Lob des krummen Holzes
Über Paul Wühr






Über Paul Wühr
Wie liest man Arno Schmidt (und Literatur überhaupt)? – Diese Frage steht im Mittelpunkt der Analysen von Drews. Seine unverzichtbaren Einsichten bieten dem Schmidt-Leser, den es ins ›Meer der (hermeneutischen) Entscheidungen‹ verschlagen hat, Hilfestellung beim Navigieren, ohne zu suggerieren, er habe stets festen Boden unter den Füßen. Jörg Drews’ stupende Kenntnis (nicht nur) deutschsprachiger Literatur des 20. Jahrhunderts ermöglicht es ihm, Schmidts „Zettel’s Traum“, seine Benutzung der Psychoanalyse Sigmund Freuds oder seine Übersetzungen und ›Lesbarmachungen‹ der Werke von Edgar Allan Poe und James Joyce einzuordnen und etwa den Roman »Kaff auch Mare Crisium« als wichtigen Markstein für das Ende der »ersten Phase der westdeutschen Nachkriegsliteratur« herauszustellen.
Mit Seume in Weimar. Vorträge des Cplloquiums zu Johann Gottfried Seume in Oßmannstedt 2007
Als das deutsche Athen sah um 1800 nicht nur der weitgereiste Schriftsteller Johann Gottfried Seume die Stadt Weimar. Wohl nicht ganz frei von Ironie bestätigt er damit die Einschätzung vieler Zeitgenossen, ohne die Gewissheit in Frage zu stellen, dass Weimar eben die kulturelle Hauptstadt – zumindest des protestantischen Teils – des alten Reiches war. Dass die Haltung eines ‚poeta minor‘, eines zudem politischen Autors wie Seume gegenüber diesem alles beherrschenden Zentrum der Genies und der Debatten zum Ästhetizismus nicht frei von Ambivalenzen war, tat aber seinen durchaus auch guten Beziehungen zu einzelnen Weimarer Persönlichkeiten keinen Abbruch. Der vorliegende Sammelband, der aus der Tagung Seume und Weimar auf dem Wieland-Gut Oßmannstedt im Jahr 2007 hervorgegangen ist, versammelt die dort gehaltenen Vorträge zu Seumes Weimarer Kontakten, die an die aktuelle Forschung zu Seumes spezifischer Autorschaft zwischen Fiktionalität und Authentizität anknüpfen und neue Ergebnisse vorlegen.
Liebe und Gedichte, Liebe in Gedichten - in den Zeiten der 'neuen Unübersichtlichkeit' führt diese Anthologie mitten hinein ins Liebeslabyrinth.
Vorträge der Colloquien zu Johann Gottfried Seume in Grimma, Riga und Tartu 2003 und 2005
Seume, der „berühmte Wanderer“ (Goethe), war vor allem auch ein Wanderer zwischen den Welten: Student, dann Soldat, dann habilitierter Universitätslehrer, wieder Soldat und schließlich Lektor und Privatlehrer: Botschaftssekretär und Freund von Archäologen, politischer Schriftsteller und Autobiograph, und dies zwischen Halifax in Nova Scotia und Warschau, auf Sizilien und in Rußland. Die Aufsätze des vorliegenden Bandes bringen mehr Licht in die Aktivitäten des großen deutschen Prosaisten und späten Aufklärers, des Lyrikers und Feindes Napoleons, des sächsischen Patrioten und Denkers der Zeitenwende um 1800 jenes Europa, das er kannte zwischen Paris und Riga, zwischen Palermo und Stockholm.
Liebesgedichte von Gottfried Benn bis Ernst Jandl Liebesgedichte nach 1945 fasst die Formen und Sprechweisen zusammen, zu denen die Dichter in den letzten fünfzig Jahren gefunden haben, von sinnlichen bis zu geistigen, von sexuellen bis zu zärtlichen, vom Jubel bis zur Verfluchung. Liebesgedichte von Erich Fried, Günter Eich, Paul Celan, Christine Lavant, Ernst Jandl, Friederike Mayröcker, Karl Krolow, H. C. Artmann, Gottfried Benn, Bert Brecht, Hans Magnus Enzensberger und vielen anderen.
Das zynische Wörterbuch dient der Zerstörung und Zersetzung. Es ist ein verantwortungsloses Unternehmen, das sich an verantwortungsbewußte, mit beiden Beinen im Leben stehende, an das Gute glaubende, pädagogische, engagierte, dynamische, sozial eingfestellte, soziakkritische, optimistische, aufbauende, mitmenschliche, gute und wertvolle Menschen wendet. Je heftiger der Ärger des Lesers, desto reiner die Freude bei Herausgeber und Verlag.
„Zettel's Traum“ ist das bekannteste und zugleich unerforschte Werk von Arno Schmidt. Bei seiner Veröffentlichung im April 1970 sorgte das 8,6 kg schwere Buch für Aufsehen und wurde sofort raubgedruckt. Während einige Leser von der Komplexität begeistert sind, empfinden andere Resignation, da die 1.334 großformatigen Seiten kaum untersucht wurden. 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung haben Doris Plöschberger und Jörg Drews Dokumente zur Entstehung und Publikation zusammengetragen, darunter Briefe von Arno und Alice Schmidt an Ernst Krawehl, ein vollständiges Interview mit Arno Schmidt und Gespräche mit den Raubdruckern. Der zweite Teil des Bandes bietet Studien zu Struktur und Motiven des Werkes, zu den Bildern, die darin vorkommen, sowie zu den Masken und Metamorphosen der Figuren. Es wird auch auf das Geisterpersonal, die Sirenen und Teufelinnen eingegangen, die nicht nur in diesem Werk, sondern auch in Schmidts Jugenderzählungen präsent sind. Zudem wird das Spannungsfeld zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei Schmidt thematisiert. Berichte von „Spiegel“-Reportern, Verlagsvertretern und Literaturkritikern beleuchten den Umgang mit dem Buch, seine Qualitäten und die Gründe für gelegentliche Längen. Claude Riehl, Sabine Kyora und andere Autoren reflektieren über dieses „irrealencyklopädische“ Werk.