach »Putin-Verstehern« betrieben wird. Und wenn mit der westlichen Militärhilfe an die Ukraine die Ruinierung dieses Landes inklusive Teile seiner Bevölkerung in Kauf genommen wird, dann kann man sich fragen, wie die Nachkriegs-Friedensordnung wohl aussehen mag, um deren Sicherung es dem Westen allein zu tun. Eines steht fest: Mit einer solchen Friedensordnung werden nicht gewaltlose Verhältnisse innerhalb und zwischen den Ländern etabliert. Wenn Staaten sich beständig im Frieden aufrüsten und große Teile ihres nationalen Reichtums in Zerstörungsgerät investieren, dann rechnen sie mit Kriegen. Und da solche Kriege dann mit unschöner Regelmäßigkeit zwischen den Staaten ausbrechen, die sich dieser Ordnung widmen, dann stellt sich die Frage, was diese Verhältnisse derart instabil macht. Offensichtlich kommt der Frieden in dieser Welt ohne Krieg nicht aus. Das Urteil, Krieg und Frieden würden sich ausschließen, kann man getrost vergessen.
Deutsche Staatsbürger erklären ,,Gast"-Arbeiter und Asylanten zu ihren Feinden. Wie kommen die darauf? Sind die Gründe der derzeitigen Ausländerpolitik denn die ihren? Sie sind es nicht, aber sie machen sie dazu. Das ist die Leistung von Nationalisten.Die Kritik der Ausländerfeindlichkeit sollte dem herrschenden Nationalismus nicht mit einer Werbung für die Ausländer begegnen. Zu leicht werden dabei als Maßstäbe die hierzulande gültigen Anstandsregeln und Verkehrsformen akzeptiert. Soll man denn wirklich Ausländern empfehlen, sich vor dem rassistischen Nationalismus deutscher Bürger zu bewähren?Soll man für Ausländer wirklich jene ,,Rechte" einfordern, die schon den Inländern in der Regel nur die ordnungsgemäße Einordnung in ,,alter und neuer Armut" gestatten?
Über die Unregierbarkeit des Schulvolks
- 173 Seiten
- 7 Lesestunden
Schulen stehen im Fokus, da Lehrer oft mit den Schülern überfordert sind. Besonders an Haupt- und Realschulen werden Schüler, die keinen Ausweg sehen, und solche mit Migrationshintergrund, die die Illusion eines Schulabschlusses als Weg ins Berufsleben nicht mehr glauben, zusammengeführt. Viele sind frühzeitig auf Hartz-IV festgelegt und leben in Ghettos, wo sie von Arbeitslosigkeit und Abschiebung bedroht sind. In dieser verzweifelten Lage verwandeln Schüler die Schulen in einen „Jahrmarkt ihrer Eitelkeiten“ und zeigen, dass sie die sozialen Techniken des bürgerlichen Alltags verinnerlicht haben. Degradiert zum „sozialen Ausschuss“, agieren sie nach eigenen Regeln und leben ihren Drang nach Anerkennung und Selbstbewusstsein aus. Zudem gibt es die „Gewalttäter“ wie R. S. aus Erfurt oder S. B. aus Emsdetten, die beweisen, dass höhere Bildung vor Gewalttaten nicht schützt. Wenn Schüler kurz vor dem Abitur von Lehrern gefeuert werden und sich ungerecht behandelt fühlen, kann dies in einem blutigen „Feld der Ehre“ enden. Danach beklagt die Öffentlichkeit, dass das Konzept der „Ehre“ missverstanden wurde.
Jugendgewalt
Der Kult des Selbstbewußtseins und seine unerwünschten Früchtchen.
Nichts als Nationalismus
- 190 Seiten
- 7 Lesestunden
