Wahrend uber die zeitliche Reihenfolge jener Schriften Platons, die heute der mittleren und spaten Gruppe zugewiesen werden, im wesentlichen Konsens erzielt ist, steht es um die fruhen Schriften schlechter. Ernst Heitsch begibt sich im vorliegenden Band auf die Suche nach plausiblen Antworten, mit welchen Texten Platon eigentlich begonnen hat.
Eine Episode aus der Geschichte des Wahrheitsbegriffs
29 Seiten
2 Lesestunden
Zwar ist unser Denken auf die Sprache angewiesen, doch gleichzeitig muss es sich der Unklarheiten und Verführungen, die jede Sprache beinhaltet, erwehren. Diese „fragwürdige Tatsache“ stellt Ernst Heitsch in seinem Vortrag zur Diskussion und betrachtet die Geschichte des Wahrheitsbegriffs aus philologischer Sicht.
English summary: In this text a member of the Platonic Academy who is influenced by Plato's early dialogues fabricates a conversation that Socrates has with the renowned sophist Hippias from Elis about the question what beauty is. The author, who evidently could not have known Socrates or Hippias, is dependent in his work on information from Plato, thus giving us a first glimpse, on the one hand, into the Plato reception and, on the other hand, when he has his interlocutors discuss distributive and collective properties, into the intellectual life of the Academy. German description: Das Adjektiv grosser im Titel bezieht sich auf den Umfang, verglichen mit einem kleineren Dialog desselben Namens. Der unbekannte Autor wird Platon (427-347) und Aristoteles (384-322) noch gekannt haben und gewahrt uns mit seiner Schrift einen Blick in das Leben und den Unterrichtsbetrieb der fruhen Akademie. Sokrates und der renommierte Gelehrte Hippias aus Elis fuhren in der ersten Halfte des Dialogs ein Gesprach uber die Frage, was eigentlich das Schone sei: Hier orientiert sich der Autor fur den Gesprachsstil im Wesentlichen an den fruheren Dialogen Platons. Die zweite Halfte, vor allem mit den Ausfuhrungen uber distributive und kollektive Eigenschaften, spiegelt eher die Diskussionen uber Probleme, wie sie seinerzeit in der Akademie aktuell waren.
Die Erzählung der Ilias gehört zu den bekanntesten literarischen Werken: Sie handelt von Kampf, Verwundung und Tod, von Angriff und Verteidigung, von Erfolg und Niederlage, Angst und Sorge, Trauer und Triumph. Es wird nicht nur geschildert, wie die menschlichen Charaktere die Werte einer vergangenen Heroenwelt thematisieren, auch die Götter besitzen in der Ilias eigene Normen, die nicht verletzt werden dürfen. Ernst Heitsch skizziert diese Werte und Normen anhand von drei Szenen der Ilias, um die Unberechenbarkeit der homerischen Götter darzustellen.
Das achte Buch des Thukydides gilt dem peloponnesischen Krieg (431-404 v. Chr.) nach der sizilischen Katastrophe (413 v. Chr.) und damit einer Phase, in der sich der Krieg in einer schwer zu übersehenden Zahl von Einzelhandlungen zu verlieren scheint. Trotzdem geht von der Darstellung des Geschehens eine eigentümliche Faszination aus, insofern der Leser hier der Geschichte als einem Prozess begegnet, den zwar viele zu bestimmen suchen, der aber über Wünsche und Absichten der Handelnden hinweg geht und nicht nur scheinbar Unterliegende als Opfer zurücklässt.
Der Versuch, ein literarisches Werk von Umfang und Eigenart der Ilias zu verstehen, führt, wie die Erfahrung von 200 Jahren Homerforschung lehrt, geradezu automatisch zu dem Versuch, die Genese dieses Werkes zu verstehen. Ernst Heitsch führt hierzu Überlegungen an.
Platon hat das Nachdenken über den Menschen und dessen Orientierungsziel auf eine neue Ebene gestellt. Nur wenig vereinfacht lässt sich behaupten, dass seither in der Philosophie nicht spekuliert, sondern debattiert und argumentiert wird. In den von Platon verfassten Dialogen des Sokrates mit verschiedenen Gesprächspartnern werden Fragen thematisiert, die seinem Gegenüber nichts anderes übrig lassen, als »über sich Rechenschaft zu geben, wie er jetzt lebt und wie er sein bisheriges Leben verbracht hat«, verbunden mit dem Eingeständnis, dass er über das ersehnte Wissen, ebenso wie Sokrates selbst, eben nicht verfügt. Folgende Dialoge werden interpretiert: Ion, Kleinerer Hippias, Laches, Gorgias, Protagoras, Charmides, Lysis, Euthydem, Menon, Euthyphron, Apologie, Kriton, Phaidon. Anhang: Franz von Kutschera: Die Entdeckung der Ideen.
Die Beiträge zur Altertumskunde enthalten Monographien, Sammelbände, Editionen, Übersetzungen und Kommentare zu Themen aus den Bereichen Klassische, Mittel- und Neulateinische Philologie, Alte Geschichte, Archäologie, Antike Philosophie sowie Nachwirken der Antike bis in die Neuzeit. Dadurch leistet die Reihe einen umfassenden Beitrag zur Erschließung klassischer Literatur und zur Forschung im gesamten Gebiet der Altertumswissenschaften.
In den hier vereinigten Beiträgen kommen Überlegungen der Alten zur Sprache, die seinerzeit Epoche gemacht und das Denken auf den Weg rationalen Argumentierens gebracht haben. Sie führen von Hesiod, dessen mythologisch-genealogische Spekulation mehr „Philosophie” enthält, als von einem frühen Epiker zu erwarten ist, über Xenophanes, Parmenides und Protagoras bis hin zu Platon. Die neun Beiträge, die ihm gewidmet sind, ergänzen die vor einigen Jahren erschienenen 'Wege zu Platon'.