Shakespeare wird hier in pädagogischer Absicht vorgestellt, als Erzieher. Gemeint ist nicht der Shakespeare im Fleisch, sondern sein Mythos. Mithin werden die unsterblichen Gestalten seiner Meisterwerke als Vorbilder gedeutet, als Modelle möglichen, wünschbaren Menschseins, in denen trotz aller Tragik das Diesseits heidnisch bejaht und gefeiert wird. Shakespeare selbst hat diese Lebenseinstellung noble genannt - edel in diesem Sinn sind alle seine großen Helden: Hamlet und Othello, Lear und Macbeth, Antonius und Cleopatra . Und solch heidnische Lebensbejahung hat Nachfolge gefunden; exemplarisch wird diese an Goethe und Schiller, Nietzsche und Klages angedeutet, die sich selbst als Heiden verstanden haben, als Ketzer in Ablehnung der tradierten christlichen Jenseitsgläubigkeit. Insgesamt mögen sie so für dieselbe Nachfolge Shakespeare heute werben.
Wilfried Kuckartz Bücher






Das Bild des Menschen im Spiegel der Kunst
Band 1 / Christus Maria, Michelangelo, Leonardo, Raffael, Rembrandt, Buddha Indien, Kreta Etrusker
Der Titel des Buches thematisiert ästhetische Erziehung und Bildung, insbesondere die Selbstbildung der Erzieher. Es geht um die Bildung durch Bilder, die verschiedene Darstellungen des Menschen in Meisterwerken der Kunst über fünf Jahrtausende reflektieren. Diese Bilder, die den Geist und die Kultur ihrer Zeit widerspiegeln, dienen der Bestätigung und Verklärung des Menschen, wie er sein sollte. Sie sind Sinnbilder, die gedeutet und verstanden werden müssen, und bieten eine Vielzahl von Wünschbarkeiten für ein menschenwürdiges Dasein. In pädagogischer Sprache formuliert, werden attraktive Vorbilder präsentiert, die zur Nachfolge anregen, vorausgesetzt, man glaubt an sie und möchte nach ihren Maßgaben leben. Im christlichen Abendland geschah dies über 2000 Jahre lang durch die „Imitatio Christi“. Jesus Christus wird als Hoch- und Vorbild des „wahren“ Menschseins betrachtet, wobei ausgewählte Bilder von ihm und Maria von der byzantinischen Kunst bis zur Renaissance und Barock analysiert werden. Es wird versucht, das menschlich Ansehnliche des abendländischen Christentums herauszustellen, insbesondere die Vermenschlichung des Gottesbildes. Der Band beleuchtet auch buddhistische Menschenbilder und indische Darstellungen, ergänzt durch antike Menschenbilder aus Kreta und Etrurien, illustriert mit fast 100 Abbildungen.