Seminar : Abweichendes Verhalten I
Die selektiven Normen der Gesellschaft
Die selektiven Normen der Gesellschaft
Dargestellt am Schreinerhandwerk in Deutschland
Inhaltsverzeichnis1. Zielsetzung der Arbeit, theoretischer Bezugsrahmen und Forschungsmethoden.2. Gesamtgesellschaftliche Integration des Handwerks und der Schreiner.3. Funktionale Analyse und Berufsprestige.4. Die wirtschaftliche Situation und die daraus resultierenden Verhaltenskonsequenzen bei den Schreinern.5. Schlußbemerkung.
Kriminologie als Gesellschaftswissenschaft lässt sich ihre Fragestellungen nicht von Kriminalpolitik und Strafrechtspraxis vorgeben, sondern macht diese Kontrollinstanzen selbst zum Gegenstand der Analyse. Damit wird das traditionelle Paradigma aufgegeben, das nach Ursachen und Erklärungen kriminellen Verhaltens in Personen suchte, statt die gesellschaftlichen Konstruktionsprozesse von Kriminalität in den Mittelpunkt zu rücken. Seitdem der Soziologe Fritz Sack im Jahr 1968 Neue Perspektiven in der Kriminologie eröffnet hatte, konnte diese Disziplin im deutschsprachigen Raum nachhaltig als Gesellschaftswissenschaft betrieben werden. Eine Soziologie des Strafrechts fasst Kriminalität nicht länger als Merkmal von Personen, sondern als Ergebnis von Zuschreibungen durch Instanzen sozialer Kontrolle. Der damit vollzogene Paradigmenwechsel vermag bis heute eine kritische sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Recht, Staat, Ökonomie und Gesellschaft anzuleiten. Dieses Buch enthält eine Auswahl an vielzitierten und gleichwohl überwiegend vergriffenen Texten von Fritz Sack, die zu Recht als Klassiker der soziologischen Kriminalitätsforschung gelten.
In einem Festakt, der am 23. Mai 2003 im Vortragssaal der Bibliothek der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg stattfand, wurde der Soziologe Professor Dr. Helge Peters aus dem aktiven Dienst der Universität verabschiedet. Professor Dr. Walter Siebel, Direktor des ehemaligen Instituts für Soziologie, würdigte in seiner Laudatio, die genauso wie der Festvortrag des Hamburger Kriminialsoziologen Prof. Dr. Fritz Sack und die Worte des Dankes des nunmehr Emeritierten in dieser Ausgabe der Oldenburger Universitätsreden abgedruckt sind, die Verdienste von Helge Peters, der seit 1975 im Schwerpunkt Soziologie abweichenden Verhaltens und sozialer Kontrolle in Oldenburg lehrt und forscht. Mit dem Festredner Fritz Sack und Helge Peters verbindet sich übrigens der sog. 'definitionstheoretische Ansatz der Soziologie' in Deutschland; dessen Bedeutung für die Untersuchung der Funktionalität von sozialer Kontrolle für die Aufrechterhaltung politischer und ökonomischer Macht skizziert Walter Siebel in seiner Laudatio knapp und anschaulich. Als Entfaltung dieses Ansatzes und als Auseinandersetzung mit der These, dass Governing through crime die höchste Ausprägung ist, die die Beziehung zwischen Gesellschaft und Kriminalität erreichen kann, sind die Überlegungen von Fritz Sack zu lesen.